Die Band "Die Türen"
Bildrechte: Gabriele Summen

Für das erste Album seiner Band "Die Türen" hat Maurice Summen das Label Staatsakt gegründet. In diesen Tagen feiert Staatsakt 20. Geburtstag.

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20 Jahre Staatsakt-Label: Das Menschliche hinter der Musik

In diesen Tagen feiert das Plattenlabel "Staatsakt" seinen 20. Geburtstag, mit einer großen Label-Tournee durch Deutschland und einem neuen Album der Band "Die Türen".

Über dieses Thema berichtet: kulturWelt am .

Es knallt, es lärmt. "Gut für mich, schlecht für die Welt." Gleich mit dem ersten Song fallen "Die Türen" mit der Tür ins kaputte Haus in einer kaputten Welt. Soziale Schieflagen, obszöner Kapitalismus und Maurice Summen und seine "Türen" brauchen nicht viel Anlauf, um all diesen Irrsinn parolenhaft zu pointieren. Ganz groß die Strophe, wo es heißt: In NFTs kann keiner Wohnen.

Es hat sich einfach brutal viel aufgestaut seit dem letzten Türen-Album Exoterik von 2019, sagt Maurice Summen. Pandemie, Ukraine-Krieg, Krypto-Quatsch und gerade als die Türen im August 2022 die Platte in der brandenburgischen Provinz aufnehmen wollen, ist die Apokalypse ganz nah: tote Fische in der Oder und schwarze Wolken über Berlin, weil der Grunewald brennt: Grunewald is Burning.

Liebevolle Anti-Ode an die ländliche Herkunft

Da, wo Maurice Summen herkommt – das ist die Provinz im Münsterland. Fünf Kilometer entfernt von der holländischen Grenze. "Ich will in die große Stadt, ich hab die kleine satt", singt Summen deshalb als liebevolle Anti-Ode an seine ländliche Herkunft.

Es ist auch die Antwort auf die Frage, ob da Interessenskonflikte nicht programmiert sind bei seiner Doppelrolle: Einerseits Chef des eigenen Plattenlabels Staatsakt zu sein und dort gleichzeitig selber in verschiedenen Bandkonstellationen Alben zu veröffentlichen. "Von Anfang an war es in der Provinz so, dass wir alles selber machen mussten. Wir haben die Musikinitiative gegründet, der Stadtverwaltung die Kohle für die PA aus den Rippen geleiert. Wir haben die Bands gegründet."

Diversität gehörte schon immer zum Label

Und wie steht es um Diversität bei Staatsakt? Die muss sich das Berliner Label nicht künstlich selber auferlegen, denn: Sie war schon immer da. Mit starken Indie-Frauen wie Christiane Rösinger oder Françoise Cactus von Stereo Total. Auch genderfluide Kunstfiguren wie Hans Unstern sind schon lange bei Staatsakt daheim. Und Maurice Summen, selber inzwischen in seinen 50ern, singt auf dem neuen Türen-Album über die Angst des weißen Mannes. "Klar, ich bin ein weißer, alter Mann. Die Auseinandersetzung mit diesem Privileg ist verpflichtend."

Maurice Summen und seine Türen sind bisher auch nicht der Versuchung vieler Alterskollegen erlegen, sich kleine High-Tech-Häuschen zu eskapistischen Zwecken in die brandenburgische Provinz zu stellen. "Während der Pandemie haben in Berlin viele von Tiny Houses gesprochen. Und dann kostet ein Tiny House trotzdem 80.000 – und das als Sehnsuchtsort auszurufen, das mussten wir einfach besingen."

Mit seinem Label Staatsakt ist Maurice Summen zwar auch so eine Art Tiny House, aber cool und stabil genug, dass es damit klarkommt, von den glitzernden Hochhäusern der Musikbusiness-Streamingportal-Giganten umzingelt zu sein. Die Staatsakt-Platten, die sich fünfstellig verkauft haben, lassen sich an einer Hand abzählen. Aber das Wichtigste für Plattenfirmenboss Maurice Summen lässt sich nicht in Zahlen ausdrücken. "So viel Glück, mit so vielen Leuten zu arbeiten, die ich mittlerweile Freunde nennen kann. Das Menschliche hinter der Musik und die Musik als Ausdruck des Menschlichen. Ja, toll!"

Das neue Album "Kapitalismus Blues Band" gibt’s bald live zu erleben in Bayern: 20 Jahre Staatsakt – Die Jubiläumstour an den Münchner Kammerspielen, Samstag, 14. Oktober. Mit den Bands: Die Türen, Friends of Gas und Nichtseattle.

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