Vor genau fünf Jahren, am 11. Januar 2017, wurde die Elbphilharmonie in Hamburg mit einem Konzert im Großen Saal feierlich eingeweiht. Das Konzertsaal-Projekt war heftig umstritten. Es gab Bauverzögerungen, Streit zwischen Senat, Architekten und Baukonzernen. Die Kosten explodierten - von anfangs 77 auf 866 Millionen Euro. Doch am Ende hat Hamburg mit der Elbphilharmonie ein neues, strahlendes Wahrzeichen bekommen und damit auch einen der besten Konzertsäle der Welt. Anteil daran hat eine Schreinerei aus Wiesenbronn im Landkreis Kitzingen. In der Firma Ackermann wird heute auch "5 Jahre Elphi" gefeiert.
Wiesenbronner Schreinerei baute Akustikmodell
Firmenchef Frank Ackermann war damals im Auftrag des Baustoffkonzerns Knauf in Hamburg, um den Architekten etwas über Gipsfaserplatten für den Innenausbau zu erklären. Aus einem Zeitungsartikel wusste er, dass für die Elphi ein Akustikmodell angefertigt werden sollte. Bei dem Termin in Hamburg fragte er kurzerhand, ob er das Modell bauen dürfe. "Ich habe Kalt-Akquise gemacht – und wir haben den Auftrag tatsächlich bekommen", erinnert sich Frank Ackermann heute.
3D-Modell im Maßstab 1:10
Für die Schreinerei am Fuße des Steigerwaldes wird der Auftrag zur Herausforderung. Das Büro der Stararchitekten Herzog/de Meuron aus Basel, die auch schon die Allianz-Arena gebaut haben, schickt 3D-Daten des geplanten Konzertsaals. Fünf Monate dauert es, bis bei Ackermann diese Daten für die Fertigung des 1:10-Modells umgerechnet sind. Dreieinhalb Monate später ist das Akustikmodell in einem großen Holzrahmen fertig. Es wird zerlegt, nach Hamburg transportiert und dort wieder montiert.
Akustiker und Architekten sitzen stundenlang im Modell
Dann kommen die Experten von Nagata Acoustics aus Japan. Sie setzen über 2.000 kleine Testfiguren in das Akustikmodell und beginnen mit ihren Messungen. Auch die Mitarbeiter des Architekturbüros sitzen nun stundenlang im Modell und erleben erstmals den geplanten Konzertsaal von innen. Frank Ackermann war einige Wochen nach der Einweihung selbst in der Elbphilharmonie zu Gast bei einem Konzert. Die Akustik im großen Konzertsaal für über 2.000 Besucher sei sehr räumlich, transparent und klar. "Das war schon ein gutes Gefühl, wenn man den Saal als 3D-Modell virtuell sieht, dann als Akustikmodell in Holz und schließlich sitzt man selbst im Original", sagt Frank Ackermann.
Folgeaufträge dank Elbphilharmonie
Nach Hamburg gab es für Frank Ackermanns Firma Folgeaufträge für Akustikmodelle, unter anderem für die Philharmonie in Paris: "Da wurde ich gefragt: Wie kommt so 'ne Klitsche aus Wiesenbronn zu solchen Aufträgen? Ich habe gesagt: Ein Japaner hat uns empfohlen – weil der Akustiker von Nagata Acoustics angetan war von der Genauigkeit unseres Modells".
Ackermann bezeichnet seine Firma mit 120 Mitarbeitern als "moderne Schreinerei". Durch das Akustikmodell für die Elbphilharmonie hat die Schreinerei Erfahrungen mit 3D-Modellen gemacht, die heute bei der Umsetzung für geschwungene Bartheken hilfreich sind. Oder zum Beispiel den "Terroir F-Punkt" bei Rödelsee: Dort hat die Firma Ackermann oberhalb der Weinberge eine weiße Röhre mit vier Metern Durchmesser und gut zwölf Metern Länge gebaut. Darin kann man – mit Blick bis nach Würzburg – abends den Sonnenuntergang über den Weinbergen genießen.
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