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IWF optimistisch für Weltwirtschaft - nicht für Deutschland

Die Weltwirtschaft wird wohl in diesem Jahr nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds (IWF) um drei Prozent wachsen. Nur eine einzige große Industrienation wird dabei schrumpfen: Deutschland. Voraussichtlich um 0,3 Prozent.

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Der Weltwirtschaft geht es nach Auffassung des Internationalen Währungsfonds etwas besser, die Organisation erhöhte ihre globale Wachstumsprognose von zuletzt 2,8 auf jetzt 3,0 Prozent im Jahr 2023. Allerdings sei das Wachstum schwach und es gebe noch viele Risiken, so die IWF-Experten in ihrer aktualisierten Konjunktur-Prognose.

Mit Blick auf die deutsche Wirtschaft ist der Währungsfonds weniger zuversichtlich. Sie wird laut IWF in diesem Jahr um 0,3 Prozent schrumpfen. Die Ökonomen sind damit pessimistischer als noch vor drei Monaten. Im April hatten sie für 2023 einen Rückgang der Wirtschaftsleistung in Deutschland um 0,1 Prozent vorausgesagt.

Hohe Energiepreise belasten deutsche Industrie

Zur Begründung verwies der IWF auf eine Schwäche der deutschen Industrieproduktion und einen Konjunkturrückgang im ersten Quartal. Als Ursache der industriellen Schwäche der Bundesrepublik nannten die Experten insbesondere die hohen Energiepreise. Außerdem dürfte die deutsche Exportindustrie den vergleichsweise schwachen Welthandel spüren, der 2023 und 2024 deutlich unter dem langjährigen Schnitt bleiben wird, hieß es.

Für 2024 rechnet der Währungsfonds in Deutschland dagegen mit einer etwas stärkeren Erholung als zuvor. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) werde voraussichtlich um 1,3 Prozent statt der zuvor erwarteten 1,1 Prozent steigen, schrieb der IWF in der Aktualisierung seines Weltwirtschafts-Ausblicks. Im Jahr 2022 war die deutsche Wirtschaft noch um 1,8 Prozent gewachsen.

Viele hofften, dass es ab Sommer aufwärts geht mit der deutschen Wirtschaft. Doch Prognosen des IWF und ifo-Geschäftsklima deuten anderes an.
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Viele hofften, dass es ab Sommer aufwärts geht mit der deutschen Wirtschaft. Doch Prognosen des IWF und ifo-Geschäftsklima deuten anderes an.

Euro-Zone "taumelt" unter Gaspreis-Schock

Die Euro-Zone insgesamt spüre die Folgen des russischen Angriffs auf die Ukraine noch immer am deutlichsten, so der IWF. Nach dem Erdgas-Preisschub infolge des Krieges "taumelten" die Euro-Länder noch immer, sagte IWF-Chefvolkswirt Pierre-Olivier Gourinchas.

Ein stärkerer Konsum und deutliche Impulse durch den Tourismus haben den Weltwirtschaftsfonds aber bewogen, mehr Wachstum für Italien und Spanien zu erwarten. Dank des aktuellen Reise-Booms rechnet er für Spanien nun mit einem Wachstum von 2,5 Prozent, nach 1,5 Prozent im April. In Italien sollen es 1,1 Prozent statt der zuvor erwarteten 0,7 Prozent werden.

Weltwirtschaft erholt sich von Krieg und Pandemie

Für die Weltwirtschaft ist der Währungsfonds etwas zuversichtlicher als noch im Frühjahr. Sie erhole sich nach und nach von der Pandemie und Russlands Angriff auf die Ukraine, so Gourinchas. "Auf kurze Sicht sind Zeichen des Fortschritts unbestreitbar", sagte er.

Der IWF korrigierte die Wachstumsprognose daher auf 3,0 Prozent nach oben. Im April war sie noch von 2,9 auf 2,8 Prozent gesenkt worden. Für 2024 rechnet der IWF wie bisher mit 3,0 Prozent. Von 2000 bis 2019 - also bis zur Corona-Pandemie - lag der jährliche Schnitt aber bei deutlich höheren 3,8 Prozent, wie der Fonds betonte. 2022 wuchs die Weltwirtschaft noch um 3,5 Prozent.

Höhere Zinsen sollen Inflations-Risiken eindämmen

Die Arbeitsmärkte seien global gesehen überraschend stark, so Gourinchas, der steile Abfall der Preise für Energie und Lebensmittel habe den Inflationsdruck schneller gemindert als erwartet, insbesondere große Schwellenländer wie China und Indien könnten den Welthandel somit antreiben.

Doch sei es noch "zu früh, um zu feiern", auch weil es trotz allem immer noch Inflationsrisiken gebe, erklärte Gourinchas. Die Finanzorganisation empfiehlt daher weitere Zinsanhebungen.

Prognose für Russland nach oben korrigiert

Die Perspektiven der russischen Wirtschaft haben sich nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds trotz der im Zuge des Angriffs auf die Ukraine verhängten Sanktionen deutlich verbessert. Der IWF teilte mit, dieses Jahr mit einem Wachstum von 1,5 Prozent zu rechnen. Das sind 0,8 Punkte mehr als noch im April vermutet. Im kommenden Jahr dürfte die russische Wirtschaft dann - wie bisher vom IWF erwartet - um 1,3 Prozent zulegen.

Laut Währungsfonds lief das erste Halbjahr 2023 in Russland überraschend gut. Die Experten verwiesen im neuen Weltwirtschaftsbericht auf die jüngsten Daten aus dem Einzelhandel, der Baubranche sowie zur Industrieproduktion. Außerdem wirkten sich hohe staatliche Ausgaben positiv aus.

Scheinblüte durch den Rüstungssektor?

Allerdings sieht es im längerfristigen Vergleich nach Einschätzung vieler Ökonomen weniger rosig aus. Michael Rochlitz, Wirtschaftswissenschaftler an der Universität Bremen, hatte Ende Mai argumentiert, dass Russlands Anteil an der globalen Wirtschaftsleistung seit 2009 abnehme:. "Anfang der 2000er Jahre war der durchschnittliche Bürger Russlands noch ungefähr dreimal so reich wie ein durchschnittlicher Bürger Chinas. Seit diesem Jahr sind zum ersten Mal in der Geschichte die Bürger Chinas reicher als die Bürger Russlands."

Die Automobilproduktion als auch die Fertigung pharmazeutischer Produkte seien in Russland eingebrochen: "Gleichzeitig ist der Rüstungssektor stark gewachsen. Jeder im Jahr 2022 produzierte und anschließend in der Ukraine zerstörte Panzer wird zum Bruttoinlandsprodukt dazugezählt, obwohl er nichts zum Wohlstand der russischen Bevölkerung beiträgt."

Mit Informationen von dpa und Reuters

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