Bayerisches Landesamt für Datenschutz untersucht "Worldcoin"
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Bayerisches Landesamt für Datenschutz untersucht "Worldcoin"

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Identifizierung per Iris: Bayerns Datenschützer prüfen Worldcoin

Das Kryptoprojekt "Worldcoin" hat ein gewagtes Ziel: die Iris aller Menschen weltweit scannen. Dies soll etwa Identitätsprüfungen erleichtern. Wegen Sicherheitsbedenken hat das Bayerische Landesamt für Datenschutzaufsicht Untersuchungen eingeleitet.

Über dieses Thema berichtet: Computermagazin & Umbruch am .

Es ist eines der wohl umstrittensten Tech-Projekte der jüngeren Geschichte: Das Krypto-Start-up "Worldcoin" möchte mithilfe moderner Technologie ein weltweites System zur eindeutigen digitalen Identifizierung schaffen. Da die Iris jedes Menschen einzigartig ist, sei sie ein ideales biometrisches Merkmal zur Identitätsprüfung, so Worldcoin-Gründer Sam Altman, der vor allem für das KI-Unternehmen "OpenAI" bekannt ist. Alles, was nun getan werden muss: Die Iris aller Menschen auf der Welt scannen.

Worldcoin wirbt mit Inklusion

Worldcoin wirbt unter anderem damit, durch die Schaffung einer digitalen Identität, die mit einem Iris-Scan verknüpft ist, marginalisierten Bevölkerungsgruppen den Zugang zu Finanzdienstleistungen und globalem Wohlstand zu erleichtern. Das Unternehmen wolle eine eindeutige digitale Identität. Diese könne dann mit digitalen Währungen verknüpft werden, die über die App des Unternehmens verwaltet werden.

Besondere Aufmerksamkeit gewann das Projekt kurz nach dem Start in Kenia, wo sich nahe Einkaufszentren zahlreiche Menschen für den Iris-Scan versammelt hatten. Allerdings: Viele waren nicht primär an der Scan-Funktion interessiert, sondern an der Belohnungszahlung, die Worldcoin allen neuen Worldcoin-Usern versprochen hatte.

Experten sprechen von Sicherheitslücken

Die Art und Weise, wie Worldcoin biometrische Daten zur Identifizierung verwendet, hat in der Technologiebranche Bedenken ausgelöst. Experten haben auf Probleme mit dem System hingewiesen, wie z.B. die Möglichkeit, dass Kriminelle Kopien von Iris-Scans durch 3D-Druck herstellen und Mobiltelefone von Nutzern hacken könnten, um vertrauliche Informationen zu stehlen. Auch veröffentlichte "MIT Technology Review" einen Bericht, wonach das Projekt auf bedenkliche Weise biometrische Daten in Entwicklungsländern gesammelt habe.

Bayerisches Landesamt für Datenschutz untersucht Tochterfirma

Auch das Bayerische Landesamt für Datenschutzaufsicht (BayLDA) hat ein Ermittlungsverfahren gegen die in Erlangen ansässige Worldcoin-Tochter "Tools for Humanity GmbH" eingeleitet. Als Grund nennt die Behörde ein Amtshilfeersuchen der französischen Datenschutzaufsichtsbehörde "CNIL". "Aufgrund der bisherigen Ermittlungsergebnisse gehen wir derzeit davon aus, dass dieses Unternehmen jedenfalls in Europa formell die maßgeblichen Verarbeitungstätigkeiten des Tools for Humanity bzw. des Worldcoin-Projekts durchführt", so Michael Will, Präsident des Bayerischen Landesamts für Datenschutzaufsicht, gegenüber BR24.

Hauptziele der laufenden Untersuchung sind die Überprüfung der Transparenz und Sicherheit der Datenverarbeitung. Dazu gehöre auch, dass die Betroffenen ausreichende Informationen über die Verarbeitung ihrer Daten und die damit verbundenen Zwecke erhalten, so Will. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Einhaltung der Rechte der Betroffenen, wie das Recht auf Löschung, Widerspruch und Widerruf von Einwilligungen. Geprüft wird auch die Sicherheit der von Tools for Humanity verarbeiteten Daten, insbesondere der Schutz vor unbefugtem Zugriff, um Identitätsdiebstahl zu verhindern.

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