Ein Mann, der einem anderen Mann in die Kehle beißt. Anspielung auf einen Vampir-Biss.
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"Das Restaurant": Schauspieler Simon Schwarz macht jetzt auch Kabarett, zusammen mit seinem Freund und Kollegen Manuel Rubey

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"Restaurant": Jetzt macht Simon Schwarz auch Kabarett – und wie!

Millionen Kinogänger kennen ihn als Privatdetektiv aus den Eberhofer-Filmen. Jetzt kommt Simon Schwarz mit Kumpel Manuel Rubey und dem ersten gemeinsamen Kabarett-Programm nach Bayern. Thema: Zwei Freunde, die ein verfallenes Restaurant aufbrezeln.

Über dieses Thema berichtet: Capriccio am .

Ein ganz besonders vielversprechendes Duo hat sich da gerade zusammengetan: Der eine ist Manuel Rubey, bekannt als Falco-Darsteller oder aus Serien wie Braunschlag, vor allem aber seit einiger Zeit Kabarettist. Dieser Manuel Rubey hat es geschafft, seinen Kumpel mit auf die Kabarett-Bühne zu locken: Simon Schwarz, inzwischen so etwas wie der bekannteste Hilfssheriff Bayerns. Er spielt in den extrem erfolgreichen Eberhofer-Filmen den schwer neurotischen, österreichischen Privat-Detektiv Rudi Birkenberger.

Er kauert vorm Vorhang, wimmert, hadert, tobt

"So eine Scheiß-Idee: Kabarett. So eine Scheiß-Idee, 90 Minuten ins helle Licht, bin doch eh so ein empfindlicher Typ. Ich hab so empfindliche Augen! Ich meine: Wir Rothaarigen, wir sind wirklich viel empfindlicher. Wir sind viel sensibler als ihr." Simon Schwarz, Kabarettist

Noch bevor es richtig losgeht, droht schon die Eskalation. Simon Schwarz, den blassen Rotschopf, den großen Kinostar übermannt vor seinem Debüt auf den Kleinkunst-Brettern das Lampenfieber. Er kauert vorm Vorhang – wimmert, hadert, tobt. So beginnt "Das Restaurant" von und mit Simon Schwarz und Manuel Rubey. Letzterer, eigentlich feinsinniger Kabarettnostalgiker, sieht sich entsprechend genötigt, seinen Kollegen an die Kandare zu nehmen: "Reiß dich zusammen. Kabarett ist Kultur. Wir benehmen uns nicht wie um 3 Uhr früh auf einer Skihütte in Ischgl."

Wieso jetzt Kabarett?

"Kabarett ist nicht Kultur. So ein Blödsinn. Kabarett ist Après-Ski für Süddeutsche-Abonnenten." Simon Schwarz, Kabarettist

Was ist Kabarett? Und warum zur Hölle sollte man sich das antun? Das sind die unterschwelligen Fragen dieses Abends. Schließlich sind Manuel Rubey und Simon Schwarz sehr erfolgreiche Film- und Fernseh-Schauspieler. Der eine hat als Falco-Darsteller, der andere als Rudi Birkenberger in den Eberhofer-Krimis weit über Österreich hinaus Berühmtheit erlangt, bei Serien-Regisseur David Schalko gehören sie auch zum festen Cast. Am Filmset von dessen "Braunschlag" übrigens haben sie einander kennengelernt und sind Freunde geworden.

Und jetzt also Kabarett. "Ich hab den Simon zu einem guten Zeitpunkt erwischt", sagt Manuel Rubey. "Nämlich aus dem heraus, weil mir die Freundschaft so wichtig ist und wir beide so viel arbeiten. Wir müssen zusammen mehr arbeiten, dann haben wir mehr Zeit miteinander."

Kabarett aus Trotz also

"Ich bin in einem Alter, wo man nicht immer das gleiche machen darf", sagt Simon Schwarz. "Das finde ich ganz schlecht für das Hirn des Menschen. Wenn mich jetzt jemand gefragt hätte: Kabarett? Willst du Kabarett machen? Ja, vielleicht irgendwann? Nein, nie. Das war definitiv etwas, was ich auf meiner Liste nicht hatte."

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Auch ein Dream Team: Simon Schwarz (rechts) als Rudi Birkenberger, links Sebastian Bezzel als Franz Eberhofer

Kabarett aus Trotz also, gerade weil es nicht so ganz zur zeitgemäßen Imagepflege moderner Schauspieler passt. Die sind ja eher auf TikTok unterwegs – oder eröffnen ein Restaurant. Womit wir beim Thema wären: Denn von diesem notorischen Celebrity-Traum von der eigenen Sterneküche handelt die Show "Das Restaurant". Ein reiches Pointen-Reservoir, denn die Welt der Erlebnis-Gastronomie ist der perfekte Spiegel der High- und mittleren Society. Geldwäsche, schlecht bezahlte Praktikantinnen, Promi-Gäste mit Extra-Wünschen und kulinarisches Greenwashing: Das verrottete Gasthaus etwa wird im Stück kurzerhand zur Naturküche umdeklariert.

"Was ich wirklich unendlich bewundere, ist, dass der Simon Pointen verweigert", sagt Rubey. "Es interessiert ihn einfach nicht. Es muss zuerst immer das Drama geklärt sein und dann ganz, ganz spät, über das Spielen und das Miteinander wird irgendwann einmal bestenfalls die Pointe gefunden."

Pointen? "Die Leute lachen eh genug"

"Ich finde es halt spannender, wenn man mehrere Ebenen hat und nicht nur hier eins nach dem anderen reinhaut", sagt Schwarz. "Es ist ja nicht so, dass wir überhaupt keine Pointe drin haben. Die Leute lachen eh genug. Manchmal ist es mir fast zu viel, wie sie lachen. Ich komm gar nicht mit meinen Themen durch, weil sie die ganze Zeit lachen. Mir kann man es eh nicht recht machen."

Es ist die große Stärke dieses Debüt-Programms, bei dem es ab und an noch etwas hakt, das sich beide die Seele aus dem Leib spielen. Etwa wenn Schwarz, der einmal für eine kurze Zeit Tanz studiert hat, während einer Balletteinlage in weißen Strumpfhosen Pirouetten springt, oder beide in einer Verhörszenen intensiv aneinander herumnesteln. Überhaupt ist "Das Restaurant" kein verlabertes Gekalauer à la Stand-Up-Comedy, sondern vor allem eines: physische Überwältigung.

Rubey und Schwarz zeigen ihr Programm "Restaurant" im April in München, im Juli in Passau und im November in Rosenheim, Burghausen, Regensburg und erneut einige Male in München. Dazwischen zahlreiche Termine in ganz Österreich. Viele Veranstaltungen sind allerdings schon ausverkauft.

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