3D-Modell Gehirn und Coronavirus
Bildrechte: picture alliance / Zoonar | Alexander Limbach

Das Coronvirus kann auch das Gehirn angreifen.

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Corona-Infektion kann Gehirn schrumpfen lassen

Wissenschaftler haben die Gehirne von Covid-19-Patienten gescannt. Die Erkenntnis: Nach der Corona-Infektion waren die Gehirne kleiner geworden - besonders in den Regionen, die für den Geruchssinn zuständig sind.

Über dieses Thema berichtet: IQ - Wissenschaft und Forschung am .

Ein typisches Symptom bei einer Coronavirus-Infektion ist der Verlust des Geruchssinns. Die Ursache sind Entzündungen, die die Geruchsrezeptoren in der Nase schädigen. Covid-19 kann aber auch neurologische Schäden im Gehirn anrichten. Laut einer Studie der Universität Oxford, die in der Fachzeitschrift Nature erschienen ist, kann eine Coronavirus-Infektion das Gehirn schrumpfen lassen.

Nach einer Covid-19-Erkrankung verringerte sich demnach bei Patienten die graue Substanz in Regionen, die für Emotionen und Gedächtnis zuständig sind. Auch Bereiche, die mit dem Geruchssinn verknüpft sind, waren geschädigt. Diese Auswirkungen beobachteten die Wissenschaftler auch bei Menschen, die einen sogenannten milden Krankheitsverlauf hatten und wegen ihrer Infektion nicht ins Krankenhaus mussten.

"Es gibt starke Hinweise auf hirnbezogene Anomalien bei Covid-19", erklärten die Wissenschaftler. Selbst in leichten Fällen zeigten die Studienteilnehmer eine Verschlechterung der Hirnfunktionen, die für Konzentration und Organisation zuständig sind. Im Durchschnitt schrumpfte die Gehirngröße zwischen 0,2 und zwei Prozent.

Im Rahmen der Studie wurden die Gehirnveränderungen von 785 Probanden im Alter von 51 bis 81 Jahren untersucht. Zum Einsatz kamen unterschiedliche bildgebende Verfahren wie Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT). Die Gehirne der Studienteilnehmer wurden zweimal gescannt. Darunter waren 401 Personen, die zwischen den beiden Scans ein positives Coronavirus-Testergebnis erhielten. Der zweite Gehirn-Scan erfolgte im Schnitt 141 Tage nach der Diagnose der Infektion.

Schäden im Gehirn in Regionen für Geruchssinn und Gedächtnis

Die Wissenschaftler stellten fest, dass bei den Covid-19-Patienten die graue Substanz im orbitofrontalen Kortex und im Gyrus parahippocampalis an Dicke verloren hatte. Diese Regionen sind unter anderem für Geruchssinn und Gedächtnis zuständig. Darüber hinaus gab es Hinweise auf Gewebeschäden im olfaktorischen Kortex, der Geruchsreize verarbeitet.

Die durchschnittliche Größe des Gehirns schrumpfte bei den mit SARS-CoV-2 infizierten Studienteilnehmern auch insgesamt. Die kognitiven Fähigkeiten sanken zwischen den beiden Scans ebenfalls. Zur Kontrolle untersuchten die Wissenschaftler Patienten mit einer Lungenentzündung, deren Ursache nicht das Coronavirus war. Der Vergleich diente als Nachweis, dass Covid-19 die Ursache der Veränderungen im Gehirn war und diese nicht von Atemwegserkrankungen allgemein hervorgerufen werden.

Wie die Schäden im Gehirn entstehen, ist noch unbekannt. Covid-19 könnte sich über die Nervenbahnen des Geruchssinns ausbreiten oder über Entzündungen des Nervensystems. Es könnte aber auch sein, dass der Verlust des Geruchssinns zu einem Mangel an Reizen führt und die betroffenen Gehirnregionen "aus Langeweile" schrumpfen. Ob die Schäden dauerhaft bestehen bleiben oder sich zumindest teilweise zurückentwickeln können, muss nach Ansicht der Wissenschaftler weiter untersucht werden. Andere Studien, bei denen allerdings keine Gehirn-Scans verglichen wurden, haben bereits gezeigt, dass sich die Sinneswahrnehmung bei betroffenen Covid-19-Patienten mit der Zeit wieder erholt oder zumindest verbessert. Meist geschieht dies innerhalb weniger Wochen. Manchmal dauert die Genesung allerdings deutlich länger.

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