Ewige Anbetung
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In Sankt Anton in Kempten wird rund um die Uhr gebetet: 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche.

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Radikale Stille in lauten Zeiten: Ewige Anbetung in Kempten

Kein Smartphone, keine sozialen Netzwerke, stattdessen Stille und Gebet, und zwar 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche: Dank einer großen engagierten Anbetergemeinschaft ist das in der Kirche St. Anton in Kempten seit 2016 Wirklichkeit.

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Der Ursprung der Ewigen Anbetung liegt in den Klöstern des Mittelalters. „Betet ohne Unterlass“: Diese katholische Frömmigkeitsform folgt einer Aufforderung des Apostels Paulus. Später dann hat sie den Weg in die Pfarreien gefunden, die einander damit abwechseln. Anders als in Kempten: Hier in St. Anton war es 1986 der Kapuzinerpater Konrad Heidrich, der zur Ewigen Anbetung des Allerheiligsten angeregt hatte. Und seit dem Fronleichnamsfest am 26. Mai 2016 organisiert die Gemeinde tatsächlich das Gebet "ohne Unterlass": 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche.

Gebet als Entscheidungshilfe

"Jetzt gehe ich noch schnell in die Anbetung, einfach nach der Arbeit schnell noch zu Jesus. Wie zu einem guten Freund einfach kommen, manchmal Sorgen abzulassen, manchmal sich einfach zu freuen oder einfach da zu sein oder auch Hilfe zu erbitten", so beschreibt Erzieherin Anna Grammetbauer, warum sie regelmäßig St. Anton in Kempten aufsucht. Hierher kommen Menschen, die gerade vor schwierigen, wichtigen Lebensentscheidungen stehen und Rat und Hilfe, vielleicht auch Geborgenheit suchen. Und Menschen, für die das Gebet mittlerweile zum Alltag gehört – oder zur Nacht. Wie Alexander Uphaus: Vor allem nachts hat er viele positive Erfahrungen gemacht. "Schlaf ist für jeden kostbar, auch für mich. Aber ein Stück weit auf diese Grundbedürfnisse zu verzichten. Jesus selber hat oft die Nächte durchgemacht, durch diese Erfahrung weiß ich, ja, das ist ein besonderes Gebet. Nachts, abends fährt man runter, und gerade nachts kann ich super beten", sagt er. Zur Sicherheit gewährt ihm und anderen Betenden in der Nacht ein Türcode den Zugang zur Kirche.

Ständige Anwesenheit

Anna Grammetbauer und Alexander Uphaus gehören zu den 150 Gemeindemitgliedern, die sich besonders engagieren und die ständige Anwesenheit von Betenden gewährleisten. Ein Anbetungsplan sorgt dafür, dass immer jemand in der Kirche wacht - vor der Monstranz mit einer geweihten Hostie, in der nach katholischem Verständnis Christus gegenwärtig ist. "Wenn jemand kurzfristig mal plötzlich nicht kann, gibt es noch die Möglichkeit, sich bei einer Hotline zu melden, die mehr oder weniger rund um die Uhr besetzt ist, wo man auch spontan anrufen kann. 'Mein Auto springt nicht an, oder ich hab plötzlich Handwerker bekommen oder mein Kind ist krank. Ich kann jetzt unmöglich gehen.' Und dann organisiert dieser Dienst in der Regel schnell einen Ersatz", erklärt Dekan Bernhard Hesse die Besonderheiten dieses einzigartigen Dienstes in seiner Gemeinde.

Weltweite Anbetungsbewegung

St. Anton in Kempten ist mit der Eucharistischen Anbetung zu einem Teil der weltweiten Anbetungsbewegung in Pfarrgemeinden geworden. Die Gemeinschaft möchte andere Gemeinden dazu ermutigen, diesen Schritt zu wagen. Die Ewige Anbetung soll Menschen zu Jesus bringen, ihnen Mut machen und helfen, persönliche, aber auch allgemeine Krisen zu meistern.

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