Bäckermeister Andreas Rother steht seit drei Uhr morgens in seiner Backstube in Winterhausen im Landkreis Würzburg, rollt Hörnchen, schiebt Brote in den Ofen und bestreut Brezeln mit Salz. Also ein ganz gewöhnlicher Sonntag für den 48-jährigen Bäcker? Nicht ganz, denn Rother hatte Ende November seine Bäckerei in Winterhausen geschlossen, die er 2017 übernommen hatte. Nach Corona-Einbußen litt er unter den stark gestiegenen Energiepreisen. So hatte sich etwa sein Stromabschlag im November 2022 im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt. Rother wollte und konnte so nicht weitermachen.
Große Unterstützung in Winterhausen
Doch nun steht er wieder hier in seiner verwinkelten Backstube. "Ich habe ja gehofft, dass wir wiedereröffnen können. Und ich habe vor knapp sechs Jahren die Bäckerei übernommen, weil ich das gerne mache. Jetzt bin ich wieder zurück, jetzt fangen wir wieder ganz klein an", sagt er gegenüber BR24. Grund dafür seien die langsam sinkenden Energiekosten, dass sich seine persönliche und finanzielle Situation stabilisiert habe und auch die Unterstützung im Ort. Im vergangenen Jahr waren bei einem Straßenfest in Winterhausen 3000 Euro für den Bäcker gesammelt worden.
Jetzt Sonntagsbäcker – doch keine Genossenschaft
Heute sagt Rother: "Ich habe das Equipment und ich möchte auch gerne wieder meine Produkte backen. Und auch hier für den Ort wieder etwas anbieten. Ich habe auch mit meiner Chefin gesprochen, die nichts dagegen hat. Von daher habe ich mich entscheiden, wenigstens den Sonntag aufzumachen." Denn mittlerweile ist der 48-Jährige in einer Bäckerei in Kitzingen angestellt, dienstags bis samstags backt er dort. Sonntag von acht bis zwölf Uhr öffnet er seine kleine Bäckerei in Winterhausen. Eine Genossenschaft für die Bäckerei, wie sie angedacht war, ist aufgrund des hohen Aufwands und zu wenig interessierter Menschen aber nicht gegründet worden.
70 Kilogramm Brot vorbestellt
Um Punkt acht Uhr eröffnet die Bäckerei, begleitet von Trompeten und einem kleinen Sektempfang, wieder. Kurz nach acht Uhr bildet sich bereits eine Schlange bis vor das Geschäft. Allein 70 Kilogramm Brot waren vorbestellt worden. Emanuel Fries ist heute das erste Mal mit seiner kleinen Tochter hier und erzählt: "Wir wohnen seit gut vier Wochen hier in Winterhausen und haben uns total gefreut, dass der Bäcker wieder aufmacht, weil vor Ort einen Bäcker am Sonntag zu haben ist natürlich sehr gut für uns als kleine Familie. Wir freuen uns einfach, dass jetzt wieder hier die Möglichkeit besteht, Brötchen zu kaufen." Und auch Johanna Böhm-Schmitt freut sich, endlich wieder ihre Lieblingsbrötchen kaufen zu können.
Positive Bilanz für Zukunft
Nach zwölf Uhr geht das kleine Straßenfest vor der Bäckerei zur Wiedereröffnung weiter. Rother räumt unterdessen die Bäckerei auf und verstaut nicht verkaufte Waren in einem Korb. Kaum etwas ist übriggeblieben, der Bäckermeister zieht eine optimistische Bilanz: "Ich fühle mich jetzt erschlagen, aber glücklich erschlagen. Und sehr positiv. Wenn das alles ist, was heute übrig ist, dann haben wir es echt gut erwischt. Wenn jetzt die Kundschaft weiterhin so kommt und einkauft und bestellt, dann sehe ich eine Zukunft."
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