Sommerliches Wetter mit Sonnenschein und warmen Temperaturen am Mittersee / Lödensee im Chiemgau bei Ruhpolding am 21.06.2021.
Bildrechte: picture alliance / Jan Eifert | Jan Eifert

Sommerliches Wetter mit Sonnenschein und warmen Temperaturen am Mittersee / Lödensee im Chiemgau bei Ruhpolding am 21.06.2021.

Per Mail sharen
Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Siebenschläfertag: Bleibt das Wetter nun sieben Wochen lang so?

Heute, am 27. Juni, steht der Siebenschläfertag im Kalender. So, wie das Wetter heute ist, bleibt es sieben Wochen lang, sagt eine Bauernregel. Die trifft meistens sogar zu. Aber wegen einer Kalenderrefom gilt die Regel eigentlich für den 7. Juli.

Heute ist 27. Juni, der bekannte Siebenschläfertag. Er ist nach dem kirchlichen Namenskalender sieben Brüdern aus Ephesus gewidmet. Der Mythologie folgend wurden sie wegen ihres christlichen Glaubens von Kaiser Decius verfolgt. Als seine Schergen sie in ihrem Höhlenversteck ausfindig machten, mauerten sie die Glaubensflüchtlinge lebendig ein. Der Legende nach ließ ein Schafhirt 195 Jahre später, am 27. Juni 446, das Mauerwerk entfernen, weil er die Höhle als Stall nutzen wollte - und entdeckte dabei die sieben Brüder. Sie erwachten, bezeugten dadurch den christlichen Glauben an die Auferstehung der Toten, und verstarben kurze Zeit später.

Bauernregel zur Wettervorhersage

Es gibt zahlreiche christliche Namenstage. Warum ist gerade dieser Siebenschläfertag so populär? Das liegt daran, dann sich eine der bekanntesten Bauernregeln um ihn rankt. Der Siebenschläfertag zählt zu den sogenannten Lostagen: An ihm soll sich das (Wetter-) Los der kommenden Wochen entscheiden: "Wie das Wetter am Siebenschläfer sich verhält, ist es sieben Wochen lang bestellt", verkündet die Bauernregel.

Wir Meteorologen rümpfen bei vielen Bauernregeln die Nase. Oft zu recht, die meisten können der Überprüfung mit Methoden der objektiven Statistik nicht standhalten – kurz, sie taugen für die Wetterprognose so viel wie der Hahn auf dem Mist.

Diese Regel irrt sich meist nicht

Die Siebenschläferregel macht da aber eine Ausnahme. Professor Malberg, bekannt als der "Bauernregel-Papst" unter den Meteorologen, hat diese Bauernregel auf den Prüfstand gestellt. Und siehe da, der Siebenschläferregel dürfen wir getrost das Gütesiegel "tauglich" verleihen. Gerade im Süden Deutschlands trifft sie zu 70 bis 75 Prozent zu, also in durchschnittlich drei von vier Jahren.

Zwei wichtige Einschränkungen sind dabei zu beachten. Zum einen ist die Trefferquote der Regel am größten, wenn man nicht den Stichtag selbst sondern den Witterungscharakter der ganzen Woche um diesen Stichtag herum als Referenz heranzieht.

Siebenschläfer: Wetterkundlich erst am 7. Juli

Des Weiteren, und nun verlassen wir den kalendarischen Siebenschläfertag und kommen zum meteorologischen Siebenschläfertag, ist die Zuverlässigkeit dieser Wetterregel 10 Tage später am größten! Der eigentliche Siebenschläfertag ist der 27. Juni, ein brauchbarer Wetterregel-Lostag jedoch ist er erst in der Woche um den 7. Juli herum. Das liegt daran, dass die Siebenschläfer-Wetterregel sehr alt ist. Sie stammt aus der Zeit des Julianischen Kalenders.

Papst Gregor XIII. reformierte im Jahr 1582 diesen Kalender, weil dieser mit dem Lauf der Erde um die Sonne nicht mehr Schritt hielt. Heutzutage lautet diese Korrektur "Schaltjahr", damals "Gregorianische Kalenderreform": Per päpstliches Dekret folgte auf den 5. Oktober der 15. Oktober. Damit verloren auf einen Schlag alle alten Bauernregeln ihre Gültigkeit hinsichtlich des Kalendertages. Auch bei der Siebenschläferregel muss man 10 Tage hinzuzählen. Das führt uns dann zum wahren, meteorologisch sinnvollen Siebenschläfer-Lostag: 7. Juli.

Warum ist die Siebenschläfer-Regel so zuverlässig?

Der Grund dafür findet sich in einer Besonderheit der Erdatmosphäre: In ungefähr zehn Kilometer Höhe zieht der sogenannte Jetstream um die Nordhalbkugel, das ist eine Art schmales Starkwindband. Doch dieses Band weht nicht gerade, sondern im Zickzack.

Wenn die Ausbuchtung des Jetstreams nach Norden gerichtet ist, nimmt ein Hochdruckgebiet seinen Platz ein und bringt meist Sonnenschein. Ist die Ausbuchtung der Zacke nach Süden gerichtet, breitet sich ein Tiefdruckgebiet aus und das Wetter wird eher unbeständig.

Der genaue Verlauf des Jetstreams ändert sich ständig, nur im Hochwinter oder Hochsommer bleibt er oft ein paar Wochen relativ konstant. In der Siebenschläferphase – Ende Juni, Anfang Juli – hat der Jetstream häufig seinen Verlauf für den Sommer gefunden.

Schöne Aussichten für den Sommer 2022

So müssen wir uns also bis zur ersten Juliwoche gedulden. Erst dann erhalten wir mit gut Glück einen Eindruck davon, wie es um den restlichen Sommer in Bayern bestellt ist. Die gute Nachricht: Wer es sonnig mag, könnte in diesem Jahr Glück haben. Den heutigen Berechnungen der Wettercomputer zufolge wird das Wetter in den Tagen um den 7. Juli herum insgesamt recht freundlich sein, nur ganz vereinzelt fällt Regen.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht's zur Anmeldung!