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20 Jahre Netflix - vom DVD-Lieferanten zum Medien-Imperium

Netflix hat das Lagerfeuer vor den heimischen Fernseher zurückgebracht. Der ehemalige DVD-Lieferservice veränderte die Sehgewohnheiten. Mehr als 100 Millionen Kunden hat der Dienst weltweit. Das nächste Ziel: Der Angriff aufs Kino. Von Marcus Schuler

Im Unternehmen habe er keinen eigenen Schreibtisch, erzählt Reed Hastings, Chef von Netflix, dem Besucher. Wie viele andere Mitarbeiter in der Firmenzentrale in Los Gatos im Silicon Valley, verfüge er nur über einen Funktionsarbeitsplatz. Der direkte, hierarchieübergreifende Kontakt aller Mitarbeiter sei ihm wichtig, sagt der Netflix-Gründer.

“House of Cards” war der Auftakt. Die TV-Serie um den skrupellosen US-Politiker Frank Underwood war die erste von vielen dutzend Eigenproduktionen. Fernsehsender, Kabelnetzbetreiber und Kinoproduzenten waren und sind über den Erfolg von Netflix irritiert. Nicht nur in Hollywood.

Die erste Filme kamen per Post

Angefangen hat Netflix als DVD-Versender. Für eine Monatsgebühr konnte man sich in den USA DVDs per Post nach Hause schicken lassen. 1997 war das Internet noch langsam, Videos darüber zu streamen - undenkbar. Doch bereits damals begründete Netflix seinen Erfolg: Algorithmen machten den Kunden Vorschläge, welche DVD sie sich als nächstes nach Hause schicken lassen könnten - basierend auf ihren Nutzungsgewohnheiten. Dieses Prinzip besteht bei Netflix nach wie vor. Es funktioniert nur viel, viel besser. Heute hilft die Analyse der Nutzungsdaten dem Streamingdienst, welche Serien er als nächstes produzieren könnte..

"Unser Schwerpunkt liegt zur Zeit auf der Internationalisierung all unserer Eigenproduktionen. So können sie auf der ganzen Welt konsumiert werden." Netflix-Chef Reed Hastings

In fast allen Ländern der Welt ist Netflix abrufbar. Ausnahme ist unter anderem China. In vielen großen Märkten, wie zum Beispiel der EU lässt Netflix selbst Fernsehserien produzieren und geht damit in Konkurrenz zu den linearen TV-Sendern. Mehr als sechs Milliarden Dollar steckt Netflix in diesem Jahr in eigenproduzierte Inhalte. Eines der Erfolgsgeheimnisse: Die Serien müssen zum so genannten “Binge-Watchen” einladen, auf deutsch: zum Koma-Glotzen.

Wer will, kann alle Folgen auf einmal sehen

Geschichten und die Hauptpersonen einer Serie können ausgebreitet werden, am Ende einer Folge gibt es nicht automatisch einen Cliffhanger, um für Spannung auf die nächste Folge zu sorgen. 8,3 Millionen Euro gibt Netflix im Schnitt für jede eigenproduzierte Stunde aus. Zum Vergleich: eine Stunde ARD-Tatort kostet rund eine Million Euro.

"TV-Serien und Kinofilme sind in vielerlei Hinsicht sehr ähnlich. Der Unterschied ist, dass Spielfilme erst im Kino laufen. Und deshalb werden wir in großem Stil in die Produktion von Spielfilmen einsteigen." Netflix-Chef Reed Hastings

Das nächste große Ziel ist klar: Hastings will das Geschäftsmodell des Kinos aushebeln. Der Netflix-Chef will den direkten Kontakt zum Zuschauer. Große Spielfilme will er künftig auf den 4k-Fernseher im Wohnzimmer bringen.