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Kontroverse Band Freiwild

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Vor Bayern-Tournee: Wie weit rechts steht Freiwild?

Die Band Freiwild aus Südtirol geht im Frühjahr in Bayern auf Tournee – mit Auftritten in München und Nürnberg. Freiwild polarisiert – nicht wegen der Musik, sondern auch politisch. Von Jonas Miller

Die Band feierte Platz eins der Albumcharts und hat viele Fans. Dennoch wird Freiwild kritisiert. Der Vorwurf: Die Texte würden eine nationalistische Ideologie verbreiten. Als Freiwild 2013 der Echo verliehen werden sollte, sagten Gruppen wie Kraftklub und Mia ihre Teilnahme ab, die Band Die Ärzte protestierte. Dennoch sei Freiwild keine klassische Rechtsrock-Band, sagt Birgit Mair, Rechtsextremismus-Forscherin aus Nürnberg. Sie meint aber:

"Es gibt einen ganz relevanten Teil der Songs von Freiwild, der (…) nationalistisches Gedankengut transportiert. Zum Beispiel im Lied ,Wahre Werte‘, wo der Tod des Südtiroler ,Volkes‘ halluziniert und im dazugehörigen Musikvideo sogar vor einem Gedenkstein für die rechte Terrorgruppe ,Befreiungsausschuss Südtirol‘ salutiert wird." Birgit Mair, Rechtsextremismus-Expertin

Freiwild-Sänger Philipp Burger schrieb in einer Stellungnahme gegenüber BR24, seine Band und die Fans würden durch solche Interpretationen in eine Ecke gedrückt, "in der wir uns weder sehen, noch bewegen und ganz klar, schon überhaupt nicht propagieren".

Magnet für Rechtsextremisten

Tatsächlich kommen auch Rechtsextreme zu Freiwild-Konzerten. BR24-Recherchen ergaben, dass Neonazis einer mittlerweile verbotenen Kameradschaft dort ihre Propaganda verteilten. Konzertveranstalter Marian Gosoge organisiert jährlich das Brückenfestival in Nürnberg. Er sieht auch im Auftrittsort ein Problem:

"Die werden in der Arena spielen, relativ nahe am Reichsparteitagsgelände und das ist natürlich geschichtlich schon sehr schwierig, (…) wenn dann so 20 bis 30 Prozent Rechtsextreme kommen und ein ganzer Haufen Rechtspopulisten und sich an dem Ort versammeln und dort dann Heimatliebe zelebrieren." Marian Gosoge, Konzertveranstalter

Ihre Texte verstehen Freiwild als Tabubrüche und im Widerspruch zum vermeintlich verlogenen Mainstream. Die Band distanziert sich jedoch von rassistischem Gedankengut. Sie vertreibt T-Shirts mit dem Slogan "Freiwild gegen Rassismus und Extremismus".

Diskussion um Konzertabsage

Veranstaltet wird das Konzert im April in der Nürnberger Arena. Geschäftsführer Jürgen Fottner betreibt die Halle und ist erstaunt über die Kritik. Er will die Arena aus dem politischen Diskurs heraushalten.

"Also ich glaube, dass uns als Betreiber dieser Halle gar nicht zusteht, über so eine Frage zu diskutieren. Wir können nicht eine Entscheidung treffen, jemanden bei uns reinzulassen oder nicht reinzulassen, solange er nicht ganz objektive Kriterien verletzt und das wären zum Beispiel, dass Lieder auf dem Index stehen oder dass eine Band verboten ist oder vom Verfassungsschutz beobachtet wird." Jürgen Fottner, Arena-Geschäftsführer

In der Nürnberger Presse und in den sozialen Medien wurde unlängst über eine Absage des Freiwild-Konzerts diskutiert. Die Kulturschaffende Evi Herzing hält davon nichts und befürchtet, dies könnte der Band eher nutzen als schaden:

"Verbieten kann einfach nach hinten losgehen, weil das ja ihre ganze Opferrolle dann wieder bestätigt und sie dann ihren Märtyrerstatus einbringen könnte. Und ich bin auch keine Freundin von Verboten." Evi Herzing, Kulturschaffende

Herzing spricht sich für einen offenen Diskurs aus.