Servicemann bei der Skipräparierung
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Ski Alpin: Das Fluorwachsverbot und seine Folgen

Rennskier schnell zu machen, ist eine Wissenschaft für sich. Bisher ging das mit fluorversetztem Wachs. Doch seit diesem Winter gibt es ein Fluorwachsverbot im Skizirkus. Das hat Folgen - auch für das Vertrauensverhältnis zwischen den Teams.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

"Fluor ist eine Chemikalie, die stark wasserabweisend ist", erklärt Max Wallner vom Technologiezentrum des Deutschen Skiverbands (DSV) in Berchtesgaden. "Mit den fluorfreien Wachsen fangen wir wieder bei Null an, dass wir da wieder gute Wachse finden, die wieder eine gute Performance bringen."

Fluorwachsverbot der FIS - Gift ersetzt Gift

Fluor ist umweltschädlich und mutmaßlich krebserregend - es ist ein Gift und teuer. Zu viel für den Internationalen Skiverband FIS. Ab diesem Winter ist Fluor im Wachs nur noch in kleinsten Dosen erlaubt, auch wenn es schon vorher nur in Kleinstmengen verwendet wurde: "Stand jetzt ersetzen wir durch einen Riesenaufwand auf allen Seiten - insbesondere der Teams - das eine Gift Fluor und durch verschiedene andere Gifte", so Karl-Heinz Waibel, der beim DSV als "Bundestrainer Wissenschaft" firmiert.

Er sagt: "Glaubt man den Warnhinweisen der Hersteller, sind diese mindestens genauso giftig in der Verarbeitung. Die Warnhinweise zum Tragen von Schutzmasken sind zumindest noch deutlicher abgebildet, als bei den Fluorprodukten. Und das Gleiche gilt für die Warnhinweise, was Umweltbelastungen anbelangt."

Inkonsistente Messungen machen's für die Teams noch schwerer

In der Praxis sieht das so aus: Die Teams versuchen nun, den erlaubten Fluorwert nicht zu überschreiten, sich ihm aber möglichst weit anzunähern, um das Beste aus den Rennskiern herauszuholen. Der Norwegerin Ragnhild Mowinckel wurde das im ersten Weltcup-Riesenslalom dieses Winters in Sölden zum Verhängnis - sie war die erste Rennläuferin, die wegen eines zu hohen Fluoranteils im Wachs bei einem Rennen disqualifiziert wurde.

Das Problem, das dahintersteckt: Die Messgeräte und deren Messungen erweisen sich als problematisch. Sie sind teuer, aber nicht zuverlässig. Der Zufall kommt ins Spiel. Dazu Waibel: "Obwohl oder vielleicht gerade weil die Messungen so inkonsistent sind und so eine große Variabilität ausweisen, soll das Messergebnis nicht anfechtbar sein."

Neue Betrugskultur im alpinen Skirennsport?

Der Maximalwert wurde kürzlich von der FIS noch einmal etwas erhöht. Entsteht jetzt eine Betrugskultur im Radsport der 1990er Jahre? Alle haben's gemacht, gewusst, und damit galt es als legitim? Jedenfalls traut gerade keiner dem anderen im alpinen Skirennsport.

Dieser Artikel ist erstmals am 09. November 2023 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.