Die Rampen bei den European Championships auf dem Münchner Olympiaberg
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Die Rampen bei den European Championships auf dem Münchner Olympiaberg

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Olympia in München? Wenn ja, dann nachhaltig - und mit Partnern

Der deutsche Sport will sich wieder für Olympische Spiele bewerben. Daher hat er eigens ein Dialogforum mit Gegnern und Befürwortern ins Leben gerufen, das am Sonntag in München zu Gast war. Dort wird klar, dass es noch ein paar offene Fragen gibt.

Über dieses Thema berichtet: Blickpunkt Sport am .

Ein sportliches Sommerfest mitten in München - das waren die European Championships 2022. Begeisternde Sportler, begeisterte Zuschauer, und bei einigen davon keimte in diesen warmen Augusttagen in München auch der Wunsch auf, nach 1972 wieder einmal Olympische Spiele daheim auszutragen.

Mehrmals hatten sich deutsche Städte zuvor vergeblich um die Austragung beworben, nun sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann: "Es wird eigentlich jetzt schon höchste Zeit, dass mal wieder Sommer- oder Winterspiele in Deutschland stattfinden."

Olympia-Dialogforum mit Bürgern im Olympiapark

Seit Jahren ist jedoch klar: Um jeden Preis wird sich München nicht bewerben. Wenn Deutschland Olympische Spiele ausrichtet, dann sollen sie wie die European Championships nach den Vorstellungen des deutschen Sports stattfinden: also nachhaltig, ohne den Gigantismus aus Peking oder Sotschi und unter Einbeziehung der Bevölkerung.

Dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) scheint es diesmal wichtig, von Beginn an die Wünsche der Bevölkerung zu beachten. Deshalb veranstaltet er seit einigen Wochen in möglichen Bewerberstädten Dialogforen. "Es ist wichtig, dass wir frühzeitig mit der Bevölkerung reden, nicht erst alle Pläne fertigmachen, wie das bei den letzten Bewerbungen um die Olympischen Winterspiele der Fall war", sagt Herrmann. "Und dann der Bevölkerung das fertige Konzept vorlegen und sagen: Ihr könnt jetzt nur noch ja oder nein sagen. Wir müssen von vorneherein offen darüber reden." Zehn Jahre ist es her, als eine oberbayerische Bewerbung für die Olympischen Winterspiele 2022 scheiterte. Bei allen vier Bürgerentscheiden in München, Garmisch-Partenkirchen sowie in den Landkreisen Traunstein und Berchtesgaden stimmte die Bevölkerung gegen eine Bewerbung.

Am Sonntag war der Tross zu Gast in München in der kleinen Olympiahalle. Mit dabei waren neben der interessierten Bevölkerung, Gegnern und Befürwortern unter anderem auch Herrmann sowie Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter und Olympiapark-Chefin Marion Schöne.

München bringt sich als möglicher Olympia-Gastgeber in Stellung

Herrmann klang dabei schon wieder ähnlich euphorisch wie im Vorjahr, es scheint, als wolle er München nun aber wirklich als Gastgeber in Stellung bringen: "Ich glaube, es ist einfach wichtig - nach den Erfahrungen Olympische Winterspiele in Peking oder die Fußball-Weltmeisterschaft am Golf -, dass wir deutlich sagen: 'Ja, wir wollen einerseits nachhaltige Spiele, ökologisch gerechte Spiele, und wir wollen, dass möglichst natürlich Menschenrechte in dem Veranstaltungsland eingehalten und garantiert werden'", sagte er im BR24Sport-Interview.

Mit diesen Themen hofft er, die Menschen zu erreichen. Vorausgesetzt: Alle meinen es auch wirklich ernst. Denn nicht nur die Ausrichter reden bei Olympia mit, auch das Internationale Olympische Komitee (IOC) stellt seine Forderungen. Mit der Reformagenda 2020 plus fünf will das IOC mittlerweile allerdings selbst auch für nachhaltigere Spiele sorgen als etwa in Peking 2022. Bleibt nur die Frage, wie ernst es das IOC im Zweifel damit meint. "Nachhaltigkeit spielt eine Riesenrolle - und die bestehende Infrastruktur zu nutzen. Das ist das, was wir bei den European Championships zu hundert Prozent gemacht haben", sagt Schöne.

Entscheidung über Bewerbung erst im Sommer 2024

Olympische Sommerspiele sind allerdings etwa dreimal größer als die European Championships. München allein, das mahnte Schöne schon im vergangenen Jahr an, könnte das nicht nachhaltig organisieren. Wenn, dann wird es also vermutlich mehrere Ausrichterstädte für deutsche Spiele geben. Wer parat stehen würde, steht noch nicht fest, Oberbürgermeister Reiter brachte am BR-Mikrofon etwa Berlin ins Spiel. Auch deshalb tourt der DOSB-Tross gerade durch ganz Deutschland.

Erst im Sommer 2024 will der Deutsche Olympische Sportbund entscheiden, ob er für die Bewerbung der Spiele ab 2036 ins Rennen geht. Und wenn ja, mit welchen Städten. Winterspiele, um die sich München für 2018 beworben hatte und gegen deren Austragung sich vier Jahre später die Bevölkerung gewendet hatte, hat Reiter schon ausgeschlossen. Ein Zeichen, dass die Stimme der Bürgerinnen und Bürger gehört wird und Nachhaltigkeit eine Rolle spielt.

Im Video: Erfolg der European Championships befeuert Olympia-Debatte neu

Noch einmal Olympia in München?
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