Gesmasht werden: Für Nichtjugendliche klingt das eher unerfreulich. Der Nachwuchs sieht das anders – und hat "smash" zum Jugendwort 2022 gemacht.
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Gesmasht werden: Für Nichtjugendliche klingt das eher unerfreulich. Der Nachwuchs sieht das anders – und hat "smash" zum Jugendwort 2022 gemacht.

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Jugendwort "Smash": Klingt wie schlagen, meint aber schmusen

"Bodenlos", "Macher" und "Smash" – diese drei Wörter waren in der Endauswahl für das Jugendwort des Jahres 2022. Durchgesetzt hat sich das eher brutal klingende "Smash". Jemanden smashen bedeutet: Mit ihm oder ihr etwas anfangen – oder Sex haben.

Über dieses Thema berichtet: Die Kultur am .

Immer aufs Neue das alte Spiel: Das Jugendwort des Jahres ist da, und im Netz schlägt die Stunde der Erwachsenen, in deren ereignislose Tage die Jugendwort-Wahl ja ohnehin deutlich mehr Freude zu bringen scheint als ins pralle Leben der Jugendlichen selbst.

"Nie gehört", schreiben die Erwachsenen dann auf Twitter (oder gar: Facebook), "das sagt doch keiner". Oder aber sie ziehen mit rostigen Mittvierziger-Bewegungen aus ihren CD-Ständern und Bücherregalen Belege hervor, dass es dieses eine, extrajugendliche Wort doch schon bei den Gebrüdern Grimm gab, in der Bibel oder in den 1990ern – was aus Sicht der Jugend ohnehin ein- und dasselbe ist.

Auch Papa hatte eine Spielkonsole

Nun ist also 2022 und das Jugendwort lautet "Smash". Jaja, sagt Papa, "Super Smash Brothers", so nannte Nintendo doch ab 1999 seine All Star Games mit Super Mario UND Pikachu UND PacMan.

Jaja, Smash, sagt auch Mama, so hieß doch das Offspring-Album von 1994. Wo "Self Esteem" drauf war, echter Smash Hit.

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Der Offspring-Sänger von damals ist übrigens jetzt promovierter Molekularbiologe und seine Tochter ist Mitte 30... Den Albumtitel "Smash" von damals übersetzt Wikipedia mit "Krach" oder "Schlag" – das englische Verb "to smash" bedeutet ja "zerschlagen", "zerschmettern" oder auch "zerbrechen".

Mit der Folge, dass "smashen" für Nichtjugendliche ganz unerfreulich klingt, brutal und brachial und überhaupt nicht zweisam, nicht nach "Stelldichein" (Generation Offspring), "Schäferstündchen" (Generation Schiller) oder "Poussage" (klang immer schon komisch).

Sex und Social Media

Uns egal, sagt die Jugend, bei uns bedeutet es das eben jetzt: "Smashen" heißt jemanden daten, mit jemandem was anfangen, Sex haben. Den Menschen selber kann man auch Smash nennen – und auch, was man mit ihm hat und tut. Etwas fresher formuliert es Tagesschau-Sprecherin Susanne Daubner (61), deren Jugendwort-Erklärfilmchen in den sozialen Medien recht beliebt sind.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

Entwickelt hat sich der diesjährige Gewinner aus dem Datingspiel "Smash oder Pass". Dabei werden potenzielle Partner entweder als "Smash" angenommen oder als "Pass" abgelehnt.

"Smash" deutlicher Sieger auf TikTok

Abgestimmt, pardon: "gevotet" wurde dort, wo sich Jugendliche im Netz oft aufhalten – auf TikTok. "Smash" setzte sich bei dem Voting des Langenscheidt-Verlags mit 43 Prozent der Stimmen klar durch, wie das Unternehmen mitteilt. Jugendliche hatten zuvor in mehreren Runden über ihr Lieblingswort abgestimmt.

Auf dem zweiten Platz folgt "bodenlos" (mies, unglaublich schlecht) mit 33 Prozent, an dritter Stelle liegt "Macher" (24 Prozent), also die Bezeichnung für jemanden, der Dinge ohne Zögern umsetzt, der etwas anpackt.

Bestens bekannte Begriffe also unter uns Mittelalten und seit dem Mittelalter. Es gibt ja doch nichts Neues unter der Sonne, und bodenlos ging es schon bei Schiller zu: "Den einz’gen Trost, den letzten, lass mich schöpfen aus unsers Jammers bodenloser Tiefe."

Hohe Wahlbeteiligung

Insgesamt lag die Zahl der abgegebenen Stimmen nach Langenscheidt-Angaben im hohen sechsstelligen Bereich. Für die Auswertung relevant waren jedoch nur die Stimmen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Alter zwischen 10 und 20 Jahren. Deren Quote lag laut Verlag bei 77 Prozent.

Gewählt wird das Jugendwort des Jahres inzwischen seit 2008 – da war ein Großteil der Abstimmungsteilnehmer 2022 noch nicht mal geboren. Sieger bisher waren zum Beispiel "Gammelfleischparty (2008), "YOLO" (2012), "lost" (2020) und im vergangenen Jahr die Fremdschäm-Vokabel "cringe" (2021).

Mit Informationen von dpa.