Ein ganzes Dorf ist sauer: Seit Ende Juni gibt es keinen Mobilfunk in Unterrieden, einem Ortsteil von Altdorf bei Nürnberg. Egal welcher Anbieter: Anrufe und SMS gehen nicht raus. Am Montag dann ein erster Hoffnungsschimmer: Ein bis zwei Balken werden auf einigen Handys angezeigt.
Ein paar Anwohner haben wieder Empfang, aber nicht alle. "Sobald man angerufen wird und rangeht, bricht das Gespräch ab. Oder der andere versteht einen nicht", berichtet Bianca Schwab. "Es ist ärgerlich. Man zahlt ja auch nicht sechs Wochen Miete und darf nicht in die Wohnung", meint Sebastian Kaboth.
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Zum Telefonieren ins Auto und raus aus dem Ort
Sebastian Kaboth und seine Frau Romina haben kein Festnetz und sind auf ihre Handys angewiesen. "Ich musste einen wichtigen OP-Termin bestätigen, aber ich konnte beim Arzt nicht anrufen. Ich bin immer nervöser geworden. Letztendlich bin ich zur Praxis nach Altdorf gefahren", erinnert sich Romina Kaboth.
Auch andere Unterriedener haben nur ein Handy. Und so kam es zum Teil zu grotesken Szenen im Ort. "Ich bin draußen im Garten herumgelaufen wie vor 20 Jahren, um Netz zu bekommen. Die Gespräche sind aber abgebrochen", erzählt Roland Kaboth. "Wir sind aus dem Ort rausgefahren, damit wir mit jemandem telefonieren konnten. Es war eine Katastrophe", sagt Klaus Quetschlich, der nun wieder etwas Empfang hat.
Von den Mobilfunkanbietern "im Stich gelassen"
Bei ihren Mobilfunkanbietern haben sie sich beschwert – mehrfach. Sie wurden vertröstet oder erhielten gar keine Antwort. "Man fühlt sich von den Dienstleistern im Stich gelassen", betont Horst Gruber. "Man fühlt sich vernachlässigt. Wir sind irgendwie Altdorfs vergessene Kinder", fügt Friedhelm Skambraks hinzu.
Stromversorgung der Mobilfunkmasten gekappt
Der Grund für den Netzausfall ist mittlerweile bekannt. Der Strom für zwei Mobilfunkmasten war weg. Die Stromkabel mussten einer Baustelle an der A6 bei Unterrieden weichen. Die Betreiber der Sendemasten waren darüber informiert. Vantage Towers, einer der Betreiber, teilte schriftlich mit, dass sie bereits im vergangenen Jahr die Kabel für die Stromversorgung umgelegt hätten, um die Bauarbeiten nicht zu behindern. Umso ärgerlicher sei es, dass die Kabel nun trotz der Verlegung nach Plan durch die Baggerarbeiten zerstört worden seien.
Notlösung gefunden
Die Unterriedener ärgern sich aber vor allem, dass erst nach mehr als sechs Wochen eine Notlösung gefunden wurde, die zumindest einigen etwas Netz bringt: Seit Montag laufen Tag und Nacht bei den Mobilfunkmasten Notstromaggregate. Laut Betreiber wird das noch mehrere Monate so weitergehen, ehe der Schaden komplett behoben ist.
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