Eine Bautafel steht vor der Baustelle mehrerer Miethäuser.
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Der Alptraum jedes Immobilienkäufers: Die Firma, die das Gebäude erstellt, geht pleite. Wie geht es dann weiter?

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Wohnimmobilien: Was tun, wenn der Bauträger pleite geht?

Höhere Zinsen und stark gestiegene Baukosten setzen der Immobilienbranche zu. Was tun, wenn der Bauträger pleite ist? Droht eine Bauruine, statt dass der Traum von den eigenen vier Wänden verwirklicht wird?

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Die Zinswende schlägt auf den Immobilienmarkt durch: Die Bayerische Landesbank rechnet damit, dass bis zu 15 Prozent der Bauträger in Deutschland vom Markt verschwinden könnten. Bauträger sind Immobilienunternehmen, die ihren Kunden Häuser oder Wohnungen zum Kauf anbieten, die erst noch entstehen sollen. Oft können Käufer dann noch mitbestimmen, etwa wie das Bad ausgestattet sein soll oder welche Böden verlegt werden. Die Käufer tragen aber auch das Risiko, falls ein Bauträger Pleite gehen sollte.

Nürnberg will Bauruinen vermeiden

Bauruinen wären das Schlimmste. So sieht es Nürnbergs Oberbürgermeister Markus König. Die Stadt werde sich deshalb auch künftig weiter bemühen, im Fall der Pleite von Bauträgern, zügig Lösungen zu finden. So wie in den vergangenen Wochen, als ein großes Immobilienunternehmen pleite ging und schnell der Kontakt zum Insolvenzverwalter gesucht wurde.

"Wir konnten es wirklich regional lösen. Wir haben jetzt auch einen regionalen Bauunternehmer, der eingestiegen ist. Der jetzt diese Baustellen weiter bebauen wird. Und ich bin auch dankbar, dass wir den Investoren, sowohl den Privaten, also es sind private Eigentümer, die das weiter vermieten, aber auch eigen nutzen wollen, dass wir denen eine Perspektive geben", so König.

Banken sind an Fertigstellung interessiert

Stillstand auf der Baustelle wollen auch die Banken nicht. Das gemeinsame Ziel müsse lauten: fertig zu bauen, so der Firmenkundenvorstand der Sparkasse Nürnberg, Matthias Wittmann. "Dass der Kunde dann auch irgendwann einzieht oder das Objekt in die Vermietung bringt. Und aus dem Grund ist unser oberstes Ziel, gemeinsam mit dem Kunden eine Lösung zu finden."

Wäre nicht mehr absehbar, wann eine Immobilie fertig wird, könnten Kunden in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Weil sie keine Aussicht auf Mieteinnahmen haben, um ihren Kredit zurückzuzahlen. Oder auch selbst nicht in die neue Wohnung können.

Ausstieg kann Verluste nach sich ziehen

Aus einem Bauvorhaben ganz auszusteigen, könnte nach der Pleite eines Bauträgers - je nach Vertrag - zwar eine Option sein. Manchmal enthält ein Vertrag auch Rücktrittklauseln. Das muss aber nicht immer zum Vorteil der Kunden sein. Betroffene müssen damit rechnen, dass sie bei einem Insolvenzverfahren nur einen Teil ihres bereits gezahlten Geldes zurückbekommt, warnt der Anwalt und Insolvenzrechtsexperte Raoul Kreide. "Dann bekommen sie vielleicht zehn Prozent, von dem, was sie gezahlt haben zurück. Das ist in der Regel nicht das, was sinnvoll ist. Nicht das, was wirtschaftlich ist. Und deswegen wäre es immer erstrebenswert, irgendwie zu schauen, dass man gemeinsam an einem Strang zieht, das Objekt irgendwie fertigstellt."

Neuer Bauträger ist eventuell teurer

Häufig müssten dann neue Mittel aufgetrieben werden. Denn findet sich ein Bauträger, der vom Insolvenzverwaltern ein Projekt übernehmen möchte, entsteht eine neue Situation. Das neue Unternehmen möchte dann vielleicht mehr Geld für die Beendigung des Bauvorhabens. "Und der dann sagt, ja, die Kosten sind etwas gestiegen, aber wenn sie nochmal 10.000 Euro mehr zahlen, dann können wir ihnen das fertigstellen", so Kreide.

Geld nachzuschießen sei in vielen Fällen aber besser, als zu lange zu warten. Oder mit anderen Geschädigten zu versuchen, selbst das Objekt fertig zu bauen. Was sehr kompliziert werden kann. "Dann muss ich mich um alles selbst kümmern. Muss mir vielleicht einen Architekten suchen, weil ich auch die alten Planungen nicht bekomme. Das sind also tatsächlich ein bisschen schwierige Situationen. Und auch andere Fälle, die wir in der Praxis leider häufiger sehen: Dass man Geld bezahlt hat und das, was da steht, vielleicht den Preis nicht Wert ist."

Bauträger vor Vertragsunterzeichnung prüfen

Verluste für die Kunden seien bei einer Insolvenz des Bauträgers kaum zu vermeiden. Die Stadtsparkasse München rät, vor Vertragsunterzeichnung genau hinzuschauen, welche Referenzprojekte ein Unternehmen bereits vorzuweisen hat. Und ob es schon länger am Markt ist oder noch ganz neu. Besitzt die Firma selbst Immobilien und ist nicht nur auf das Bauträgergeschäft angewiesen, könnte das ebenfalls ein gutes Zeichen sein.

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