Wird das Fediverse Meta ausschließen?
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Wird das Fediverse Meta ausschließen?

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"Kleinlich": Wird das Fediverse Meta ausschließen?

Facebook-Mutter Meta will eine neue App starten, die auch mit dem dezentralen Social Media-"Fediverse" kompatibel wäre. Nun wollen einige Fediverse- und Mastodon-Administratoren Meta ausschließen. Wie offen ist das offene Netzwerk also wirklich?

Die Art und Weise, wie Elon Musk Twitter umbaut, stößt viele Nutzer und Beobachter ab. Kritiker sehen darin den Beweis, wie gefährlich es sein kann, wenn eine Person eine zentrale Plattform kontrolliert. Deswegen hat die Idee der dezentralen Netzwerke und des Fediverse an Bedeutung gewonnen.

Dezentral heißt: Es gibt viele verschiedene Server, die eine eigene Instanz eines Dienstes - zum Beispiel Mastodon - anbieten, mit jeweils eigenen (Moderations-)Regeln. Die verschiedenen Instanzen sind aber miteinander kompatibel, man kann auch Accounts von anderen Instanzen folgen - oder selbst mitsamt seinen Followern auf eine andere Instanz umziehen. Voraussetzung dafür ist, dass auf allen Servern eine Software läuft, die ein Protokoll namens Activity Pub spricht.

Meta im Fediverse?

Vor allem Dienste, die als Twitter-Alternative in Frage kommen, setzen auf das dezentrale Konzept: Mastodon etwa, aber auch Bluesky, die App von Twitter-Gründer Jack Dorsey. Und auch Meta, der Konzern hinter Facebook, WhatsApp und Instagram, will nun ins Fediverse. Anfang Juni bestätigte Meta, an einer eigenen App zu arbeiten, die mit dem Fediverse kompatibel ist: Der Arbeitsname ist "Project92", die App sieht sehr ähnlich aus wie Instagram und unterstützt das Activity Pub-Protokoll. Metas Produktentwicklungs-Chef Chris Cox bezeichnete die geplante App als "unsere Antwort auf Twitter".

Die Aussicht, dass sich Meta auf ins Fediverse macht, gefällt aber beileibe nicht jedem. Seit kurzem gibt es den "Anti-Meta-Fedi-Pact". Hier können sich Administratoren von Fediverse-Instanzen dazu bekennen, "alle Instanzen, die Meta gehören, zu blockieren, sollten sie im Fediverse auftauchen". Metas "Projekt92" wird als "reale und ernsthafte Bedrohung für die Gesundheit und den Fortbestand des Fediverse" gesehen und müsse "bei jeder möglichen Gelegenheit bekämpft werden." Inzwischen haben mehr als 400 Administratoren diesen Aufruf unterzeichnet.

Kleinlich oder notwendig?

Dieser Aufruf ruft seinerseits Kritik hervor. US-Techblogger und -Podcaster John Gruber findet den Aufruf etwa "kleinlich" und "absichtlich isolierend". Er sei zwar auch kein Meta-Fan, aber es gebe "Milliarden von guten Menschen, die ihre Dienste nutzen. Warum sollten sie von der offenen sozialen Welt von ActivityPub abgeschnitten werden?" Gruber schreibt, dass es nicht Ziel des Fediverse sein solle, gegen Unternehmen und Kommerz zu sein, sondern für Offenheit zu stehen.

Gruber erntet für seinen Post überwiegend Zustimmung: Wer Meta blockiere, sorge dafür, dass das Mastodon und das Fediverse weiter ein Nischenphänomen bleiben würden, schreibt ein Kommentator. Es sei doch eine Chance, das Fediverse von derzeit etwa acht Millionen Nutzern auf mehr als zwei Milliarden potenzielle Nutzer erweitern zu können, ein anderer.

Macht Meta Sorgen?

Andere widersprechen: Ein so großer Player wie Meta würde zu einer starken Zentralisierung des Fediverse führen, der Konzern könne die Kontrolle über Community-Richtlinien im Fediverse übernehmen. Eine weitere Befürchtung lautet, dass Meta das Fediverse mit Anzeigen und Bezahlinhalten fluten könnte - und so mit den Servern anderer Betreiber Geld verdienen würde, ohne diese daran zu beteiligen.

Wie eine Meta-App im Fediverse angenommen würde - und ob die Kritiker oder die Befürworter in der Mehrheit sind, kann man erst beurteilen, wenn "Project 92" wirklich an den Start geht.

Im Video: Social Media und Kommunikation

Frank Seibert mit Schriftzug "Social Media"
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Frank Seibert für so geht MEDIEN-Lexikon

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