Datensicherheit ist wichtig, um die eigene Identität zu schützen. (Symbolbild)
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Identitätsdiebstahl im Netz nimmt zu: Das schützt davor

Datendiebe machen in der Urlaubszeit Jagd auf Ausweise im Internet. Das Bayerische Landeskriminalamt empfiehlt, Ausweise vor dem Kopieren oder Scannen teilweise zu schwärzen. Betroffene können rechtliche Hilfe bekommen.

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Das Hotel, Ferienwohnung oder Mietwagen online zu buchen, ist praktisch. Doch wer seinen Personalausweis hochlädt, geht ein großes Risiko ein. Denn Datendiebe machen Jagd auf Ausweisdokumente. Ermittlungen bei der Zentralstelle Cybercrime in Bamberg zeigen: Die Täter haben die Reisebranche im Visier.

Opfer Simone B.: "Man hat mir meine Identität geklaut"

Simone B. hat die Konsequenzen von Identitätsdiebstahl schmerzlich erlebt. Sie hat bei Vertragsabschlüssen im Internet auch ihren Personalausweis hochgeladen. Heute weiß sie: "Man hat mir meine Identität geklaut."

Bereits seit zwei Jahren eröffnen nun Kriminelle Fake-Profile, kaufen in ihrem Namen ein, ohne zu bezahlen. Immer wieder muss die junge Frau nachweisen, dass sie all das nicht getan hat: "Mich hat es erschreckt, dass ich gar nicht wusste, wie sehr ich als Person für irgendwas belangt werden kann, wo ja eigentlich erst mal auf den ersten Blick mein Name steht."

Bayerisches Landeskriminalamt schlägt Alarm

Arglos über das Internet hochgeladene Ausweise werden massenweise missbraucht, warnt Evi Haberberger. Sie ist die Leiterin der Abteilung Cybercrime im Bayerischen Landeskriminalamt und erklärt: "Wenn es dumm läuft, steht dann die Polizei bei ihnen vor der Tür und sagt: Sie sind Geldwäscher."

Im vergangenen Jahr registrierte die Polizei 25.000 solcher Fälle. Die Dunkelziffer ist hoch. Die Betrugsmöglichkeiten seien schier unendlich, warnt Haberberger. Von der Hotelbuchung unter dem Namen der gestohlenen Identität, über Einkäufe oder vermeintliche Verkäufe, bis hin zu Kontoeröffnungen. "Und dann fällt es tatsächlich sehr schwer, für sich selber nachzuweisen, dass man dieses Konto nicht eröffnet hat", so Haberberger.

Deshalb hat sie einen wichtigen Rat: "Ich bitte Sie wirklich darum, Ihre Daten nicht auf Aufforderung von irgendwem durch eine Email oder WhatsApp irgendwo einzugeben, immer wieder zu prüfen: mit wem kommuniziere ich da und auf welcher Seite bin ich denn im Internet?"

Angriffe auf Hotelketten und Mietwagen-Firmen nehmen zu

Aber nicht immer sind es die Opfer selbst, die ihre Personalausweise hochladen. Oberstaatsanwalt Thomas Goger von der Zentralstelle Cybercrime in Bamberg beobachtet vermehrt große Hacks auf Datenbanken, bei denen sich Täter die Dokumente beschaffen. In den vergangenen Jahren habe es mehrere Fälle gegeben, in denen große Hotelketten oder Mietwagen-Unternehmen angegriffen wurde, berichtet Goger.

So erbeuteten die Täter nicht nur sensible Daten, sondern in der Folge auch Ausweise, die dann im Dark Web angeboten wurden. Goger rät deshalb aus beruflicher Erfahrung dazu, "so sparsam wie möglich mit den eigenen Daten umzugehen." Opfer sollten sofort Anzeige erstatten und können sich online Hilfe suche.

Bewusstsein für Sensibilität von Ausweisdaten fehlt

Auch die Polizei München stellt fest, dass immer wieder auch Fälle auftauchen, bei denen Bürgerinnen und Bürger ihren Personalausweis selbst online verschickt haben. Ein Ermittler des Betrugsdezernats berichtet von einem vermeintlichen Ticketkauf für die Fußball-Europameisterschaft 2021. Schnell meldet sich damals ein Interessent aus München. Der Täter verlangt vom Münchner Käufer ein Foto mit Personalausweis in der Hand und eine Echtzeit-Überweisung auf ein Bankkonto. Der Münchner zahlt. Doch Tickets erhält er nie.

Dass noch ein Extrafoto angefordert wird, liegt daran, dass die Täter schon den nächsten Coup im Blick hätten, erklärt der Ermittler: "Das Ziel ist, mit diesem Lichtbild weitere Straftaten zu begehen. Und da ist es natürlich von Vorteil, ein Bild zu haben, das den Geschädigten zeigt, der den Ausweis in der Hand hält." So könne tatsächlich einem neuen Geschädigten suggeriert werden: Das bin ich tatsächlich. Mich gibt es als reelle Person.

Bild und Personalausweis des Münchner Identitätsdiebstahl-Opfers nutzen die Täter dann für weitere Fake-Angebote, in seinem Namen. So gibt es schnell neue Geschädigte. Die überweisen Geld direkt an die Täter, im Glauben, sie hätten an den vermeintlichen Münchner Anbieter überwiesen. Weil keine Ware kommt, erstatten sie Anzeige – und zwar gegen das Münchner Opfer.

Wie man Identitätsdiebstahl verhindern kann

Um Identitätsdiebstahl zu verhindern, rät der Rechtsanwalt Marc Maisch, auf der Kopie genau zu notieren, wozu, für wen und wann die Ablichtung angefertigt wurde. Außerdem sollte man Ausweiskopien vor dem Versenden immer schwärzen: "Das Gesichtsfeld und die Augenfarbe werden durchgestrichen. Es bleiben im Prinzip nur die wichtigen Daten: Vorname, Nachname und vielleicht noch die ausstellende Behörde. Alles andere muss raus."

Für Simone B. beginnt jetzt eine Zeit der Aufarbeitung, so Maisch: "Es wurden Forderungen gestellt, gegen die wir jetzt vorgehen, weil unsere Mandantin eben nichts im Internet verkauft hat." Psychologisch gesehen sei Simone B. traumatisiert. Sie müsse erst wieder das Vertrauen in Kommunikation neu erlernen.

Der Beitrag zum Thema läuft heute, am 11.05., im Wirtschaftsmagazin mehr/wert, ab 19 Uhr im BR Fernsehen, Sie finden ihn aber auch in der ARD Mediathek.

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