Limesmuseum Wittelshofen: "Drauf geschissen: Eine Kulturgeschichte des stillen Örtchens"
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"Drauf geschissen: Eine Kulturgeschichte des stillen Örtchens" – So heißt die Sonderausstellung im Limesmuseum Wittelshofen.

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"Drauf geschissen!" – Ausstellung über das stille Örtchen

Der Titel klingt ekliger als es ist. Die Exponate im Limeseum im mittelfränkischen Ruffenhofen sind alle unter Glas, geruchsneutral, halten aber dennoch die ein oder andere Überraschung bereit.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Der Titel ist frech, treffend und mit einem gewissen Schmunzeln zu verstehen. "Drauf geschissen" beleuchtet, zumindest ausschnittsweise, die Geschichte menschlicher Notdurft von der Antike bis in die Neuzeit. Bei den alten Römern zum Beispiel war dieses Thema längst nicht so schambehaftet, wie es heute zum Teil ist.

Latrinenluxus in Rom

Die Römer waren bereits geradezu Toilettenexperten. Großräumige Latrinen mit langen Sitzbänken aus Holz oder Stein luden zum Verweilen ein. Fließend Wasser beseitigte Geschäfte jeglicher Art. Apropos: Vor allem Mann traf sich in der Latrine auch geschäftlich, tauschte sich mit Seinesgleichen aus, betrieb Handel vor Ort. Ein gesellschaftlicher Treffpunkt.

"Es gab keine Trennwände, unten floss Wasser, es war viel offener alles als heute!" Matthias Pausch, Museumsleiter Limesuem

5.000 Jahre alter Kot

Ein echter Hingucker in der Ausstellung: Fast 5.000 Jahre alter versteinerter Kot, eine sogenannte Koprolith-Probe, erstaunlich gut erhalten. Exkrement, versehen mit Himbeer- und Walderdbeersamen. Den kleinen Körnchen hat der Zahn der Zeit nicht viel ausgemacht.

Die Ausstellung zeigt auch, dass Generationen zu den verschiedensten Epochen stets darum bemüht waren, den Stuhlgang ihrer Kinder möglichst angenehm zu gestalten. Schon im sechsten Jahrhundert vor Christus gab es wohlgeformte Töpfchen für die Notdurft der Kinder. Ein Stühlchen mit Seegraspolsterung und ledernem Überzug aus dem 20. Jahrhundert ist da schon wesentlich komfortabler allerdings.

Stinkendes Mittelalter

Im Mittelalter herrschte meist beißender Gestank auf den Straßen. Selbst der Adel erleichterte sich oft einfach vertikal an seiner Burgmauer hinab, was diverse Schautafeln eindrucksvoll bebildern. Die Toilette war immer ein Spiegel ihrer Zeit und sagte viel aus über den Stand der jeweiligen Besitzer. Eine mondäne Reisetoilette viktorianischen Stils mit Hölzernem Deckel und herausziehbarer Fußbank, das Model aus England von 1860, konnten sich damals wohl nur die wenigsten leisten. Ganz im Gegensatz zum Nachttopf. Der findet in den verschiedensten Ausführungen auch sein Plätzchen im Limeseum, ob als schnöde Bettpfanne, tönerner Krug oder feines Porzellan mit markanten Sprüchen.

Pecunia non olet

Dass Urin ein wertvoller Stoff sein kann, wussten schon die Menschen in der Antike. Die Römer sammelten Urin in Amphoren, Gerber und Wäscher arbeiteten damit. Aus dem Harnstoff ließ sich also auch noch Geld machen. Der römische Kaiser Vespasian erkannte schnell die pekuniären Möglichkeiten und erhob sehr zum Unmut seiner Bürgerinnen und Bürger eine "Urinsteuer". Noch heute zeugt der Ausspruch "Geld stinkt nicht" von dieser Zeit.

Die Ausstellung "Drauf geschissen!" ist weniger eklig als es klingt, viel mehr spannend und bis zum 7. April 2024 im Limeseum im mittelfränkischen Ruffenhofen zu sehen.

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