Lichterprozession (Symbolbild)
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Lichterprozession (Symbolbild)

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Licht: Ein besonderes Glaubenselement

Am 2. Februar feiern die Katholiken Mariä Lichtmess. Früher markierte der Feiertag das Ende des bäuerlichen Arbeitsjahres. In der Liturgie wird Licht gerade wieder neu entdeckt. Dabei hatte Licht schon immer etwas Göttliches.

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In der evangelischen Markuskirche in der Münchner Maxvorstadt findet ein Multimediaspektakel statt: Genesis Teil zwei, die biblische Schöpfungsgeschichte. Gerade in der Kunst spielt die Faszination Licht eine zunehmend wichtige Rolle. Das Dach des Kirchenschiffs verwandelt sich in einen hell erleuchteten Ozean, in dem sich bunte Fische tummeln. Ein Wal zieht seine Bahnen. Das Meer wird abgelöst von bunten Blumen. Ein goldgelbes Kornfeld wiegt sich im Wind. Auf dem Boden haben es sich Frauen, Männer und Kinder in Sitzsäcken gemütlich gemacht, schauen gebannt nach oben und an die Seitenwände.

Mariä Lichtmess: bäuerliches Arbeitsjahr ging zu Ende

Es ist der Abend vor dem 2. Februar, Mariä Lichtmess. Der 40. Tag nach Weihnachten markierte jahrhundertelang eine Wegmarke – einerseits im bäuerlichen Arbeitsjahr, wenn Knechte und Mägde ihren Jahreslohn bekamen und den Dienstherrn wechseln konnten. Die winterliche Ruhephase ging langsam vorüber, der Frühling nahte. Und andererseits im liturgischen Kalender: Denn nun endete der Weihnachtsfestkreis. Obwohl die Weihnachtszeit seit der Liturgiereform von 1970 am 6. Januar zu Ende ist, halten manche Familien und Gemeinden am alten Brauch fest und bauen zum Beispiel erst zu Lichtmess Krippe oder Weihnachtsbaum ab. Traditionell mit Lichtmess verbunden sind auch Kerzenweihen und Lichterprozessionen. Der Feiertag, der offiziell "Darstellung des Herrn" heißt, ist aber mittlerweile aus dem Alltag von vielen fast verschwunden.

Was vielen noch bekannt ist: Von Mariä Lichtmess sind allerlei Bauernweisheiten und Wetterregeln überliefert. "Lichtmess trüb ist dem Bauern lieb", lautet eine alte Wetterregel. Dann können sich die Landwirte dieses Jahr auf einen guten Frühling freuen. Denn die Meteorologen sagen einen ziemlich bewölkten Tag voraus für den 2. Februar, an dem Katholiken traditionell das Fest Mariä Lichtmess feiern. Es ist einer der ältesten katholischen Feiertage. Begangen wird das Fest in Jerusalem seit Anfang des fünften Jahrhunderts. Nach wie vor sind Lichterprozessionen zu Lichtmess Tradition als Zeichen dafür, dass die Tage nun wieder deutlich länger werden. "Scheint an Lichtmess die Sonne heiß, bringt der Märzen Schnee und Eis", heißt eine weitere Bauernregel. Oder: "Wenn's an Lichtmess stürmt und schneit, ist der Frühling nicht mehr weit."

Mariä Lichtmess: 40. Tag nach der Weihnachtszeit

"Martin zünd's Licht an, Maria bläst's aus." So lautet eine bekannte Bauernregel zum katholischen Feiertag immer am 2. Februar, dem 40. Tag der Weihnachtszeit. Eine Stunde ist es nun schon länger hell als zur Wintersonnwende. Und tatsächlich dreht sich zu Lichtmess auch im Brauchtum alles um die Symbolik des Lichts - Lichterprozessionen, Feuer, Kerzenweihen. Theologisch symbolisiert Licht die Hoffnung, die mit Jesus in die Welt gekommen ist. Doch auch jenseits dieser christlichen Deutung: Was begeistert uns so am Licht, dass wir es jedes Frühjahr so feiern, wenn es zurückkehrt?

Die Zuschauer in der evangelischen Markuskirche schauen begeistert, gucken, staunen, freuen sich. "Dieses Licht nimmt die ganze Kirche - von ganz vorne, die Chorfenster bis ganz hinten an die Orgelpfeifen ein. Man taucht komplett ein in diese immersive Lichtshow. Dieses Eintauchen ist das Faszinierende an dieser Show", sagt Diakon Harald Braun von der Markuskirche. Das Wertvolle der Schöpfung werde hier ins Licht gesetzt. Seine Kirche ist sozusagen der Gastgeber der Show, die eine Schweizer Künstlergruppe entworfen hat.

In der Markuskirche: Die Schöpfung ins Licht setzen

Harald Braun findet: So eine Lichtshow passt einfach gut in ein Gotteshaus. Licht ist etwas Transzendales. Licht kann man nicht anfassen und damit werde es automatisch zu etwas Spirituellem. Die Kunst hat das Licht neu entdeckt und in allen größeren Städten sind Multimediashows inzwischen fest verankert im Veranstaltungskalender. Diakon Braun weiß, dass Kirchenkunst und Licht schon lange zusammengehören: "Alte Kirchenfenster, in denen sich Licht bricht, lösen eigentlich das Gleiche aus, wie heute die Multimediashows von Künstlern."

Das Licht als Werkstoff der Kunst interessiert Künstler wie Kunstliebhaber. Es scheint etwas auszulösen bei den Menschen, die sich darauf einlassen. Und das lässt sich eindrücklich nachvollziehen im Diözesanmuseum in Freising, genauer, in der Hauskapelle des ehemaligen Knabenseminars auf dem Domberg. Es ist ein einziges Lichtkunstwerk: ein Kunstwerk von James Turell, dem Meister der Lichtkunst aus den USA. Grenzenlos scheint der Raum, die Farben des Lichts gehen scheinbar untrennbar ineinander über.

Im Buch Genesis heißt es schon: "Es werde Licht"

Diese andere, nicht fassbare Dimension: Das ist es, was das Licht letztlich für alle Religionen zu einem ganz besonderen Element macht - erklärt der Leiter des Diözesanmuseums in Freising, Christoph Kürzeder: "Eines der ursprünglichsten Erlebnisse des Menschen ist das Licht. 'Ich bin das Licht der Welt', steht für die Göttlichkeit." Wie bedeutend das Licht ist, das übrigens geht auch schon aus der Genesis, aus der Schöpfungsgeschichte hervor: Gleich am ersten Tag, nachdem Gott Himmel und Erde erschaffen hat, heißt es im Buch Genesis: "Es werde Licht".

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