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Ein Autotransport bei München-Moosach.

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Strafzölle: Bayerische Wirtschaft fürchtet um Welthandel

Trotz Warnungen aus Europa hat die US-Regierung die EU mit Strafzöllen auf Stahl und Aluminium belegt. Das hat US-Handelsminister Ross bekannt gegeben. Vertreter der bayerischen Wirtschaft warnen vor einer gefährlichen Spirale von Handelshemmnissen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Ab Mitternacht amerikanischer Zeit gelten Strafzölle für Einfuhren von Stahl und Aluminium in die USA. Das teilte US-Handelsminister Wilbur Ross heute mit: Auf Stahlprodukte werden 25 Prozent erhoben, zehn Prozent auf Aluminium. Insgesamt sind Güter im Wert von 6,4 Milliarden Euro betroffen.

"Gefahr für den freien Welthandel"

Die bayerische Wirtschaft betrachtet die Einführung der Strafzölle als Gefahr für den freien Welthandel. Hauptgeschäftsführer Betram Brossardt warnt in diesem Zusammenhang vor einer Spirale gegenseitiger Handelshemmnisse.

"Die US-Regierung muss im Blick haben, dass deutsche und bayerische Unternehmen wesentlich zum Wohlstand in den USA beitragen." Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft

Allein bayerische Unternehmen sorgten in den USA für 530.000 Arbeitsplätze, so Brossardt. Außerdem gehe ein Drittel dessen, was bayerische Unternehmen in Ausland investierten, in die USA.

EU kündigt Vergeltung an

Mittlerweile hat EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker Vergeltung für die von den USA beschlossenen Zölle angekündigt. Die Zölle ließen der EU keine andere Wahl, als Gegenmaßnahmen einzuführen, so Juncker.

Die EU hatte die möglichen Gegenzölle vorsorglich schon am 18. Mai bei der Welthandelsorganisation angemeldet. Sie könnten 30 Tage später in Kraft gesetzt werden, hieß es in einer Mitteilung der Behörde. Betroffen wären amerikanische Motorräder, Jeans und Whiskey.

Maas nennt Zölle rechtswidrig

Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) hat die US-Strafzölle auf Stahl und Aluminium als rechtswidrig kritisiert und ebenfalls mit Gegenmaßnahmen der EU gedroht.

"Aus unserer Sicht ist die einseitige Maßnahme der Amerikaner rechtswidrig. Unsere Antwort auf 'America First' kann nur heißen: 'Europe united'." Heiko Maas (SPD), Bundesaußenminister, 

"Handelskonflikte kennen keine Gewinner", so Maas. Man werde sich auch weiterhin gegenüber der US-Regierung für ein offenes und multilaterales Handelssystem einsetzen.

Vom Champion zum Spielverderber des freien Welthandels

Der Präsident der Bundesvereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände Ingo Kramer sprach von einer "Zäsur im transatlantischen Handel".

"Galten die USA über Jahrzehnte als Champion der offenen Märkte und des freien Wettbewerbs, setzt die Trump-Regierung eine gefährliche Spirale des Protektionismus in Gang. Wenn die USA internationale Handelsregeln außer Kraft setzen, dann ist eine entschiedene, vor allem aber eine gemeinsame starke Antwort der EU Pflicht." Ingo Kramer, Präsident der Bundesvereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände

Auch Mexiko will nun Strafzölle auf US-Produkte erheben

Auch Mexiko kündigte mittlerweile eigene Importzölle auf bestimmte US-Produkte an. Darunter sind unter anderem Flachstahl, Leuchten, diverse Fleisch- und Käseprodukte sowie Äpfel und Trauben. Die Zölle sollen demnach ab 1. Juni in Kraft treten.