Gute Stimmung in München: Pernille Harder freut sich mit ihren neuen Teamkolleginnen.
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FC Bayern Frauen: Mit neuen Stars in die europäische Spitze?

Mit einer Transferoffensive will der FC Bayern München nicht nur den Meistertitel verteidigen, sondern auch international oben mitspielen. Topspielerin Pernille Harder und prominente Rückkehrerinnen wie Giulia Gwinn sollen das möglich machen.

Über dieses Thema berichtet: BR24Sport am .

Pernille Harder brauchte nicht lange, um zu beweisen, dass sie nicht ganz zu Unrecht als spektakulärster Neuzugang der Frauen-Bundesliga gilt. 18 Minuten war ihre Pflichtspiel-Karriere beim FC Bayern München alt, da segelte sie nach einer Ecke durch den Strafraum und traf per Kopf zum 1:0. Es war der Türöffner für den DFB-Pokal-Sieg der Münchnerinnen gegen die SG Andernach.

Straus: Angriff auf den Champions-League-Titel

Harder ist die Speerspitze der sommerlichen Transferoffensive des FC Bayern. Die Münchnerinnen wollen nicht nur ihren Meistertitel aus dem Vorjahr verteidigen, sie wollen auch international endgültig zu den absoluten Spitzenvereinen aufschließen.

Das betonte auch Trainer Alexander Straus: "Wir wollen jedes Spiel gewinnen. Auch wenn wir wissen, dass das schwer wird. Es gibt unheimlich viele gute Teams in der Champions League, wir haben Respekt. Aber wir denken, dass wir schon auch eine Rolle spielen können."

Zwei Weltklassespieler, viel Breite und prominente Rückkehrerinnen

Optimismus schöpft der Trainer daraus, dass dem FC Bayern es einerseits gelungen ist, mit Harder und Magdalena Eriksson zwei Top-Spielerinnen aus der englischen Super League zu verpflichten und somit Offensive und Defensive zu stärken. Zum anderen konnte er mit Spielerinnen wie Katharina Naschenweng, Inès Belloumou und Jill Baijings Löcher im Kader stopfen und die Mannschaft noch breiter aufstellen.

Die Neuzugänge gesellen sich zu dem ohnehin hochkarätigen Kader aus der Vorsaison. Denn bis auf Saki Kumagai, die sich in der vergangenen Saison immer wieder Aussetzer und schwache Spiele leistete, konnten die Stammspielerinnen gehalten werden. Zudem kehren die Langzeitverletzten Giulia Gwinn (Kreuzbandriss) und Linda Dallmann (Syndesmosebandriss) zurück. "Jetzt sind wir auf jeder Position doppelt besetzt, werden durch Wechsel nicht schwächer. Es wird wieder eine hohe Belastung kommen, aber wir sind besser vorbereitet. Wir haben eine richtig gute Mannschaft", glaubt Straus.

Dallmann: "Wichtig, dass wir um unsere Plätze kämpfen"

Das bedeutet natürlich auch: mehr Kampf um die Startplätze. Die etablierten Spielerinnen scheinen damit kein Problem zu haben: "Auf jeden Fall gibt es mehr Konkurrenzkampf", bestätigt Sydney Lohmann im Interview mit dem Bayerischen Rundfunk. "Wir haben richtig, richtig viel Qualität. Wenn man ganz oben mitspielen will, braucht man das. Dann wird es auch mal unbequem, wenn es darauf ankommt, wer im Kader ist, wer von Anfang an spielt, wer reinkommt. Aber das ist gut, weil es die letzten paar Prozent rausholt."

Ähnlich sieht das Rückkehrerin Dallmann: "Für uns geht es darum, die Titel zu gewinnen, dafür brauchen wir die Konkurrenz, dafür brauchen wir die Breite. Ich finde es sehr wichtig, dass wir um unsere Plätze kämpfen." Doch die Neuankömmlinge bringen nicht nur notwendige Reibung. Sie sorgen auch für gute Stimmung nach der enttäuschenden WM der deutschen Nationalmannschaft, erzählt Lohmann: "Direkt nach dem Turnier war es ein emotionaler Tiefpunkt. Aber ich hatte große Vorfreude, die anderen kennenzulernen und wieder neu zu starten."

Bühl will "jedes Spiel gewinnen"

Wie die Strategie der Münchnerinnen aufgehen könnte, sah man schon beim Pokalspiel in Andernach. In der vergangenen Saison waren die Münchnerinnen allzu oft auf Top-Stürmerin Lea Schüller angewiesen, um enge Spiel zu entscheiden. Wenn sie nicht traf, tat sich der FC Bayern schwer. Im DFB-Pokal bahnte sich genau ein solches Spiel an. Schüller tauchte zweimal in vielversprechender Position vor dem Tor aus - und scheiterte. Doch nun war es Harder, die mit ihrem Tor ihre Mannschaft auf die Siegerinnenstraße führte.

Doch die vielen Neuankömmlinge müssen freilich noch integriert werden. Dass das nicht von alleine geht, sah man ebenfalls beim 2:0 gegen Andernach, ein Gegner, den die Münchnerinnen eigentlich höher besiegen sollten. "Es geht jetzt darum, sich kennenzulernen, auch auf dem Feld. Die Automatismen zu bekommen, in diesen Flow reinzukommen und dann jedes Spiel zu gewinnen", sagte Klara Bühl und scheint dabei sehr optimistisch, dass diese Integration schon bald gelingen wird.

Lea Schüller als Deutsch-Lehrerin

Entscheidend dafür ist auch die Kommunikation. Am besten natürlich auf Deutsch - auch wenn sich damit besonders Verteidigerin Eriksson noch etwas schwertut. Hilfe suchte sie dabei bei Lebensgefährtin und Ex-Wolfsburgerin Harder, wenn auch nicht unbedingt erfolgreich: "Pernille bringt mir schon einiges bei, manchmal aber auch die falschen Sachen. Jetzt muss ich mir wohl eine andere Lehrerin suchen. Lea Schüller bringt mir jeden Tag zwei deutsche Wörter bei. Ich versuche, mir alles zu merken."

Auch bei den Trainingseinheiten sieht man, wie Gwinn mit Harder scherzt, wie die neuen Spielerinnen in die Mannschaft aufgenommen werden. So ist es kein Wunder, dass die Münchnerinnen mindestens als Topfavoritinnen auf den Meistertitel in die Saison gehen. "Als Bayern will man nicht nur teilnehmen, man will gewinnen", sagte die englische Nationalspielerin Georgia Stanway: "Wir wollen die Bundesliga gewinnen, dafür trainieren wir jeden Tag. Aber es wird sehr schwierig, das zu schaffen."

Einen ersten Schritt dafür muss die Mannschaft am Freitag gehen. Gleich zu Beginn geht es gegen den SC Freiburg, ein erster Härtetest. Das erste große Duell um den Meistertitel gibt es am 5. November, wenn am 6. Spieltag der VfL Wolfsburg in München gastiert.

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