Riesengroße Freude auch über Platz zwei im Viererbob: Pilot Johannes Lochner mit Florian Bauer, Christopher Weber und Christian Rasp.
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Riesengroße Freude auch über Platz zwei im Viererbob: Pilot Johannes Lochner mit Florian Bauer, Christopher Weber und Christian Rasp.

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Bobpilot Lochner: Glücklich auch hinter Friedrich

Zwei Ziele hatte Johannes Lochner vor den Olympischen Spielen definiert: Die Silbermedaille - und seinen Teamkollegen Francesco Friedrich "ein bisschen ärgern". Zwei Mal Silber hat er geschafft.

Eine letzte Chance hatte Johannes Lochner noch, um seinen ewigen Rivalen zu ärgern. Einmal konnte er am Schlusstag der Olympischen Spiele in Peking noch angreifen, einmal alles geben, um nach vier Läufen vor Francesco Friedrich zu stehen und im Anschluss die goldene Medaillen umgehängt zu bekommen. Der Berchtesgadener war lange nah dran am Dominator. Zur Rennhalbzeit fehlten ihm die Winzigkeit von 0,03 Sekunden auf seinen Teamkollegen. Nach dem ersten Lauf hatte Lochner sogar geführt. Aber in den Durchgängen drei und vier ließ ihm der Pilot vom BSC Sachsen Oberbärenburg keine Chance. Lochner fehlten 0,37 Sekunden, er durfte seine zweite Silbermedaille in China bejubeln: "Ich bin überglücklich über Silber, wir können uns keinen Vorwurf machen."

"Franz ist einfach unglaublich stark. Er ist der Dominator. Ich habe einen Riesen-Respekt vor dem, was er abliefert. Er ist für jeden auf der Welt einfach uneinholbar." Johannes Lochner
Bob-Pilot Johannes Lochner.
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Bob-Pilot Johannes Lochner.

Historisches deutsches Dreier-Podium

Zuvor feierte Lochner schon Silber im Zweierbob - bei einem einmaligen deutschen Dreifach-Triumph. Drei deutsche Bobs in den Medaillenrängen - eine historische Leistung bei den Olympischen Spielen. Und Lochner natürlich mittendrin. Hier hat der Berchtesgadener seine erste Olympische Medaille gewonnen: Silber. Schon hier musste er seinem Teamkollegen Friedrich den Vortritt lassen. Wieder einmal.

Johannes Lochner und Florian Bauer feiern ihre Silbermedaillen
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Johannes Lochner und Florian Bauer feiern ihre Silbermedaillen

Dass sich Lochner über das Ergebnis ärgerte, kann man wirklich nicht behaupten. Mit einem breiten Grinsen und gereckter Faust schritt er zur Siegerehrung, wo er neben Friedrich und Überraschungs-Bronzegewinner Christoph Hafer stand. Ein schelmisches Lächeln warf er dann doch noch in Richtung Friedrich hinüber, bevor Lochner dann seine Silbermedaille in Empfang nahm - und wieder einmal dabei zu sah, wie sich dieser die goldene überstreifte.

Lochner zu Friedrich: "Raus mit dem Geheimnis!"

"Ich habe alles versucht, Francesco das Leben zur Hölle zu machen", sagte Lochner im Gespräch beim ARD-Morgenmagazin über Friedrich, der direkt neben ihm saß. Auf die Frage in Richtung des Goldmedaillen-Gewinners, was das Geheimnis für seinen Erfolg sei, fiel Lochner ihm ins Wort: "Raus mit dem Geheimnis jetzt, erzähl's mir mal."

Eine Rivalität mit Tradition

Einmal kamen Francesco Friedrich (Oberbärenburg) und der für Stuttgart startende Johannes Lochner tatsächlich gleichzeitig ins Ziel: Bei den Weltmeisterschaften 2017 in Königsee brachten sie das Kunststück fertig, auf die Hundertstel genau zeitgleich den Viererbob-Wettbewerb zu gewinnen. Sie teilten sich den Titel. Ansonsten ist die Liste der Siege von Friedrich deutlich länger als die von Lochner.

"Franz macht das perfekt", sagte Lochner noch im November in "Blickpunkt Sport". Damals gab er die Losung aus, er wolle Friedrich "in jedem Rennen kitzeln und unter Druck zu setzen, bis er einen Fehler macht." Dafür habe er über den Sommer besonders am Start gefeilt.

Keine Medaille bei Olympia 2018

Dass Friedrich nicht unbezwingbar ist, beweisen die neun Weltcupsiege von Lochner im Viererbob und fünf im Zweierbob. Dazu kamen seine vier WM-Titel von 2016 bis 2019. Bei den Olympischen Spielen 2018 in Pyeongchang reichte es für Lochner allerdings nur zu Rang fünf im Zweier und zum achten Platz im Vierer.

"Minimum Silber" hatte Lochner als Ziel vor Olympia ausgegeben - das er erfüllte. Damit ist der Berchtesgadener auch mit der familiären Konkurrenz gleichgezogen. Sein Onkel Rudi Lochner hatte bei den Winterspielen 1992 in Albertville schon mit Silber vorgelegt.

Lochner: "Es macht richtig Spaß auf der Bahn"

Dabei sah es kurz so aus, als könnte Lochner seinen Onkel sogar überholen. Zuletzt schien Friedrich zwar beinahe unschlagbar - auch was die internationale Konkurrenz betraf - und galt aus haushoher Gold-Favorit in Peking. Doch ausgerechnet im Abschlusstraining in Peking fuhr der Fahnenträger mit den Plätzen acht und vier nur hinterher.

Stärker präsentierte sich Lochner, der zwischenzeitlich die Bestzeit hinlegte. "Es macht richtig Spaß auf der Bahn, ich bin sehr zuversichtlich, ich schaue, dass ich vier Läufe gut runterbringe, dann können wir auch um die Medaillen mitfahren", so Lochner. Doch als es darauf ankam, war Friedrich dann doch nicht zu bezwingen. Eine Chance hat Lochner noch. Am 19. Februar kommt es noch einmal zu dem Duell - dann im Viererbob. Eine letzte Chance, Friedrich zu ärgern

Johannes Lochner (l-r) und Florian Bauer, Francesco Friedrich und Thorsten Margis und Christoph Hafer und Matthias Sommer jubeln.
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Johannes Lochner (l-r) und Florian Bauer, Francesco Friedrich und Thorsten Margis und Christoph Hafer und Matthias Sommer jubeln.

Lochners Bilanz bei Großereignissen

2015: Weltmeisterschaften Winterberg

  • Silber Zweier und Team

2016: Weltmeisterschaften Igls

  • Gold Team, Silber Zweier

2017: Weltmeisterschaften Königssee

  • Gold Vierer und Team, Bronze Zweier

2018: Olympische Spiele Pyeongchang

  • 5. Platz Zweier, 8. Platz Vierer

2019: Weltmeisterschaften Whistler

  • Gold Team

2020: Weltmeisterschaften Altenberg

  • Silber Vierer und Zweier

2021: Weltmeisterschaften Altenberg

  • Silber Zweier, Bronze Vierer

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