Klara Geywitz (SPD), Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen, sitzt bei einer Podiumsdiskussion
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Steigende Zinsen, ausufernde Bürokratie, nachlassende Bautätigkeit: Bauministerin Klara Geywitz ist noch weit von ihren Zielen entfernt.

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Schwere Zeiten – Bauministerin Geywitz besucht Immobilienmesse

Die Immobilienbranche ist im Krisenmodus, die Baukosten schnellen wegen der Inflation nach oben, gleichzeitig halten sich Käufer wegen der gestiegenen Zinsen zurück. Heute war Bauministerin Geywitz (SPD) zu Besuch bei der "Expo Real" in München.

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Am Mittwoch ist in München die Immobilienmesse Expo Real gestartet. Die Branche befindet sich im Krisenmodus. Viele Messebesucher bewegt vor allem die Frage, wie schneller und günstiger gebaut werden kann. Antworten erwarten sie auch von Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD), die heute nach München kam.

Stabil durch die Krise zu kommen, das sei das aktuelle Ziel, meint Bundesbauministerin Klara Geywitz. Jetzt gehe es darum, dass keine Kapazitäten abgebaut würden. Das kürzlich von der Regierung beschlossene Maßnahmenpaket helfe dabei. Forderungen aus der Branche nach einem breit angelegten Zinsprogramm erteilt sie jedoch eine Absage. Man könne einen Bereich, der mehr Umsatz mache als die Automobilindustrie, nicht komplett subventionieren. Außerdem wolle man die Politik der Europäischen Zentralbank nicht konterkarieren.

Mehr Bauland – ein Weg zu günstigerem Wohnraum

Die Baukosten gehen nach oben, gleichzeitig halten sich die Käufer wegen der gestiegenen Zinsen zurück. Bauland ist teuer. Um hier die Kosten zu senken, braucht es mehr Flächen. Mit gesetzlichen Änderungen will Klara Geywitz erreichen, dass in angespannten Wohnungsmärkten mehr Bauland geschaffen wird.

Nach Ansicht von Professor Tobias Just, Leiter der Irebs Immobilienakademie in Regensburg, sollten Städte und Umlandgemeinden hier enger zusammenarbeiten. Denn häufig gebe es einen Konflikt, weil die Gemeinden im Umland möglicherweise gar keinen neuen Wohnraum schaffen wollten. Sein Vorschlag: In jeder wachsenden Kommune solle es vor Ort einen Wohnungsbaugipfel geben, bei dem sich Stadt und Umlandgemeinden zusammensetzen und gemeinsam überlegen, wo man Bauland schaffen könne.

Neben der Schaffung von neuem Bauland müsse jedoch auch nachverdichtet werden, meint Bauministerin Klara Geywitz. Ein leichterer Dachausbau habe hier großes Potenzial, feste Stellplatzsatzungen seien da hinderlich.

Schnell und günstig – serielles Bauen als Lösung aller Probleme?

Bund, Länder und Kommunen müssen zusammenarbeiten, um die Wohnungskrise in den Griff zu bekommen, heißt es aus der Branche. Große Hoffnung setzt Klara Geywitz zudem auf das sogenannte serielle Bauen, bei dem Module vorgefertigt und dann zusammengesetzt werden. Dies nehme in Deutschland gerade Fahrt auf. Mit den Bundesländern rede man derzeit darüber, die Musterbauordnung weiterzuentwickeln. Einheitliche Regelungen, etwa bei Brüstungshöhen oder Türbreiten, würden das serielle Bauen noch einfacher machen.

Experten: Zweifel an der Qualität sind unbegründet

Oft gibt es jedoch Vorbehalte wegen der Qualität. Doch diese Zweifel seien unbegründet, meint etwa Andreas Mattner, der Präsident des Zentralen Immobilienausschusses, dem Spitzenverband der Branche. Es gebe bereits Produkte, die die Verbraucher nicht von konventionell gebauten Immobilien unterscheiden können. Auch Fachleute könnten damit zufrieden sein. Von den Kommunen fordert er, dass sie beim Neubau eines Quartiers 30 Prozent seriell bauen. Damit könne man die Baukosten senken und somit günstigere Mieten anbieten.

Mit seriellem Bauen bekommen Wohnungen ein zweites Leben

Auch Andreas Göbel vom Unternehmen Daiwa House, das seriell baut, verweist auf die gute Qualität. Weil die Module in einer Fabrik gefertigt würden, könne man hohe Standards einhalten. Und nachhaltig sei das System zudem. Denn man könne die einzelnen Module einfach wieder zurückgeben, wenn sie nicht mehr gebraucht werden. Dann würden die Module wieder aufbereitet, um sie für das nächste Bauvorhaben zu nutzen. Günstig und nachhaltig, das muss sich also nicht ausschließen. Andreas Göbel stellt fest, dass sich immer mehr Menschen für diese neue Art des Bauens interessieren.

Wohnungsmangel als sozialpolitische Herausforderung

Serielles Bauen ist ein Weg, um in Richtung der von der Regierung geplanten 400.000 neue Wohnungen pro Jahr zu kommen, derzeit liegt diese Zahl jedoch bei rund 250.000, Tendenz fallend. Das verschärfe die momentane Situation weiter, sagt Professor Tobias Just. Denn dies bedeutet weiterhin Druck auf den Mietwohnungsmarkt - eine sozialpolitische Herausforderung. Schon jetzt gebe es in Großstädten Familien, die 40 oder 50 Prozent ihres Budgets fürs Wohnen ausgeben.

Situation wird sich wohl erst 2025 entspannen

Bauministerin Klara Geywitz verweist auf milliardenschwere Investitionen der Bundesregierung in den sozialen Wohnungsbau, auch studentisches und Azubi-Wohnen würde man ganz gezielt fördern. Trotz vieler Maßnahmen bleibt sie allerdings realistisch: Die Situation in der Branche werde sich erst 2025 bessern.

Im Video: Schwere Zeiten - Expo Real in München

Die Stimmung war schon mal besser auf der Expo Real, einer der wichtigsten europäischen Immobilienmessen, die derzeit in München stattfindet.
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Die Stimmung war schon mal besser auf der Expo Real, einer der wichtigsten europäischen Immobilienmessen, die derzeit in München stattfindet.

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