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Jodie Foster

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"Wirklich nervig": So schimpft Jodie Foster auf Generation Z

Für die Hollywood-Schauspielerin Jodie Foster ist die Arbeitseinstellung der 20- bis 30-Jährigen wenig nachvollziehbar. Sie seien unpünktlich und scherten sich nicht um Grammatik. Ihr Rat an junge Kollegen: "Nicht so viel über Ansprüche nachdenken."

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Ziemlich schlechte Presse und Nörgeleien von allen Seiten: Die "Generation Z" muss wohl an ihrem Image arbeiten - wobei "arbeiten" ja aus Sicht einiger älterer Menschen nicht gerade die Stärke der Geburtsjahrgänge zwischen 1995 und 2010 sein soll. So jedenfalls sieht es offenbar Jodie Foster, die 61-jährige Hollywood-Heldin und zweifache Oscar-Preisträgerin ("Angeklagt", "Das Schweigen der Lämmer"). In einem Interview mit dem britischen "Guardian" bezeichnete Foster junge Leute "besonders am Arbeitsplatz" als "nervig" und machte sich wohl nicht ganz ernst gemeint über deren mangelnde Motivation lustig.

So haderten die Betroffenen mit der morgendlichen Pünktlichkeit: "Nein, ich fühle mich heute nicht danach, ich komme erst gegen 10.30 Uhr." Und wenn ihnen nahegebracht werde, in ihrer Netz-Kommunikation künftig weniger Rechtschreibfehler zu machen, fragten sie zurück, wozu das gut sein solle und ob das nicht eine unnötige Einschränkung sei. Foster riet der Generation Z, etwas weniger über alle möglichen Ansprüche nachzudenken und diesbezüglich etwas lockerer zu werden.

"Avocado-Toast und ich haben schlechten Ruf"

Der "Guardian" ist der Auffassung, Foster habe jedes Recht, auf die Arbeitsmoral der Jüngeren zu schimpfen, schließlich sei sie bereits mit zehn Jahren in ersten Kinoproduktionen aufgetreten und mit 13 für ihre Hauptrolle in "Taxi Driver" als minderjährige Prostituierte Iris Steensma für einen Oscar nominiert worden. Nach fünf Jahrzehnten in der Filmbranche sei es der Schauspielerin wichtig, ihre Erfahrungen weiterzugeben und jungen Menschen "dabei zu helfen, sich in den oft gefahrvollen Gewässern" zurechtzufinden, die sie selbst bereits gemeistert habe.

Wenig verwunderlich, dass nicht alle Netzkommentatoren Fosters Interview-Aussagen zustimmten. Auch wohlhabende Babyboomer, also Menschen um die sechzig, verschickten "zusammenhanglose Mails", meinte ein aufgebrachter Leser: "Normalerweise muss ich zurückrufen und fragen, was er eigentlich will." Die Schauspielerin wäre glaubwürdiger, wenn sie die Zusammenarbeit mit dem wegen seiner Macho-Sprüche umstrittenen Kollegen Mel Gibson ebenso "nervig" fände wie die mit den jüngeren Kollegen, spottete jemand. "Avocado-Toast und ich haben einen schlechten Ruf", bestätigte ein offenbar zur Generation Z zählender Leser augenzwinkernd, während andere angeblich Betroffene überraschend einräumten: "Ich gehöre dazu und finde die Generation Z nervig. Foster hat also nicht unrecht."

Besser nach dem Hobby als nach der Arbeit fragen

Verblüffend, wie viel Energie immer noch in den Disput der Generationen fließt. So warnte die "Neue Zürcher Zeitung" in diesen Tagen ironisch davor, Angehörige der Generation Z zu fragen: "Was machst du beruflich?" Mit Blick auf die aktuelle gesellschaftliche Befindlichkeit in den USA heißt es: "Die Frage könnte das Gegenüber verletzen, indem sie es auf seinen Beruf reduziert. Ein Mensch, wird man belehrt, sei viel mehr als sein Beruf." Benimm-Experten rieten daher dazu, sich erst mal nach den Hobbys von fremden Personen zu erkundigen: "Man beweist also Sensibilität, wenn man das Gegenüber nach dem letzten Reiseziel oder dem Lieblingsessen fragt. Man bietet ihm so eine 'sichere Umgebung'. Denn das Gegenüber könnte in seinem Job ja unglücklich sein. Vielleicht schämt es sich für ihn." Am Ende habe sie beim Smalltalk über "Sternzeichen" geplaudert, behauptet die Glossen-Autorin.

Das Gejammer über die vermeintlich zu hohen Erwartungen der Generation Z greift dermaßen um sich, dass sich manch ein Gesprächspartner schon unmittelbar nach einer Begrüßung darüber ereifert, dass Berufseinsteiger neuerdings 3.500 Euro verdienen wollten, wie der Autor dieses Texts bestätigen kann. Eine US-Fitness-Influencerin löste einen Shitstorm aus, weil ihr 200.000 Dollar Jahreseinkommen zu wenig sein sollen - schließlich soll sie 80.000 Dollar in ihren Abschluss als Betriebswirtschafterin gesteckt haben.

"Natürlich kommt da Sozialneid auf"

Ob es da ein Trost ist, dass die Generation Z einer Umfrage eines Dating-Portals zufolge eine "bemerkenswerte Offenheit" für nicht-monogame Beziehungen und eine "größere Akzeptanz verschiedener Formen der Liebe" zeigte?

Sozialforscher behaupten, die Generation Z befinde sich subjektiv permanent im Krisenmodus zwischen Klimawandel, Pandemie und Krieg: "Das strengt an." Womöglich seien die Älteren aber auch nur "frustriert", weil die Jungen so viel Wahlmöglichkeiten hätten und sie auch gerne nutzten. Der Geburtenrückgang um die Jahrtausendwende führt dazu, dass es vergleichsweise wenig berufliche Neueinsteiger gibt, während die Babyboomer aus den geburtenstarken sechziger Jahren, die jetzt nach und nach in Rente gehen, harte Konkurrenz aushalten mussten und logischerweise vielfach andere Auffassungen von Zielstrebigkeit haben.

Der Psychologe und Generationenforscher Rüdiger Maas stellte kürzlich im MDR fest: "Stellen Sie sich vor, Sie mussten sich noch richtig bemühen um ein Vorstellungsgespräch, sind mit weniger Gehalt eingestiegen, und jetzt kommt da ein Jüngerer, dem alles gemacht wird und der das gar nicht zu schätzen weiß. Natürlich kommt da Sozialneid auf in der Belegschaft."

Dieser Artikel ist erstmals am 8. Januar 2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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