Kühlelemente von va-Q-Tech, die nicht zuletzt für Medikamente genutzt werden.
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Kühlelemente von va-Q-Tech, die nicht zuletzt für Medikamente genutzt werden.

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Trotz Rekordgeschäft: va-Q-tec will Corona hinter sich lassen

In der Hochphase der Corona-Pandemie war der Dämmstoffspezialist va-Q-tec international in vieler Munde. Mit Investitionen ging das Unternehmen ein hohes Risiko ein. Jetzt will die Firma das Corona-Geschäft hinter sich lassen und neue Märkte erobern.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Mainfranken am .

Bilder, die Ende 2020 aus Würzburg um die Welt gingen: Dick eingepackte Mitarbeiter der Firma va-Q-tec ziehen eisgekühlte Container für den Impfstoff-Transport aus Super-Gefrierschränken. Auf diesen Containern und Boxen ruhten die Hoffnungen auf eine sichere Lieferung der Corona-Impfstoffe. Stabile minus 70 Grad benötigt beispielsweise der Corona-Impfstoff von BionTech/Pfizer, um nicht kaputt zu gehen. In diesen Tagen machte sich die Würzburger Firma international einen Namen, denn in ihren Boxen schipperten die Impfstoffe um den ganzen Globus.

Corona-Geschäft nimmt nach und nach ab

In Spitzenzeiten war fast jeden Tag ein Fernsehteam aus einem anderen Land zu Gast in der Würzburger Werkshalle, sagt Marketing-Chef Moritz von Wysiecki. Inzwischen ist es in der Fertigung wieder etwas ruhiger geworden. Die Maschinen laufen nicht mehr 24 Stunden an sieben Tage die Woche, wie noch in der Hochphase der Corona-Pandemie.

Das Corona-Geschäft nimmt bereits seit 2021 nach und nach ab – und trotzdem stieg der Umsatz des Unternehmens zuletzt immer weiter. Im vergangenen Jahr knackte va-Q-tec erstmals die Marke von 100 Millionen Euro Umsatz im Jahr. Ein Grund dafür dürfte sein, dass die Firma international bekannter wurde. Es liegt aber auch an Trends in der Branche insgesamt.

Immer mehr Medikamente müssen temperaturkontrolliert transportiert werden

"Heutzutage ist es so, dass unter den Top hundert Medikamenten schon über 70 temperaturkontrolliert transportiert und gelagert werden müssen", sagt Joachim Kuhn, Gründer und Vorstandsvorsitzender von va-Q-tec. Laut Kuhn könnten dies bald 100 Prozent sein. Keine Überraschung also, dass das Unternehmen seit Längerem das Interesse von internationalen Investoren geweckt hat.

Schwedischer Investor will Mehrheit der AG übernehmen

Der schwedische Investor EQT will nun Ernst machen und so bald wie möglich die Mehrheit der va-Q-tec AG übernehmen. Dem öffentlichen Angebot zufolge bietet EQT Aktionärinnen und Aktionären bis Mitte Februar 26 Euro pro Aktie, also etwas mehr als den aktuellen Kurs. Die Schweden setzen für den Deal dem Vernehmen nach unter anderem auf die finanzielle Unterstützung eines Staatsfonds aus den Vereinigten Arabischen Emiraten.

In Würzburg sollen dadurch erst einmal keine Arbeitsplätze gefährdet sein, teilte das Unternehmen BR24 im Dezember mit. Auch Joachim Kuhn und die Gründerfamilie insgesamt blieben weiter engagiert. Am Standort in Unterfranken wolle man das Corona-Geschäft mit neuen Innovationen nach und nach hinter sich lassen. Denn auch bei möglichen neuen Trends in der Medizin wie der Gentherapie sieht sich das Unternehmen gefordert. Die Temperaturanforderungen in der Branche werden laut Kuhn immer härter.

va-Q-tec will mehr Planungssicherheit

Mit Blick auf das aktuelle Geschäftsjahr wünscht sich das Unternehmen vor allem eins: Planungssicherheit. "Unterm Strich, mit all den Erfahrungen, die wir gesammelt haben, mit all der Reputation, die wir gewonnen haben, hat uns Corona auf jeden Fall weitergebracht, nach vorne", sagt Kuhn: "Aber die vielen Hochs und Tiefs, die wir da erlebt haben und hin und her und vor und zurück, die möchte ich, nicht nochmal so in der Form haben."

Kuhn schildert, dass va-Q-tec in der Zeit Risiken eingegangen sei und große Investitionen getätigt habe, ohne zu wissen, wie sich die Nachfrage in Pandemiezeiten entwickelt. Als Beispiel nennt er den Transport von Corona-Testkits in der Frühphase der Pandemie von einem Hersteller aus Südkorea.

50 Prozent aller Testkits wurden zwischenzeitlich mit den Boxen der Firma geliefert

"Alle wollten die", so Kuhn, " die musste man aber auch bei minus 20 Grad transportieren. Wir haben dann quasi auf Verdacht Material hingeschickt." In der Zeit habe es kaum Flüge gegeben. "Wir haben tatsächlich Flugzeuge gechartert, um dort Materialien hinzubekommen, die dann wiederum genutzt wurden, um aus Korea heraus bei minus 20 Grad alles in alle Welt zu transportieren", sagt va-Q-tec-CEO Kuhn. Zwischenzeitlich seien rund die Hälfte aller Testkits weltweit in Boxen der Firma va-Q-tec unterwegs gewesen.

Flexibilität und Erfindergeist in der Krise zahlen sich aus

Das Risiko hat sich gelohnt: Flexibilität und Erfindergeist waren generell das beste Mittel, um auch in der Pandemie erfolgreich zu wirtschaften, teilt die IHK Würzburg-Schweinfurt BR24 auf Anfrage mit. So sattelte das tierärztliche Diagnostiklabor Laboklin beispielsweise auf Human-PCR-Tests um. "Viele Unternehmen hätten erkannt, dass eine krisenhafte Welt heute zum Normalfall geworden ist und versuchen, mehr Flexibilität im Alltag zu verankern", so ein Sprecher der IHK.

Auch bei va-Q-tec ist der Blick schon längst auf die nächste Krise, die der Energieknappheit gerichtet. Mit Dämmstoffen für energieeffizientere Kühlschränke oder Wärmespeicher will man sich auf dem Markt behaupten.

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