Bier und Giftwarnung vor fränkischen Häusern (Montage)
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Dunkelbiertod - Franken-Krimi der Coburgerin Katja Röder

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Franken-Krimi: Über die Sandkerwa zurück in die NS-Zeit

Was hat ein vergiftetes Fass auf dem Volksfest mit der NS-Vergangenheit in Franken zu tun? Der Fall "Dunkelbiertod" feiert Premiere im neuen Krimi-Podcast "Auf der Spur" in der ARD-Audiothek.

Über dieses Thema berichtet: Auf der Spur – Die ARD Ermittlerkrimis am .

Sandkerwa in Bamberg, Ende August, wild geht's zu - am Ende liegen drei Betrunkene im Krankenhaus. Den einen von ihnen, Basti, hat es schlimm erwischt, er muss auf die Intensivstation: ausgepumpter Magen, möglicherweise eine Natron-Vergiftung. War etwas in dem Bierfass, von dem alle getrunken haben? Es ist nicht das erste Rätsel für "Melitta und Stern", das Ermittler-Duo in Katja Röders Franken-Krimis. In "Dunkelbiertod" wühlen sich die beiden tief durch die regionale NS-Vergangenheit.

Melitta von Frankenberg ist Baronin mit einer Autismus-Spektrum-Störung, Anton Stern ehemaliger Klostergärtner und Kleinkrimineller. Melittas Exaktheit und Sterns Verwegenheit sind immer Hindernis und Hilfe zugleich, wenn die beiden Ermittler die Polizei auf die nächste heiße Spur bringen. Dass ihre Krimis in Katja Röders fränkischer Heimat spielen, zwischen Stadt und Land, ist kein Zufall: "Ich glaube, Franken ist nach wie vor ein wenig unterrepräsentiert in Bayern, dabei hat es doch so viele wunderbare wie tragische Orte und Geschichten, die es zu entdecken gilt", meint Röder, die in Coburg geboren wurde. Sie lebt jetzt als Autorin und Schauspielerin in Berlin.

Jetzt reinhören: Alle Ermittlungen von "Melitta und Stern" hören Sie im neuen ARD Krimi-Feed "Auf der Spur" in der ARD Audiothek.

Franken-Krimi als Hörspiel: NS-Täter und -Opfer treffen bei der Bamberger Kerwa aufeinander

Für den dritten Fall von Melitta und Stern wählte Röder das Schicksal einer jüdischen Familie in Franken - im Rahmen einer Recherche stieß sie auf Spruchkammerakten zu einem Entnazifizierungsverfahren. "Und natürlich wurde vor diesen Kammern gelogen, dass sich die Balken gebogen haben und jeder eingefleischte Nationalsozialist will nach dem Krieg plötzlich im Widerstand und Freund der verfolgten Juden gewesen sein", sagt Röder.

In ihrer Recherche begegnete ihr auch das Thema der Zwangsenteignungen durch die Nazis. "Beides habe ich zum Anlass genommen, um ein jüdisches Schicksal in Bamberg zu erzählen, mit dem die Enkelgeneration heute, sowohl von Opfer-, als auch von Täterseite, konfrontiert wird." Zu Beginn der Recherche habe sie nur einen einzigen Brief gehabt, den das Leo-Baeck-Institut archiviert hatte. Er sei gerichtet an die Jüdin Fanny Brüll in London. "Ein Lehrer namens 'Lehner' hatte ihr 1946 aus dem fränkischen Lichtenfels geschrieben und sie auf das bevorstehende Spruchkammerverfahren eines fränkischen Bierbrauers aufmerksam gemacht. Der hatte die Familie Brüll während des Krieges denunziert", erzählt Katja Röder über ihr Anliegen hinter dem Hörspiel. Nämlich: Die Geschichten aus Franken erzählen.

"Anhand der alten Spruchkammerakte des Braumeisters habe ich dann herausgefunden, dass auch in diesem Verfahren nicht alles mit rechten Dingen zugegangen ist, sondern Akten verschwunden waren und der Zeuge 'Lehner' plötzlich krankheitsbedingt vor Gericht nicht mehr auftrat. Der Braumeister wurde letztlich nur noch als 'Mitläufer' eingestuft und schließlich begnadigt." Fanny Brüll war die Einzige aus ihrer Familie, die den Holocaust überlebt hat.

In "Dunkelbiertod" treffen Melitta und Stern auf den Studenten Benjamin Goldschmitt, dessen Urgroßeltern Besitzer einer fränkischen Traditionsbrauerei waren. Er kommt nach Bamberg, um seine Familiengeschichte zu erforschen, wird jedoch unversehens mit einer Täter-Opfer-Umkehr konfrontiert. Wo der Ermittlungsansatz der Polizei es sich zu leicht macht, geht Melitta ins Detail und findet im Fall um die Goldschmitt-Brauerei die entscheidenden Hinweise.

Drei neue Krimi-Podcasts der ARD: Vom Thriller ("Knallhart") bis zum Polit-Krimi ("Schlechte Gesellschaft")

Mit den Krimis von Friedrich Ani und Robert Hültner hat der BR schon mehrere Regionalkrimis veröffentlicht. Die Reihe "Melitta und Stern" aus Franken kommt bei Krimi-Fans gut an. "Die Regie nutzt wirklich alle Register, um das Lauschen zu einem Hörfest zu machen", urteilt das Krimiportal "Krimi-Couch" über den ersten Krimi mit Melitta und Stern "Wo du hingehst" zum Thema Landmaschinenraub. "Die Vielfalt der tollen Stimmen ist beeindruckend. Den Sprechern von Melitta und Stern gelingt es, Charaktere erscheinen zu lassen, so vielfältig ist ihre Bandbreite an Ausdruck. Und natürlich die vielen fränkischen Bauern, die man bei der Befragung hört und sich im Kopf ein Bild macht."

Beliebt sind die Krimis auch in der App der ARD Audiothek, "Krimi" gehört zu einem der wichtigsten Suchwörtern dort. Düstere Gestalten, mysteriöse Machenschaften und messerscharfe Ermittlungen gibt es jetzt in drei gemeinsamen Feeds, die die besten Hörspielkrimis aus allen ARD-Hörspielredaktionen bündeln. Krimifans mit Whodunit-Vorliebe finden in "Auf der Spur" Ermittlerkrimis von Sherlock bis Brunetti, von Donna Leon bis Friedrich Ani. Im Podcast "Knallhart" ist Psychothrill in hoher Dosis geboten, von Hard-Boiled bis Noir – und auch mal ohne Happy End. Der Krimi-Feed "Schlechte Gesellschaft" bietet Politthriller-Hörspiele um gesellschaftliche Abgründe, undurchsichtige Konzerne und abgebrühte Bösewichte - zu abonnieren in der ARD Audiothek.

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Katja Röder, Autorin und Schauspielerin aus Coburg, schreibt die Franken-Krimis rund um Melitta und Stern.

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