"Jeder dritte Mann hatte noch nie eine Freundin. Du gehörst dazu?", fragt Maximilian Krah in die Kamera. Im Anschluss gibt der AfD-Spitzenkandidat Tipps, wie man als junger Mann diesen Zustand ändern kann: Schaue keine Pornos. Gehe an die frische Luft. Stehe zu Dir. Wähle nicht die Grünen. Echte Männer seien rechts und Patrioten, so der AfD-Politiker. Der kurze Clip wurde mittlerweile 1,3 Millionen Mal angesehen und über 80.000 Mal geliked.
TikTok: Nur die CSU hat mehr Follower als die AfD
Der Social-Media-Scoop von Maximilian Krah kommt nicht von ungefähr. Die AfD ist auf TikTok generell sehr erfolgreich. Der AfD Bayern folgen auf TikTok über 91.000 Accounts. Zum Vergleich: Die Grünen in Bayern bringt es lediglich auf knapp 13.000 Follower und der Landtags-SPD folgen gerade einmal 615 TikToker. Lediglich die CSU kann es auf TikTok mit der AfD aufnehmen. Über 150.000 Menschen folgen der langjährigen Regierungspartei.
Profitiert die AfD dank TikTok bei Jungwählern?
Wer TikTok nutzt, der bekommt es recht oft mit AfD-Inhalten zu tun, das hat auch der Politikberater Martin Fuchs beobachtet. Die AfD sei auf TikTok deutlich überrepräsentiert, "vor allem bei Content, der eine große Reichweite erzielt", so Fuchs im Interview mit dem BR24 Medienmagazin.
Längst wird deswegen darüber diskutiert, ob es einen Zusammenhang gibt zwischen dem guten Abschneiden der AfD bei Jungwählern und der Omnipräsenz der Partei auf TikTok.
Die AfD setzte früh auf Social Media – und TikTok
Klar ist: Etwa 20 Millionen Menschen konsumieren in Deutschland TikTok-Videos, die meisten Nutzer sind jung. Der Kurzvideo-Dienst ist bekannt dafür, einen gewaltigen Sog zu entwickeln. Immer wieder steht TikTok aber auch in der Kritik, etwa weil es der zum chinesischen Konzern Bytedance gehörende Dienst mit dem Datenschutz nicht so genau nimmt.
Dass ausgerechnet die AfD auf der Plattform erfolgreich ist, die nicht zuletzt durch Tanz und Karaoke-Videos groß geworden ist, ist nur auf den ersten Blick überraschend. Die AfD ist seit jeher sehr geschickt darin, soziale Medien zu bespielen. In der Frühphase der Partei konzentrierte sich die AfD vor allem auf Foto-Posts auf Facebook und investierte in Social-Media-Aktivitäten vergleichsweise viel Geld. Mit Erfolg: Keine Partei hat auf Facebook mehr Fans als die AfD.
Kurze Videos, einfache Parolen
Nun gelingt der Rechtsaußen-Partei offenbar etwas Ähnliches auf TikTok. Hierbei kommt der Partei entgegen, dass TikTok-Videos in der Regel eher kurz sind und sich gut eignen für einfache und emotionalisierende Botschaften. Das zumindest vermutet Martin Fuchs. "Ängste, Emotionen zu schüren, Wut zu erzeugen, das ist die Währung der AfD und damit mobilisiert man Menschen", so der Politikberater. Viele AfD-Reden in Parlamenten seien vor allem so geschrieben, damit sie auf Social Media gut funktionieren.
Parteien auf TikTok: Lernen von den Alten
Im Vergleich zur AfD haben die anderen Parteien auf TikTok Nachholbedarf. Wie man auf der Plattform Erfolg haben kann, könnten sie sich ausgerechnet bei einem 77-Jährigen abschauen. Wolfgang Heubisch war von 2008 bis 2013 bayerischer Wissenschaftsminister, mittlerweile ist der FDP-Politiker jedoch auch als TikTok-Star bekannt. Mit selbstironischen, authentischen, aber nichtsdestotrotz auch politischen Inhalten hat sich Heubisch über die Jahre mehr als 160.000 Follower erarbeitet. Seiner Partei allerdings hat das wenig geholfen. Die FDP flog bei der jüngsten Landtagswahl aus dem bayerischen Parlament.
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