Das Logo der Bundesagentur für Arbeit (BA) steht auf einer Säule vor der Zentrale.
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Weiterbilden statt schnell vermitteln - das ist bei Langzeitarbeitslosen die bessere Maßnahme, sagt die Chefin der Bundesagentur für Arbeit.

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Nahles: Individueller auf Langzeitarbeitslose eingehen

Wer arbeitslos ist, soll so schnell wie möglich in einen Job vermittelt werden - das wird bei der Diskussion über das Bürgergeld oft gefordert. Das mache aber nicht in jedem Fall Sinn, sagt die Chefin der Bundesagentur für Arbeit, Andrea Nahles.

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Findet sich ein geeigneter Job, soll der Arbeitslose ihn annehmen, selbst wenn gerade eine Weiterbildungsmaßnahme läuft. Diesen sogenannten "Vorrang der Vermittlung" gab es früher bei den Hartz IV-Regelungen. Das Bürgergeld, das Hartz IV abgelöst hat, sieht dieses Prinzip nicht mehr vor. Langzeitarbeitslose müssen eine Weiterbildung nicht abbrechen, wenn das Jobcenter ein passendes Stellenangebot für sie hat.

Bürgergeld gibt Jobcentern mehr Spielraum

Das Bürgergeld gibt den Betreuern der Jobcenter mehr Spielraum. So sollen die Menschen besser auf Dauer in den Arbeitsmarkt integriert werden. Für Andrea Nahles, die Chefin der Bundesagentur für Arbeit, macht das mehr Sinn als der frühere starre Vermittlungsvorrang.

"Wenn wir das gemacht haben, haben wir die Leute ein paar Monate später wieder gesehen. Das sind dann oft keine nachhaltigen Arbeitsplätze, in die wir die vermittelt bekommen." Andrea Nahles, Vorstandsvorsitzende Bundesagentur für Arbeit

Oft sind diese schnell vermittelten Arbeitsplätze nur Helfertätigkeiten. Zwar spricht auch Nahles sich für Sanktionen bei denen aus, die jedes Angebot verweigern. Doch die sind laut Statistik der Bundesagentur in der Minderheit.

Langzeitarbeitslose brauchen Coach

Die meisten hätten nach Jahren ohne Job oft Probleme, sich im geregelten Arbeitsalltag zurechtzufinden. Sie bräuchten einen Coach, der sie beim Weg in den Beruf begleitet. Und viele seien einfach nicht qualifiziert genug auf dem Arbeitsmarkt. Momentan wird laut Bundesagentur bei acht von zehn offen gemeldeten Stellen ein Fachkräfteniveau von den Betrieben verlangt. Weiterbildung sei da oft nachhaltiger als rasche Vermittlung.

"Der wichtigste Punkt ist, zu gucken, was braucht dieser individuelle Mensch, was ist da am besten. Das ist unsere Perspektive. Und da wir jetzt nicht so eine Massenarbeitslosigkeit wie in den 2000er Jahren haben, können wir auch stärker individuell auf die Leute eingehen", sagt Nahles.

Höhere Kosten zahlen sich aus

Das allerdings kostet und dauert. Bürgergeld wird nicht aus der Arbeitslosenversicherung finanziert, sondern aus Steuergeldern. Am Ende rechnet es sich aber sowohl für den Staat als auch für die Langzeitarbeitslosen, so die Chefin der Bundesagentur für Arbeit.

"Wenn die dann auf Dauer aus der Hilfsbedürftigkeit herauskommen, ist das für die Menschen und deren Familien hervorragend, aber es ist finanziell auch für den Staat besser: Man unterstützt sie für eine Zeit, dann haben sie Arbeit und dann sind sie aus der Hilfsbedürftigkeit raus." Andrea Nahles, Bundesagentur für Arbeit

Ein Sprint ist das nicht. Ein bis zwei Jahre dauert es, um zum Beispiel einen Berufs- oder Schulabschluss nachzuholen. Den haben viele Langzeitarbeitslose nicht.

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