Frank-Markus Barwasser als Erwin Pelzig.
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Neue Kabarett-Doppel-CD von Erwin Pelzig: "Weg von hier"

Kübelweise Spott über Lügner, Populisten und politische Trickbetrüger: Jetzt erscheint das neueste Kabarett-Programm des fränkischen Konsonantenschänders Erwin Pelzig auf einer Doppel-CD. "Weg von hier" heißt es. Es ist ein großer Wurf.

Über dieses Thema berichtet: LÖSCHEN Kultur am .

Nur auf die SPD will er nicht schimpfen, das wäre „Störung der Totenruhe“ meint Erwin Pelzig. Die FDP hätte regieren können, doch sie sei zu feig dafür:

„Was dem Beinamputierten der Phantomschmerz ist der FDP ihr Wunsch nach Charakter.“ Erwin Pelzig in "Weg von hier"

Die Grünen dagegen hätten gerne mitregiert:

„Die hätten es auch mit der CSU gekonnt - paarungswillig wie Harvey Weinstein nach 5 Jahren Einzelhaft!“ Erwin Pelzig in "Weg von hier"

Donald Trump: "Eine Art Reptilienwesen"?

In der Rolle des Erwin Pelzig analysiert der aus Würzburg stammende Kabarettist Frank-Markus Barwasser die politische Lage, hinterfragt Ansprüche und Wirklichkeiten unserer Gesellschaft und unserer demokratischen Grundordnung. Klar wird dabei auch: Wir Wähler sind nicht an allem schuld. Den Präsidenten der USA zum Beispiel durften wir gar nicht mitwählen.

„Darf ich mal kurz um Ihr Handzeichen bitten: Wer von Ihnen glaubt, dass Donald Trump in Wirklichkeit gar kein Mensch ist, sondern so eine Art Reptilienwesen, das sich sehr große Mühe gibt, so auszuschauen wie Marylin Monroe? Trump! Trump! Du kannst ja hingreifen wo Du willst: Die nicht mehr zu bestreitenden Mafiakontakte, eine Steuerreform, die ihm persönlich hunderte von Millionen Dollar in die Tasche spülen wird, Öl ins Feuer gießen im Nahen und Mittleren Osten, wo Du hingreifst bei dem, er macht es Dir so einfach durch diesen immer leicht dümmlichen Gesichtsausdruck, dieser gespitzte Mund, wenn er wieder ein Dekret unterschrieben hat: Schaut, schaut her, ich kann schreiben!“ Erwin Pelzig in "Weg von hier"

Die Verantwortung des Konsumenten

Nicht nur Autokraten wirbeln die Weltordnung durcheinander. Dass vielen Menschen ihre Gefühle wichtiger sind als Tatsachen, das macht weltweit Populisten und Nationalisten so erfolgreich. In der Masse der Fakten noch den Blick fürs Wesentliche zu behalten, ist allerdings nicht so einfach, das macht Erwin Pelzig in der Rolle des Dr. Göbel klar:

„Ich muss mich ja entscheiden als aufgeklärter Bürger! Als aufgeklärter Wähler, als aufgeklärter Konsument muss ich mich ja entscheiden. Denn ich bin ja verantwortlich! Verantwortlich! Für die ganze Welt bin ich plötzlich verantwortlich, weil ich ja leider weiß, was ich früher nicht wissen musste. Wenn ich Fisch esse, bin ich verantwortlich für die Überfischung der Meere und für das Schicksal der Fischer im Senegal. Wenn ich ein Hemd trage, bin ich verantwortlich für die Baumwollpflücker in Afrika und für die Näherinnen in Bangladesch. Und wenn ich ein Handy kaufe, meine Herren, dann enthält dieses Gerät Coltan-Erz, also bin ich verantwortlich für Kinderarbeit in Afrika! Aber genau da habe ich ja nun keine Wahl. Und ich kaufe das vermaledeite Telefon. Aber dann kehrt ja keine Ruhe ein; denn dann muss ich mich wieder entscheiden zwischen 50 verschiedenen Telefongesellschaften, 100 Tarifen und 299 verfickten Schutzhüllen! Und wenn ich diese verfickte Schutzhülle bei Amazon bestelle, bin ich verantwortlich für die Zerstörung des stets unfreundlichen deutschen Einzelhandels. Wenn das Päckchen kommt, bin ich verantwortlich für die Ausbeutung des DHL-Boten. Wenn ich fliege, bin ich verantwortlich für den Klimawandel. Und wenn ich nicht fliege, bin ich verantwortlich für die Altersarmut der Lufthansapiloten!“ Frank-Markus Barwasser als Dr. Göbel in "Weg von hier"

Immanuel Kant: Sei kein Arschloch!

Alles richtig zu machen, ist unmöglich, aber man könnte ja versuchen, sich an Kants kategorischen Imperativ zu halten. So übersetzt Erwin Pelzig Immanuel Kant ins Fränkische:

„Er hat praktisch gesagt: Man soll kein Arschloch sein. Und davon träume ich, dass ich irgendwann keines mehr bin.“ Erwin Pelzig in "Weg von hier"

Die neue Doppel-CD ist erschienen beim Kölner Label WortArt und kostet 16,99 Euro.