Eine Satellitenaufnahme zeigt die Inselgruppe Südgeorgien und darunter einen zerbrochenen Eisberg, der größer als die Insel selbst zu sein scheint.
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Der Eisberg A68a (unten in Einzelteilen) hat die Inselgruppe Südgeorgien (oben) knapp verfehlt.

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Riesiger Eisberg A-68a ändert Kurs und zerbricht

Vor wenigen Wochen steuerte der Eisberg "A-68a" gefährlich nah auf die Insel Südgeorgien zu und drohte, Millionen Pinguine zu gefährden. Nun ist die Gefahr erst einmal gebannt. Der Eisberg ist zerbrochen, wie neue Satellitenbilder zeigen.

Über dieses Thema berichtet: Bayern 2 am Samstagvormittag am .

Seit drei Jahren beobachtet die Europäische Raumfahrtbehörde ESA die Route und die Entwicklung des riesigen Eisbergs A-68a mit Satelliten. Damals, am 12. Juli 2017, hatte sich der Koloss vom Larsen-Schelfeis an der Ostküste der Antarktischen Halbinsel gelöst und war mit einer Fläche von 5.800 Quadratkilometern mehr als doppelt so groß wie das Saarland.

Nun hat der Berg schon mehrere riesige Eisbrocken verloren, zuletzt Mitte Dezember 2020. Laut ESA hatte er zuletzt "nur" noch eine Fläche von etwa 3.700 Quadratkilometern. Was aber - zumindest für das Ökosystem rund um die Insel Südgeorgien - noch viel wichtiger ist: Der Eisberg A-68a hatte sich erst im Uhrzeigersinn gedreht. Anschließend ist er in mehrere Einzelteile zerbrochen. Das belegen neue Satellitenbilder der Raumfahrtbehörde ESA. Er steuert damit erst einmal nicht mehr auf die Insel Südgeorgien zu, wie von den Wissenschaftlern befürchtet.

Riesiger Eisberg: Die Befürchtungen der ESA

Dass der Koloss weiter zerbricht, damit hatte die ESA bereits vor Monaten gerechnet. Der Berg sei nun in raueren Gewässern unterwegs, hieß es von der Raumfahrtbehörde damals.

Das etwa 1.400 Kilometer östlich der argentinischen Küste gelegene Südgeorgien und der Rest der gleichnamigen Inselgruppe ist aber nicht nur von rauer See umgeben. Es liegt auch abgelegen und ist nicht durchgehend von Menschen bevölkert. Vor allem Millionen Pinguine leben dort, um die sich die ESA und andere Wissenschaftler aufgrund des herannahenden Kolosses in den vergangenen Tagen große Sorgen machten. "Die große Sorge ist, dass […] der Berg lange Zeit dort bleibt und durch das Schmelzen, das kalte Frischwasser, das Ökosystem beeinflussen könnte - auch die Routen, die die Tiere zu ihren Fanggebieten nehmen", sagte Daniela Jansen, Glaziologin am Alfred-Wegener-Institut, Mitte Dezember 2020 in einem BR-Interview. Ein Szenario, das Wissenschaftler schon 2004 beobachten konnten. Damals war vor der Insel ein anderer Eisberg auf Grund gelaufen. Viele tote Pinguin- und Robbenjunge entlang der Küste hatte dies laut ESA damals zur Folge gehabt. Beim A-68a gibt es nun seit dem 18. Dezember 2020 erst einmal Entwarnung.

Warum der Eisberg A-68a heißt

Der Eisberg trägt seit den Abspaltungen den Namen A-68a - die abgebrochenen Eisberge heißen A68-b und A68-c. Der Name setzt sich aus einem Buchstaben für das Herkunftsgebiet und einer laufenden Nummer zusammen. Der Buchstabe steht für den Quadranten, in dem der Eisberg entdeckt wurde. Ursprünglich trug der Eisberg daher den Namen A68.

Eisberg A-68a: Expedition soll mehr Daten liefern

Dass sich Eisbrocken von der Antarktis lösen, ist ein normaler Vorgang. Selten aber sind sie so groß. Das Teil, das gerade abgebrochen ist, ist laut ESA in etwa so groß wie die südspanische Stadt Sevilla. Im Jahr 2019 war ebenfalls ein übergroßer Eisberg abgerissen, er hatte die Größe des Großraums von London. Neue Erkenntnisse erhoffen sich Wissenschaftler wie Daniela Jansen vom Alfred-Wegener-Institut durch eine Expedition des "British Antarctic Survey", die im Januar 2021 losgehen soll.

Das Eis in der Antarktis ist seit 2012 deutlich schneller geschmolzen als zuvor. Der Kontinent rund um den Südpol habe seitdem nahezu dreimal so viel Eismasse verloren wie in der Zeit davor. Das ist das Ergebnis einer Studie des Alfred-Wegener-Instituts in Bremerhaven.

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Eisberg "A-68a"
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Der riesige Eisberg "A-68a", zuletzt auf Kollisionskurs mit der Insel, hat einen großen Eisbrocken verloren.

quer vom 13.2.2020
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