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Skulptur der ägyptischen Göttin Isis

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Die Muttergottes und das göttliche Kind gab's schon in Ägypten

Die Geburt eines göttlichen Kindes gibt es nicht nur in der Bibel. Die Weihnachtsgeschichte hat Vorläufer, sogar Jungfrauengeburten gehörten zum Erzählrepertoire. Kein Wunder: Die Bildwelt ihrer Entstehungszeit ist ägyptisch und griechisch geprägt.

Über dieses Thema berichtet: Evangelische Perspektiven am .

Aufrecht sitzt sie da, die junge Mutter, mit ernstem Gesicht. Würde strahlt sie aus, den Kopf leicht geneigt, gibt sie dem Kind auf ihrem Schoß die Brust – eine wahre Gottesmutter. Nur sie ist eben keine Maria. Es sind die Darstellungen der ägyptischen Göttin Isis, die im Laufe der Zeit auf die christliche Gottesmutter übertragen worden sind. Aus der Gottesmutter Isis, zuständig für Geburt und Wiedergeburt, wurde die Muttergottes Maria.

Die ägyptische Schwester Marias

Kein Wunder, sagt die Ägyptologin Sylvia Schoske, Direktorin des Ägyptischen Museums in München. Bediente sich doch das Christentum älterer Bilder, und die ägyptische Kultur prägte den Vorderen Orient damals immer noch mit ihren Bildwelten. Auch die grundlegenden Elemente der Weihnachtsgeschichte findet sich schon in der ägyptischen Mythologie: in der so genannten Geburtslegende des Pharao, erklärt Ägyptologin Sylvia Schoske: „Auch dort ist der ägyptische König immer Mensch und Gott zugleich.“ Den menschlichen Anteil erhalte er über die Mutter und den göttlichen Anteil über die väterliche Seite vom Göttervater Amun. 

Göttliche Geburt in Ägypten

"Wir haben in der Geburtslegende eigentlich die ganze Adventgeschichte in Texten und einem Bilderzyklus, da heißt es also am Anfang, dass der Göttervater beschließt, den nächsten König zu zeugen und er schickt seinen Götterboten, damit er die große königliche Gemahlin über diesen Plan in Kenntnis setzt." Sylvia Schoske, Direktorin des Ägyptischen Museums in München

Die Geburtslegende gehörte schon früh zu Ägyptens Mythenschatz. Vor dem Hintergrund des altägyptischen Pharaonentums beschäftigten sich die Kirchenväter in Alexandria besonders mit der Frage nach der Göttlichkeit Christi. „Hat Maria einen Menschen geboren oder einen Gott? Das sind Fragen, die nicht durch Zufall zuerst in Ägypten diskutiert worden sind“, sagt die Ägyptologin Sylvia Schoske aus München. Der Mythos wurde weitervererbt an die Griechen und Römer, ihre Götter und Gottkönige, zum Beispiel Alexander der Große, der sich gern mit den Widderhörnern Amuns darstellen ließ, sozusagen als Herrscher von göttlichen Gnaden.