Auf dem Asteroiden Ryugu befinden sich unter anderem dunkle Brocken mit einer krümeligen, blumenkohlartigen Oberfläche mit Mineral-Einsprengseln.
Bildrechte: MASCOT/DLR/JAXA

Auf dem Asteroiden Ryugu befinden sich unter anderem dunkle Brocken mit einer krümeligen, blumenkohlartigen Oberfläche mit Mineral-Einsprengseln.

Per Mail sharen
Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Blumenkohlfelsen & Co.: Asteroid Ryugus rätselhafte Seiten

Als MASCOT im Oktober 2018 auf dem Asteroiden Ryugu landete, nahm er unzählige Bilder auf. Die Auswertung der Bilddaten zeigt verschiedene Gesteinstypen, die darauf hindeuten könnten, dass Ryugu durch eine Kollision zweier Körper entstanden ist.

Die japanische Asteroidensonde Hayabusa 2 ist im Juni 2018 nach dreieinhalbjähriger Reise beim erdnahen Asteroiden Ryugu angekommen. Die Bilder, die der deutsch-französische Lander MASCOT im Oktober 2018 während seines 17-Stunden-Aufenthalts auf der Oberfläche von Ryugu gemacht hat, wurden jetzt genauer ausgewertet. Dabei entdeckten Wissenschaftler um den DLR-Planetenforscher Prof. Dr. Ralf Jaumann spannende Details, unter anderem zur möglichen Entstehung des Asteroiden.

Asteroid mit poröser Oberfläche

Der Asteroid Ryugu besteht aus unzähligen, unterschiedlich großen Gesteinsbrocken. Aufgrund von Messungen, die MASCOT mit dem Radiometer MARA durchgeführt hat, gehen die Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) davon aus, dass ein großer Teil des Asteroiden von Hohlräumen durchzogen sein muss, die den Körper wahrscheinlich sehr zerbrechlich machen. Sollte ein Asteroid mit einer solch porösen Beschaffenheit mit der Erde kollidieren, würden es vermutlich nur die größten Bruchstücke auf die Erdoberfläche schaffen. Kleinere Bruchstücke würden beim Eintritt in die Erdatmosphäre weiter zerfallen und wohl vollständig verglühen. Ryugu ist zwar ein erdnaher Asteroid, kommt aber auf seiner Bahn nie in unmittelbare Nähe der Erde.

Glatte Felsblöcke und Blumenkohlfelsen

Auf den Bildern, die MASCOT während des Abstiegs und auf der Oberfläche von Ryugu aufgenommen hat, sind zwei Arten von Gesteinstypen zu erkennen. Dunkle Brocken mit einer krümeligen, blumenkohlartigen Oberfläche und etwas hellere Felsblöcke mit glatten Bruchflächen und scharfen Kanten. Auf dem Bild oben befanden sich die dunklen, unregelmäßigen Felsen unmittelbar vor dem Objektiv und wurden mit eingebauten Leuchtdioden angestrahlt. Die beiden Felstypen sind zu etwa gleichen Teilen auf Ryugu verteilt. Zwei mögliche Entstehungsgeschichten des Asteroiden lassen sich daraus ableiten:

"Zum einen könnte Ryugu nach der Kollision zweier Körper aus unterschiedlichem Material entstanden sein, die dabei zerbrochen sind und die Bruchstücke sich gravitativ zu einem neuen Körper mit den zwei unterschiedlichen Felssorten zusammengefügt haben. Oder aber Ryugu ist das Überbleibsel eines einzelnen Körpers, in dem es im Inneren Zonen verschiedene Temperatur- und Druckbedingungen gab und so dort zwei Typen von Gesteinen entstanden sind." Prof. Dr. Ralf Jaumann, Institut für Planetenforschung (DLR)

Gestein erinnert an urtümliche Meteoriten

Im dunklen, unregelmäßigen Gestein sind helle Einschlüsse zu erkennen, die die Wissenschaftler als reflektierende Minerale identifizieren. Diese Einsprengsel erinnern an eine seltene Klasse von kohlenstoffhaltigen Steinmeteoriten, die sogenannten "CI-Chondriten". Bruchstücke solcher Meteoriten waren zum Beispiel im Jahr 2000 auf dem zugefrorenen Tagish Lake in Kanada gefunden worden. Diese Meteoriten sind mit die ältesten Bestandteile des Sonnensystems, Überbleibsel der ersten festen Körper der stellaren Urwolke.

Kein Staub auf Ryugu

Erstaunt waren die Forscher darüber, dass der Asteroid zwar von Gesteinsbrocken übersät ist, aber keinerlei Staub zu finden ist. Eigentlich müsste der laut Jaumann reichlich vorhanden sein, denn der Asteroid wurde über Milliarden von Jahren von Mikrometeoriten beschossen. Seiner Einschätzung nach ist der Staub entweder in Hohlräumen verschwunden oder bei der geringen Schwerkraft des Asteroiden (ein 60.000stel der Erdanziehungskraft) ins All entwichen.

Mission Hayabusa 2

Die Teilmission des Landers MASCOT ist abgeschlossen. Der Sonde Hayabusa 2 selbst sind inzwischen zwei Landungen auf Ryugu geglückt, bei der sie Proben aus Kratern einsammeln konnte, die sie zuvor in den Asteroiden geschossen hatte. Ende 2020 soll die Sonde mit den Proben zur Erde zurückkehren.