Die bayerische Kabarettistin und Autorin Monika Gruber.
Bildrechte: BR/Ralf Wilschewski

Wegen einer Textpassage aus ihrem neuen Buch muss sich Monika Gruber gerade gegen Verleumdungsvorwürfe behaupten.

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Ärger um Buch von Monika Gruber

Nach Kritik am jüngsten Buch der bayerischen Kabarettistin Monika Gruber will der Piper-Verlag umstrittene Passagen "anpassen". Eine Bloggerin wirft Gruber und dem Verlag "rassistische und ehrverletzende (plus falsche) Behauptungen" vor.

Monika Grubers aktuelles Buch "Willkommen im falschen Film" hat über die Weihnachtstage die Gemüter erhitzt. Eine darin erwähnte Bloggerin erhebt unter anderem Verleumdungsvorwürfe. Der Münchner Verlag Piper, in dem das Buch erscheint, will die umstrittene Stelle in der nächsten Auflage so nicht mehr drucken.

"Grüne Wärmepumpenfetischisten", "verblendete Woke-Aktivisten" oder "notorische PS-Protzer" nimmt sich Gruber zusammen mit Co-Autor Andreas Hock in ihrem neuen Buch vor. So ist es im Klappentext zu lesen. Als "frech, scharfsinnig und bitterböse" kündigt der Piper-Verlag dabei das Buch an. An einer Stelle allerdings könnte der satirische Bogen überspannt sein.

Auslöser war Online-Post auf Plattform "X"

Es geht um die Passage, in der Gruber sich einen alten Post einer Bloggerin auf X (vormals Twitter) vornimmt. Darin thematisiert Roma Maria Mukherjee Versuche, rechtes Gedankengut in Freizeitgruppen zu infiltrieren: "Rechtsextreme Frauen unterwandern aktuell aktiv auch die textile Hobbyszene (z. B. zum Thema Stricken). Bitte setzt euch aktiv damit auseinander, wer was anbietet und wer Angebote bietet."

Post als "Schwurbelgut" bezeichnet

Gruber bezeichnet Mukherjees Post in ihrem Buch als "Schwurbelgut" und wirft die Frage auf, woran man rechtsextreme Strickerinnen denn erkenne? "Haben diese Frauen womöglich acht oder gar 33(!) Kinder, für die sie nur braune Pullover, Schals in AfD-Blau oder gar schafswollene SS-Uniformen stricken?" Mukherjee selbst betitelt Gruber als "selbsternannte Influencerin und Tugendwächterin", die sie wegen ihres Namens "eher beim tantrischen Shakren-Turnen oder einem veganen Urschrei-Seminar verorte" als in einer Strick-Gruppe.

Schließlich fragt Gruber, ob Roma Maria Mukherjee im wahren Leben vielleicht doch eigentlich "Maria Müller" heiße und sich nur umbenannt habe, um eine biedere deutsche Herkunft zu leugnen. Vor- und Nachname würden sonst zu sehr nach "Bund deutscher Mädel" – dem weiblichen Teil der Hitlerjugend aus der NS-Zeit – klingen.

Shitstorm gegen Kabarettistin und Piper-Verlag

Mukherjee stellte sich auf X dagegen. Die Bloggerin, die auf der Plattform mit 3.800 eine eher bescheidene Anzahl an Followern hat, wehrt sich, sie werde in Grubers Buch "als Privatperson diffamiert". Sie glaubt, dass es nie um Satire gegangen sei, sondern darum, sie anzuprangern. "Deshalb war es notwendig, meinen Namen voll zu nennen." Mukherjee wirft Gruber außerdem "rassistische und ehrverletzende (plus falsche) Behauptungen" vor.

Nutzer auf verschiedenen Internet-Plattformen solidarisierten sich in den vergangenen Tagen mit Mukherjee. Die Kontroverse ebbte tagelang nicht ab und ging bis zu Boykott- und Schmerzensgeld-Forderungen.

Juristisch ist die Frage, wie weit Satire gehen darf, nicht einfach zu klären. Der bekannte Würzburger Anwalt Chan-jo Jun schätzt ein: Falsche Tatsachenbehauptungen seien als üble Nachrede nicht von der Meinungsfreiheit gedeckt. Sie müssten für eine Rechtsverletzung aber ehrenrührig sein. Folgen könnten ein Verbot des Vertriebes, Schadensersatz und Widerrufsansprüche.

Piper-Verlag reagiert

Der Piper-Verlag versucht nun, die Wogen zu glätten. Man stehe in all seinen Programmen für Meinungsvielfalt und Toleranz, so der Verlag auf BR24-Anfrage und auf X. Gruber und Hock hätten einen öffentlichen Tweet satirisch thematisiert, heißt es in dem Statement. "Gleichwohl hatten weder die Autoren noch der Verlag die Absicht, jemanden persönlich zu verletzen." Die entsprechende Passage werde daher für die nächste Auflage des Buches angepasst.

Das Statement des Verlages reicht Mukherjee nicht. "Pipers Reaktion ist für mich allerdings nicht akzeptabel und es wird nur von 'Anpassung' gesprochen. (Was immer das bedeuten soll.)", schreibt sie auf X. Eine persönliche Kontaktaufnahme habe es nicht gegeben. Sie bezeichnet die Reaktion des Verlages als "Nonpology" – als "Nicht-Entschuldigung".

Ob sie nun weitere Schritte plane, dazu könne sie im Moment nichts kommentieren, sagte Mukherjee auf Anfrage von BR24.

Gruber freut sich über Bestseller

Gruber indes freut sich auf ihrem Instagram-Account über Platz eins für das Buch in der Bestseller-Liste eines bekannten Online-Händlers: "No comment, no jugdgement... just somehow...well: Very fucking funny!" ("Kein Kommentar, kein Urteil... nur irgendwie... : Oberlustig!").

Einmal mehr zeigt sich, wie sehr die 52-Jährige, die im oberbayerischen Erding wohnt, polarisiert. Zuletzt stand sie immer wieder wegen populistischer Äußerungen in der Kritik. Im Sommer hatte Gruber in ihrer Heimatstadt zu einer Kundgebung "gegen Heizungsideologie" aufgerufen. Die Demonstration, auf der auch Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und Vize-Regierungschef Hubert Aiwanger (Freie Wähler) auftraten, wurde von vielen Seiten als Plattform für rechte Gesinnung kritisiert.

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