Christine Lambrecht (SPD), Bundesministerin der Verteidigung (Archivbild)
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Christine Lambrecht (SPD), Bundesministerin der Verteidigung (Archivbild)

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Spott für Lambrecht: Video zum Ukraine-Krieg während Böllerei

Verteidigungsministerin Lambrecht hatte offensichtlich das Ziel, das Jahr 2022 per Video zu bilanzieren. Doch darauf folgen Spott und Häme. Ihre Aussage zum Ukraine-Krieg und den damit verbundenen Begegnungen sorgt für besonders viel Kritik.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Silvester- beziehungsweise Neujahrsansprachen verpuffen häufig – deren Inhalt wird eher selten lange diskutiert. Doch die Rede von SPD-Verteidigungsministerin Christine Lambrecht brennt sich zurzeit in den Timelines der Sozialen Netzwerke ein. Für ihr kurzes Video, gepostet über einen als privat gekennzeichneten Instagram-Account, erntet sie im Netz viel Kritik und Häme.

Lambrecht spricht vom Krieg – übertönt von Silvesterknallern

Denn die Ministerin steht in Berlin, während hinter ihr Silvesterfeuerwerk knallt. Schon ihre ersten Worte werden weitgehend übertönt. Immer wieder pfeifen Raketen, während sie vor allem über den Ukraine-Krieg spricht. Social-Media-Nutzer lachen über Standbilder, auf denen Feuerwerk über Lambrechts Kopf wie eine Krone wirkt.

Kritik an Formulierung zum Ukraine-Krieg

Eine inhaltliche Passage sorgt für besonders viel Unverständnis. Nachdem sie festhält, dass das Jahr 2022 "uns vor unglaubliche Herausforderungen" gestellt habe, sagt sie: "Mitten in Europa tobt ein Krieg. Damit verbunden waren für mich ganz viele besondere Eindrücke, die ich gewinnen konnte, viele, viele Begegnungen mit interessanten, mit tollen Menschen. Dafür sage ich ein herzliches Dankeschön." Auch den Personen, die während des Jahreswechsels arbeiten, dankt sie.

CSU-Abgeordneter: "Was für eine Peinlichkeit"

Die Union nutzt die Gelegenheit und kommentiert den Auftritt reihenweise im Netz. "Dass sie null Gespür für richtige Kommunikation hat, hat sie schon mit ihrer '5000-Helme'-Nummer bewiesen. Die Rede über den Krieg mit Silvesterböllern im Hintergrund setzt ihrer Serie von Peinlichkeiten nur noch die Krone auf", schreibt etwa die CDU-Abgeordnete Serap Güler auf Twitter.

Der verteidigungspolitische Sprecher der Union, Florian Hahn (CSU), hält fest: "Dieses Video spricht für sich. Was für eine Peinlichkeit, was für eine Fehlbesetzung." Die Bundeswehr habe Besseres verdient. Und auch der frühere Kanzlerkandidat Armin Laschet stimmt ein: "Ist dem Bundeskanzler eigentlich die Wirkung Deutschlands in Europa und der Welt völlig egal?"

Rücktrittsforderungen an Verteidigungsministerin

Mehrere Kommentatoren stellen mehr oder weniger direkte Rücktrittsforderungen. "Die Lage ist leider viel zu ernst, als dass wir uns weiterhin eine derart ungewollt komödiantische Besetzung des Verteidigungsressorts leisten können", schreibt ein Twitter-User.

"Wenn es 'nur' peinliche Videos wären, aber diese Ministerin ist von A bis Z ein Totalausfall", meint außerdem Dennis Radtke, Europa-Abgeordneter der CDU. Denn der Unmut über Lambrecht, die Kanzler Olaf Scholz zum Ampelkoalitionsstart überraschend als Verteidigungsministerin berief, ist seit Monaten bei vielen hoch. Zum Jahresende beschäftigte Ärger um den Schützenpanzer Puma und um die F-35-Kampfjets das Verteidigungsministerium. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte die Verteidigungsministerin erst Anfang Dezember zum Rücktritt aufgefordert.

  • Zum Artikel: "Ein Jahr Ampelregierung: Verteidigung rückt in den Fokus"

Bundesregierung will Lambrecht-Video nicht kommentieren

Die Bundesregierung will die Jahresbilanz von Lambrecht nicht kommentieren. "Ich sehe jetzt keinen Anlass, das hier zu bewerten", sagte die stellvertretende Regierungssprecherin Christiane Hoffmann am Montag. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums sagte, es handele sich um ein privat aufgenommenes Video, für das keine Ressourcen des Ministeriums verwendet worden seien. Auf die Frage, ob die Filmaufnahme angesichts des Kriegs in der Ukraine eine angemessene Form sei, das neue Jahr zu begrüßen, sagte er: "Die Worte der Ministerin im Video stehen für sich. Es ist nicht an mir, das zu kommentieren."

Die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), äußerte sich am Montag distanziert: "Das betreffende Neujahrsvideo ist eine Sache der Ministerin und ihres Kommunikationsstabes. Ich selbst finde das Setting etwas unglücklich. Mehr möchte ich dazu nicht sagen."

Böhmermann: "Amt der Selbstverteidigungsministerin"

Im Netz sind User derweil entsetzt darüber, dass dieses Video so veröffentlicht wurde. Andere sind verwirrt, da das Video improvisiert und unprofessionell wirke. Satiriker Jan Böhmermann witzelt diesbezüglich schon: "Morgen tritt Christine Lambrecht das Amt der Selbstverteidigungsministerin an."

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