Bildrechte: The Irving Penn Foundation

Pablo Picasso at La Californie, Cannes, 1957

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Irving Penn, der Jahrhundertfotograf im Amerika-Haus Berlin

Der US-amerikanische Fotograf Irving Penn (1917-2009) hat die Fotokunst des 20. Jahrhunderts maßgeblich geprägt - und das mit großer Bandbreite: Er machte Porträts von den Stars der Zeit, Modefotos, Stillleben und Reportagen. Von Julian Ignatowitsch

Über dieses Thema berichtet: kulturWelt am .

Aus besonderen Umständen entstehen oftmals besondere Fotos. Der beste Beleg ist das Porträt von Pablo Picasso, das Fotograf Irving Penn 1957 machte: Picasso, mit Hut auf dem Kopf und Umhang um den Hals, blickt mit einem Auge und gesenktem Haupt herausfordernd in die Kamera, als würde er sie gleich zerstoßen wollen. "Es ist, als ob ein Bulle einen anderen Bullen treffen würde. Wir kennen ja Picassos Vorliebe für Stierkämpfe. Dieses Foto hat eine wundervolle Spannung. Man kann sich diese beiden Männer vorstellen, wie sie sich treffen und beide als Sieger hervorgehen," sagt Kurator Jeff Rosenheim.

Die Spannung war nicht inszeniert. Denn Picasso hatte sich anfangs wie ein sturer Stier geweigert von Penn fotografiert zu werden, erzählt Kurator Rosenheim weiter. "Das Foto sollte in Picassos Haus in Südfrankreich gemacht werden, für das Modemagazin „Vogue“. Picasso hat einfach nicht die Tür aufgemacht, er hatte keine Lust. Penn hat seinen Assistenten dann über den Gartenzaun klettern lassen und so kamen sie doch rein. Sie sind quasi eingebrochen. Picasso hat sich gefügt."

Hitchcock, Dietrich und Saint Laurent umzingelt

Der Jahrhundertkünstler bekam so sein Jahrhundertfoto: "Centennial" heißt denn auch die Schau, die das Lebenswerk von Irving Penn zeigt - jetzt in Berlin, nach New York und Paris. Zu sehen sind vor allem Porträts, in schwarz-weiß. Dafür ist Penn am bekanntesten. Alfred Hitchcock, Marlene Dietrich oder Yves Saint Laurent. Ganz nah rückt er an seine Modelle heran und quetscht sie in einer eigens von ihm erdachten Kulisse sogar zwischen zwei Wänden ein, zu sogenannten 'Corner Portraits': "Das ist doch eine verrückte Art, ein Foto zu machen. Jemanden zu umzingeln, dass er nicht entkommen kann. Das muss wie ein Nahtoderlebnis gewesen sein. Bei Penn im Studio wurde generell nicht viel geredet, er war eher ruhig und introvertiert. Da waren zwei Körper, eine Kamera und ein Problem, das gelöst werden musste. Penn hat das mit großartigem Verständnis von Balance, Form, visuellem Drama und der Psychologie, wie man jemanden durch ein Porträt sichtbar macht, gemeistert", sagt Rosenheim.

Mit der Kamera den Blick des Malers realisiert

Penn, der eigentlich Maler werden wollte, kam Anfang der 40er-Jahre als Illustrator zur Vogue. Fasziniert von der Fotografie griff er bald zur Kamera und wurde schnell zum talentiertesten und wichtigsten Fotografen des Magazins. Den Blick des Malers behielt er. Schon seine Stillleben aus den Anfangsjahren mit Trauben, Wassermelone, Spielkarten und Würfeln erinnern an spanische Altmeister der Goldenen Ära, wie Velazquez oder Murillo. Besessen experimentierte Penn mit Material und Entwicklung seiner Aufnahmen, die Kamera war für ihn "halb Geige, halb Skalpell" . Im 20. Jahrhundert seien Fotos normalerweise auf Silberpapier abgezogen worden, erklärt Rosenheim. Penn habe für seine Abzüge Platin und Palladium verwendet, die eine besondere Tonalität haben, sanfter sind und weniger intensive Hell-Dunkel-Extreme haben. Damals konnte man das nicht kaufen, Penn musste es also im Labor selbst herstellen. "Er hat damit Objekte erschaffen", sagt Rosenheim.

Schließlich fertigte er sogar seinen eigenen grau-braun changierenden Fotohintergrund an, vor dem er Bäcker, Metzger und Feuerwehrmänner in der Reihe „Small Trades“ ablichtete. Die Ausstellung zeigt neben dem Mode- und Porträtfotografen Penn auch den sozial-politisch interessierten Menschen, der Fotoreportagen von seinen Reisen nach Peru und Marokko veröffentlichte und auch hier immer die Menschen im Fokus behält.

Die Ausstellung

"Irving Penn. Centennial. Der Jahrhundertfotograf", läuft bis 1. Juli 2018 im C/O Amerika Haus Berlin.