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Arbeiter verladen im Hafen Säcke mit importierten Sojabohnen. China erwägt Zölle auf US-Agrarprodukte wie Sojabohnen.

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Machtkampf um Trumps Strafzölle für Europa: Der Countdown läuft

Der Countdown läuft - im Zollstreit zwischen den USA und der EU. Sollte es keine Einigung geben, dann wird die US-Regierung vom 1. Juni an höhere Zölle auf Stahl und Aluminium aus Europa erheben. Eine Einigung ist noch nicht in Sicht.

Völlig ausgeschlossen ist eine Einigung zwischen den USA und der EU nicht. Wie könnte ein Deal aussehen, von dem beide Seiten profitieren? Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier nannte bei seinem Besuch in Brüssel diese Woche zwei Bereiche, in denen Kompromisse möglich wären.

"Das bezieht sich auf die Anerkennung von Standards. Das bezieht sich auf Handel mit Industriegütern." Peter Altmaier, Bundeswirtschaftsminister

Die Europäer könnten zum Beispiel einige Zollsätze für importierte Produkte aus den USA senken, meint Guntram Wolff, der Direktor des Breughel Instituts in Brüssel, eine Denkfabrik mit Wirtschaftsschwerpunkt.

"Bei der Autoindustrie zum Beispiel haben wir relativ hohe Zölle im Vergleich zu den USA. Also man kann das schon an einigen Stellen ein bisschen auf die USA zugehen." Guntram Wolff, Direktor Breughel Institut

Das Problem ist allerdings, dass sich US-Präsident Trump damit allein wohl nicht zufrieden geben wird. Er will auch in anderen Bereichen weniger Zölle zahlen, zum Beispiel auf Produkte aus der Landwirtschaft, meint der Wirtschaftsexperte. Deutliche billigere Tomaten, Orangen und andere Lebensmittel aus den USA? Dagegen laufen vor allem die großen Agrarproduzenten in Europa Sturm, zum Beispiel in Frankreich.

Politikwechsel gefordert

Der Spielraum der Europäer ist klein und US-Präsident Trump weiß das, meint Guntram Wolff vom Breughel-Institut. Seiner Ansicht nach wäre es klug, Trump bei einigen Zöllen entgegen zu kommen. Wesentlich wichtiger findet er aber, dass vor allem Deutschland anfängt, seine Wirtschaftspolitik zu verändern.

"Mehr zu investieren, mehr Nachfrage in Deutschland insbesondere wäre hilfreich. Das wäre auch hilfreich für die deutschen Konsumenten, für die deutschen Arbeitsnehmer. Das wäre auch gut für viele deutsche Industrieunternehmen. Ich denke, dass sollten wir machen." Guntram Wolff, Direktor Breughel Institut

US-Präsident Trump fährt einen Konfrontationskurs, weil er davon überzeugt ist, dass die Überschüsse bei Gütern aus Europa und speziell aus Deutschland – wie zum Beispiel Autos - ein Problem für die USA sind, das er bekämpfen muss. In Trumps Gedankenwelt kann dieser Kampf nur mithilfe von Zöllen gewonnen werden, meint Wolff.

"Also insofern glaube ich nicht, dass wir bis Freitag dieses Problem gelöst haben. Sondern wir haben hier tatsächlich eine Konfrontation, die Kernindustrien Deutschlands und der Europäischen Union betreffen werden." Guntram Wolff, Direktor Breughel Institut

Fristverlängerung möglich

Der Wirtschaftsexperte hält es durchaus für möglich, dass die Frist erneut verlängert wird, um mehr Zeit zum Verhandeln zu gewinnen. Wichtig sei jedoch, dass die EU an einem Plan B arbeite. Und der könne nicht nur bedeuten, dass die Europäer Gegenzölle auf US-Produkte erheben. Vor allem Deutschland muss sich weniger abhängig vom Export machen, durch mehr Nachfrage im eigenen Land, meint Wolff.

"Das heißt auch mehr öffentliche Investitionen. Steuervergünstigungen für private Investitionen und so weiter." Guntram Wolff, Direktor Breughel Institut

Doch all das braucht Zeit. Die Frist im Zollstreit zwischen den USA und der EU, sie läuft bereits am 1. Juni ab. Der Countdown läuft also.