Felix Neureuther als ARD-Experte bei der Ski-WM in Courchevel/Méribel.
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Felix Neureuther als ARD-Experte bei der Ski-WM in Courchevel/Méribel.

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Später Auftakt, Trainingsverbot: Neureuther will Weltcup-Reform

Nach dem umstrittenen Auftakt des Ski-Alpin-Weltcups in Sölden hat Felix Neureuther eine umfassende Reform der Ski-Wettbewerbe gefordert. Er sieht internationale und nationale Verbände in der Pflicht, Umwelt und Nachwuchs zu schützen.

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Am Wochenende begann der Alpine-Skiweltcup. Zumindest für die Frauen. In Sölden stürzten sich die Technikspezialistinnen den Rettenbachferner Gletscher hinunter und eröffneten damit offiziell die Weltcup-Saison. Die Männer konnten einen Tag später ihren Riesenslalom nicht zu Ende fahren. Heftige Windböen machten eine Fortsetzung des Rennens unmöglich.

Ein passendes Bild, denn dem Internationalen Skiverband FIS, dem Skigebiet Sölden und auch den Nationalen Verbänden weht derzeit mächtig Gegenwind ins Gesicht. Bauarbeiten am verbleibenden Gletscher in Sölden hatten im Vorfeld des Weltcup-Auftakts zu heftiger Kritik geführt. Ähnliche Reaktionen gab es bei den Baggerarbeiten beim Gletscher in Zermatt. Doch nicht nur Umweltorganisationen war der frühe Start des Ski-Weltcups ein Dorn im Auge. Zahlreiche Skistars schlossen sich der Kritik an. ARD-Ski-Alpin-Experte Felix Neureuther hatte sich unter anderem im BR-Podcast "Pizza & Pommes" eine ganze Folge diesem Thema gewidmet und betont, dass ein Weltcup-Start im Oktober in Europa nicht in die aktuelle Situation passe.

Neureuther: "Die FIS trägt die Verantwortung"

Am Montag meldete sich Neureuther auf seinem Instagram-Kanal erneut zu Wort und begann mit einem Lob an Sölden: "Chapeau, Sölden für ein tolles Rennwochenende", schrieb er, ehe er betonte, weiterhin zu seiner Kritik zu stehen. Klimawandel, Glaubwürdigkeit, Kosten, Aufwand, fairer Wettbewerb, Interesse in der Bevölkerung, Nachwuchsförderung – Neureuther listete eine ganze Batterie an Problemen auf, die der frühe Weltcup-Start mit sich bringe.

"Die FIS trägt die Verantwortung, genau diesen Fragen auf den Grund zu gehen und zu agieren! Aber auch die Verbände und Veranstalter sind gefordert!", schreibt Neureuther und ergänzt: "Es wird aber immer weitergemacht wie bisher und man redet von Seiten der FIS von Globalisierung des Skirennsports, was totaler Quatsch ist!"

Vorbild Formel 1: Trainings-Verbot im Sommer

Stattdessen plädiert Neureuther dafür, den Weltcup-Start nach hinten zu verschieben. Er argumentiert, dass somit auch die Bauarbeiten an den Pisten nicht beginnen müssten, wenn es noch sommerliche Temperaturen gebe. Zudem hätten die Athletinnen und Athleten mehr Zeit, sich vorzubereiten und das Interesse der Bevölkerung wäre höher, da auch andere Wintersportarten in den Weltcup starten.

Neureuthers zweite Forderung: Verbot von Stangentraining in den Sommermonaten. Weder Athleten noch Nachwuchs sollten in dieser Zeit Stangentraining auf dem Berg absolvieren. Als Vergleich nennt er die Formel 1. Bei der Motorsport Rennserie gilt, um Kosten und Umwelt zu schonen und Wettbewerbsbedingungen fairer zu gestalten, über große Teile des Jahres ein Testverbot für die Boliden.

Im Video: Ski-Weltcup-Auftakt in Sölden mit Nebengeräuschen

Der Rettenbachferner in Sölden beim Saisonauftakt: Wenig Schnee, viele Felsen
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Der Rettenbachferner in Sölden beim Saisonauftakt: Wenig Schnee, viele Felsen

Neureuther: "Kinder sollen im Sommer in den See springen"

Neureuther begründet diese Forderung besonders mit der Nachwuchsarbeit. Zehnjährige würden in Sommermonaten auf Gletschern trainieren. "Kinder sollen im Sommer in den See springen und anderen Sport treiben und nicht auf 3.500 Meter Skifahren", so der ehemalige Spitzensportler. Zudem würde "extrem viel" CO₂ eingespart werden, Athleten hätten mehr Zeit, sich zu erholen.

Neureuther schließt mit einem Appell: "Ich will eines erreichen: Dass die Menschen da draußen mit gutem Gewissen Skifahren gehen wollen. Dass dieser Sport nicht noch elitärer wird, als er eh schon ist. Dazu braucht es aber dringend Veränderungen, und zwar schnell!"

DSV reagiert und stimmt Neureuther zu

Der Deutsche Skiverband reagierte auf Neureuthers Vorschläge. "Kinder sollten im Juli und August tatsächlich was anderes machen als auf den Gletschern zu trainieren. Der Aufwand ist in der Tat enorm und die Kinder können ihre motorischen Fähigkeiten auch außerhalb des Schnees sehr gut verbessern. Der DSV wirkt auf die Vereine ein, die Sommermonate für alternative Trainingsmethoden zu nutzen", teilte DSV-Pressesprecher Ralph Eder gegenüber BR24Sport mit.

Die Profis könnten im Sommer auf Stangentraining verzichten – vorausgesetzt es gelänge eine internationale Vorgabe der FIS für alle Nationen durchzusetzen, damit keine Wettbewerbsnachteile entstehen.

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