Waldemar Hartmann und Rudi Völler
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Waldi, Rudi und drei Weizen: 20 Jahre Völlers Wutrede

Rudi Völler hat in seiner Karriere so manches legendäre Interview gegeben. Am bekanntesten ist sicher sein Wutausbruch live in der ARD im Herbst 2003 im Interview mit Moderator Waldemar "Waldi" Hartmann. Es geht um "drei Weizenbier".

Über dieses Thema berichtet: BR24Sport am .

Der Abend war ein bitterer für den DFB-Teamchef Rudi Völler und die deutschen Fußball-Fans. Nur 0:0 spielte das DFB-Team am 6. September 2003 bei der isländischen Fußball-Nationalmannschaft im Stadion Laugardalsvollür in Reykjavik. "Ja, es ist ein Tiefpunkt", sagte der ARD-Experte Günter Netzer zur Vorstellung des deutschen Teams, die Qualifikation für die Fußball-Europameisterschaft wackelte zwei Spieltage vor dem Ende bedenklich.

Drei Weizenbier, Käse und Scheißdreck

In dieser Gemengelage musste Völler nun, zur besten Sendezeit um 21.30 Uhr deutscher Zeit, zum Analyse-Gespräch zu Waldemar Hartmann ins ARD-Studio antreten. Eigentlich "Business as usual" für einen Nationalcoach, aber diesmal war es anders: Völler handelte im "Affekt", wie er später sagte.

Der damalige Nationalcoach unterstellte Hartmann, "drei Weizenbier" getrunken zu haben - und schimpfte über "Käse" und "Scheißdreck". Der Grund, wieso ein letztlich so banales Nullnull auf Island weiterhin in den Köpfen der deutschen Fußballfans ist.

„Die Sache mit dem Tiefpunkt und nochmal ’n Tiefpunkt und noch mal ’nen niedrigeren Tiefpunkt." Rudi Völler, DFB-Teamchef 2000-2004

Doch der Reihe nach. Völler redete sich ja erst nach und nach in Rage. Anfangs knöpfte er sich die bewährte Länderspiel-Combo Gerhard Delling und Netzer vor: "Die Sache mit dem Tiefpunkt und nochmal ’n Tiefpunkt und noch mal ’nen niedrigeren Tiefpunkt. Ich kann diesen Scheißdreck nicht mehr hören, muss ich ganz ehrlich sagen."

Völler kritisiert Netzer: "Standfußball"

Langsam wurde der Trainer lauter. Er sah sich nach der überraschenden Vizeweltmeisterschaft von 2002 in Japan und Südkorea nun überhohen Erwartungen in den deutschen Medien ausgesetzt: "Was Ihr Euch alle immer einbildet, was wir für einen Fußball hier in Deutschland spielen müssen!" Island sei schließlich der "Tabellenführer", betonte der Coach gleich mehrmals.

Gerade der frühere Nationalspieler Netzer solle sich zurückhalten, fand der frühere Nationalspieler Völler: "Der Günter. Was die für einen Scheiß gespielt haben! Da konntest du doch früher gar nicht hingehen, die haben doch Standfußball gespielt."

Waldemar Hartmann: "Bin kein Weizenbier-Trinker"

Hartmann wunderte sich direkt darauf dann doch: "Ich kann jetzt nicht verstehen, warum die Schärfe reinkommt...". Und sein Gegenüber antwortete prompt: "Du sitzt hier locker bequem auf deinem Stuhl und hast drei Weizenbier getrunken." Was Hartmann eiligst verneinte: "Also, in Island gibt es kein Weizenbier, muss ich ganz ehrlich sagen. Ich bin auch kein Weizenbier-Trinker."

Es war ein Augenblick zum Schmunzeln: für die beiden im Studio, aber auch für die Zuschauer daheim. Dieser Moment machte das Gespräch schließlich auch legendär. Vom "Weißbier-Waldi" und der "Rudi-Rage" war hinterher die Rede.

Völler aber wirkte plötzlich ruhiger, entschuldigte sich im Laufe des Interviews auch noch bei Hartmann für die Unterstellung mit dem Weizenbier. Und ein kleines Happy End erlebte er auch noch: Er qualifizierte sich mit dem DFB-Team für die Fußball-EM 2004 nach zwei Siegen zum Ende (u.a. einem 3:0 gegen Island in Hamburg). In Portugal schied die Mannschaft aber dann bereits in der Gruppenphase aus.

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