Antike Schätze und zeitgerechte Artefakte aus Glas können derzeit im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg bestaunt werden.
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Scherzgefäße aus dem 17. und 18. Jahrhundert

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Scherzgefäße und Tränenfläschchen: Meisterwerke aus Glas

Früher war Glas sehr kostbar und nur reiche Leute besaßen Trinkgläser. Heute ist Glas oft ein billiger Wegwerfartikel. Das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg zeigt die Sonderausstellung "Meisterwerke aus Glas" von der Antike bis heute.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Das Prunkstück der Ausstellung ist ein dreistöckiger Trinkbrunnen, geblasen vor fast 400 Jahren auf der Insel Murano, der berühmten Insel in der Lagune Venedigs. Hier war schon im Spätmittelalter das Zentrum der Glasbläserkunst. Für die Ausstellungen hat das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg den Trinkbrunnen wieder zum Leben erweckt und zeigt in einem Video, dass er noch funktioniert. Im Video gießen die Museumsmitarbeitenden Wasser von oben in die filigrane Schale und es fließt in kleinen Kaskaden nach unten.

Murano-Glas war kostbar

Eigentlich durften die Glasbläser die Insel Murano nicht verlassen, zu kostbar war ihr Wissen. Murano-Glas galt als das hochwertigste seiner Zeit, dessen Exklusivität gewahrt bleiben sollten. Die Glasbläser hielten sich aber nicht an die Gesetze. Für den Generaldirektor des Germanischen Nationalmuseums Daniel Hess passt die Sonderschau zum Thema Glas deshalb gut in das Jahresthema "Migration". Denn die Technik der Glasherstellung kommt aus Syrien und Ägypten und hat sich über Italien in ganz Europa verbreitet.

Von Kunst bis Alltag

In der Sonderausstellung "Meisterwerke aus Glas" sind rund 100 Exponate von der Antike bis in die Gegenwart zu sehen. Sie alle stammen aus dem Bestand des Museums. Neben repräsentativen Trinkgefäßen und Karaffen mit aufwändigem Dekor sind auch schlichte Gebrauchsgegenstände wie Teekannen und Strass-Schmuck zu sehen, die auf die Alltagstauglichkeit des Glases verweisen.

Tränenfläschchen und Scherzgefäße

Die ältesten Stücke in der Sonderausstellung sind antike Salbgefäße aus dem ersten bis dritten Jahrhundert. Die fast 2.000 Jahre alten Behältnisse enthielten früher Öle und Tinkturen. Manche fanden Archäologen als Grabbeigaben und sie wurden Tränenfläschchen genannt. Ob sie tatsächlich Tränen enthielten, ist umstritten. Ein besonderer Hingucker sind die sogenannten Scherzgefäße aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Zu sehen sind unter anderem ein Trinkglas mit einem Hirschkopf als Strohhalm oder eine "Gluckerflasche", die beim Ausgießen Geräusche machte. Sie dienten als Belustigung auf Festen und Gesellschaften.

Ohne Linsen keine Mikroskope

In einem weiteren Abschnitt widmet sich die Sonderschau der Verwendung von Glas in Medizin und Forschung. Ohne geschliffene Linsen und Spiegel gäbe es keine Mikroskope und Teleskope. Zur Vorratshaltung und für wissenschaftliche Experimente, man denke an Reagenzgläser, ist das Material ebenfalls geeignet. Zerbrechlich und doch widerstandsfähig – Glas vereint viele Eigenschaften. Die Sonderausstellung "Meistwerke aus Glas" ist bis März nächsten Jahres im Germanischen Nationalmuseum zu sehen.

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