Bildrechte: Architekturmuseum der TU München

African Mobilities: Eine sog. "Shanty Megastruktur" in Afrika

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"African Mobilities": Architekturausstellung in München

Millionen von afrikanischen Migranten sind unterwegs - nein, nicht nach Europa, sondern innerhalb ihres Kontinents. Mit den baulichen Folgen beschäftigt sich bis 19. August die Ausstellung "African Mobilities" in München. Von Barbara Knopf

Landflucht, Vertreibungen, Kriege, Handel. Afrikanische Städte wachsen schneller, als Straßen, Infrastrukturen und Häuser gebaut werden können. Veränderungen wie im Zeitraffer.

"Architektur verbindet sich mit der Vorstellung von etwas Unveränderlichem. Aber: afrikanische Städte sind ständig im Umbruch." Mpho Matsipa, Architektin aus Johannesburg

Ein geknüpfter Teppich zum Beispiel aus Dreiecken, Rauten und Kreisen – die verstreuten geometrischen Symbole erscheinen wie ein Zufallsmuster, stehen aber jeweils für einen Typus eines Marktstandes in Addis Abeba: fest oder fliegend, permanent oder non-permanent. Der Teppich als greifbare Architektur-Analyse auf feinstofflicher Ebene. Lohnende Einblicke: 3x3 Meter mißt der Laden des kongolesischer Flüchtlings Elvis, der sich in Uganda eine kleine, aber weitreichende Existenz im Stoffhandel aufgebaut hat: Die auf engstem Raum gestapelten Türme buntgemusterter Kitenge-Stoffe vertreibt er weltweit. Keine Migrationsgeschichte von Entwurzelung, sondern von Selbstverortung, in der afrikanischen Fremde und in der Welt.

This is not a Refugee Camp Exhibition

heißt es –wohlweislich- im Titel. Denn dies ist nicht unser europäischer Blick auf Afrika, sondern eine hochkomplexe, manchmal poetische, manchmal wissenschaftliche Bestandsaufnahme aus Afrika selbst. In interdisziplinären Workshops haben Künstler, Autoren, Architekten, Stadtplaner aus Harare, Kampala oder Lagos Projekte entwickelt, wie Mad Horse City – einen fiktiven Slum, der mit 3D-Brille als dystopischer Bilderfluss zu erleben ist: eine zukunftsutopische Gemeinschaft. Das ist selten, die koloniale Vergangenheit ist eingekerbt. Neben Luftaufnahmen eines Bergbauzentrums, in dem Siedlungen von Weißen und Schwarzen durch einen 500 Meter Korridor getrennt waren, sind Fotos aufgespießter Moskitos gesetzt, maximale Flugstrecke der Malariaüberträger: 500 Meter. African mobilities. Erst wenn der Luftraum sicher war, konnte die geographische Abschottung beginnen.

"Die Idee, dass Afrika barbarisch und rückwärts gewandt ist, ist ein koloniales Konstrukt, erfunden, um politische und wirtschaftliche Interessen zu bedienen. Anderes dagegen wurde ausradiert oder verschwiegen –und nicht immer finden wir einen Zugang, obwohl das der Schlüssel wäre, um frei zu sein. "

Die Ausstellung ist bis zum 19. August in der Pinakothek der Moderne in München zu sehen.