Frau, die ausatmet, im Winter
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Nicht bewiesen, aber auch nicht ausgeschlossen: Ansteckung über die Atemluft mit dem Coronavirus Sars-CoV-2

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Coronavirus: Übertragung durch die Luft möglich?

Können auch winzige Tröpfchen mit Viren in der Luft das Coronavirus Sars-CoV-2 übertragen und Covid-19 auslösen? Beweise gibt es dafür nicht. Wissenschaftler halten dies aber zumindest für möglich.

Über dieses Thema berichtet: IQ - Wissenschaft und Forschung am .

Das Coronavirus Sars-CoV-2 verbreitet sich über Speichel- und Schleimtröpfchen. Beim Husten, Niesen und lauten Sprechen werden sie ausgestoßen und können viele Viren enthalten. Auch beim normalen Sprechen und Atmen entstehen Sekrettröpfchen. Allerdings sind diese winzig klein und schweben eine Zeitlang als Aerosol in der Luft herum. Dieses Aerosol können andere Menschen einatmen und sich möglicherweise mit den enthaltenen Viren infizieren. Einen Beleg für diesen Übertragungsweg gibt es bislang aber nicht.

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Nachweis von Viren kein Beweis für Infektionsgefahr

An der Luft trocknet das Sars-2-Coronavirus rasch aus. In einem Laborexperiment ließen sich allerdings lebensfähige Viren in einem Aerosol noch nach drei Stunden nachweisen. In anderen Studien konnten Forscher in Aerosolen bereits das Erbmaterial (RNA) von Sars-2-Coronaviren nachweisen, zum Beispiel in der Luft von Isolierstationen in Singapur und am Medical Center der University of Nebraska. Die National Academy of Medicine in den USA warnt inzwischen davor, dass Sars-CoV-2 durch Aerosole, die Infizierte ausatmen, verbreitet werden könnte. Allerdings sind die zum Nachweis verwendeten RNA-Tests sehr empfindlich und reagieren schon auf kleinste Mengen des Erbguts. Sie können jedoch nicht feststellen, ob die Viren noch intakt und ansteckend sind und ob ihre Menge für eine Infektion reichen würde.

Übertragung über die Luft nicht ausgeschlossen

Auch Versuche in Südkorea mit Frettchen, die ähnlich wie Menschen auf Sars-CoV-2 reagieren, lieferten keinen Beweis, dass eine Übertragung durch die Luft möglich ist. Infizierte Tiere wurden mit nicht infizierten gemeinsam in einem Käfig gehalten. Nach zwei Tagen hatten alle Tiere das Virus und zeigten die typische Symptome Husten und leichtes Fieber. Vergleichsgruppe waren Frettchen, die in der Nähe in einem anderen Käfig lebten. In diesen Käfig wurde die Luft aus dem Käfig der infizierten Frettchen geleitet. Bei den Tieren im separierten Käfig waren keine Krankheitssymptome festzustellen. Allerdings fanden die Wissenschaftler im Kot und in der Nasenschleimhaut dieser Frettchen RNA des Virus. Bei einem Frettchen entdecken sie sogar Antikörper, was eine Aktivierung des Immunsystems anzeigt. Die Forscher kamen zu dem Ergebnis, dass anhaltender und direkter Kontakt Voraussetzung für eine Ansteckung mit klinischen Symptomen ist. Allerdings schlossen sie nicht komplett aus, dass eine Ansteckung auch über die Luft möglich sein könnte.

Wissenschaftler raten zur Vorbeugung

Ob Sars-CoV-2 über die Luft übertragbar ist oder nicht, ist derzeit wissenschaftlich ungeklärt. Bis genug Daten für eine stichhaltige Antwort gesammelt sind, könnten aber Jahre vergehen und viele Menschen sterben, warnen Wissenschaftler im Fachmagazin Nature. Sie empfehlen Vorsichtsmaßnahmen wie die verstärkte Belüftung von Innenräumen und das Tragen von Nase-Mund-Schutz in der Öffentlichkeit.