Hugh Laurie als skrupelloser Minister Peter Laurence  in der Serie "Roadkill" vor der Downing Street 10 in London.
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Hugh Laurie als skrupelloser Minister Peter Laurence auf dem Weg ins oberste Amt Großbritanniens.

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Serie "Roadkill": politisches Intrigenspiel in vier Akten

Wie den politischen Alltag nach dem Brexit in Großbritannien inszenieren? Die neue BBC-Serie "Roadkill" mit Hugh Laurie besinnt sich auf klassische Politiker-Laster und blickt in das Privatleben eines skrupellosen Ministers auf dem Weg nach oben.

Über dieses Thema berichtet: kulturWelt am .

Ein verschmitztes Lächeln, eine steile These, eine wohlkalkulierte Provokation: Mit dieser Masche wurde Boris Johnson britischer Premierminister – wieso also nicht auch der konservative Minister Peter Laurence in der BBC-Serie "Roadkill"? Wie am realen Vorbild Boris Johnson prallen auch an Peter Laurence, gespielt von Hugh Laurie, kleine wie große Skandale einfach ab. Er spielt im Kabinett nur die zweite Geige, zelebriert aber seine Nähe zur Wählerschaft, zum Beispiel bei seinen wöchentlichen Auftritten in einer populistischen Radioshow. Peter Laurence ist sehr beliebt, gerade weil er die Regeln und Gesetze gern mal in seine Richtung biegt und dabei keine Rücksicht nimmt auf andere.

Die Serie beginnt, als er eine Verleumdungsklage gegen eine Investigativjournalistin gewinnt. Die Journalistin verlässt eingeschüchtert und verängstigt das Gericht. Sie ist ihren Job los – anders als Laurence, der auf der Karriereleiter einfach eine Stufe weiter nach oben fällt, obwohl alle wissen, dass er nicht ganz sauber ist.

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Von einem Skandal zum nächsten: Peter Laurence fällt immer nach oben.

Doch wer sich ihm in den Weg stellt, wird – wortwörtlich – entweder mitgerissen oder überfahren: "Roadkill" säumt Peter Laurences Spur. Und die läuft geradewegs auf das einflussreichste Amt Großbritanniens zu.

Zwischen "House of Cards" und "Borgen"

Vergleiche zu den erfolgreichen Polit-Serien-Hits der letzten Jahre liegen nahe, aber die Story von "Roadkill" ist weder so ausufernd und fantastisch wie die von "House of Cards", noch so tiefgründig, wie in "Borgen". In einer Post-Brexit-Welt, in der keine übermäßig drängenden politischen Probleme bewältigt werden wollen, konzentriert sich "Roadkill" auf die persönlichen Beziehungen des Politikers. Ironischerweise spielt ausgerechnet Sidse Babett Knudsen, die Darstellerin der mächtigen dänischen Premierministerin Birgitte Nyborg in "Borgen", hier die frustrierte Geliebte von Peter Laurence.

In "Roadkill" werden die politischen Ambitionen zu einer zerstörerischen Kraft in den persönlichen Beziehungen des Ministers. Denn Peter Laurence hat natürlich nicht nur eine Geliebte, sondern auch eine Tochter mit Drogenproblem – und so einige Altlasten aus der Vergangenheit. Machthungrige und enttäuschte Mitwissende werden für Peter Laurence zusehends zur Gefahr, je mehr die Serie das komplizierte Handlungsgeflecht von Serienschöpfer David Hare ("Collateral") offenlegt.

Sehenswert macht die Serie vor allem der stylish-unterkühlte, düstere Look und die Performance von Hugh Laurie. Dessen großartiger Charme verleiht der Figur Peter Laurence eine beunruhigende Anziehungskraft, die er nutzt, um mühelos zwischen gewitztem Gentleman und gewissenlosem Raubtier hin und her zu gleiten.

Leider kommen Laurence Gegenspielerinnen – und es sind tatsächlich größtenteils Frauen – in der vierteiligen, ersten Staffel noch nicht zum Zug. Ob Premierministerin, Investigativjournalistin, Fahrerin, Ehefrau oder Assistentin: gegen die Popularität von Peter Laurence können sie alle nichts ausrichten. So hat man fast das Gefühl, dass es gegen Männer wie Peter Laurence kein Gegengift gibt. Und das wäre in der jetzigen Zeit eine äußerst deprimierende Botschaft.

"Roadkill" ist ab dem 04.02.2021 bei MagentaTV abrufbar.

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