AlexiBexi ist seit Tagen im emotionalen Ausnahmezustand: "Ich bin schon ein bisschen aufgeregt." Damit geht es AlexiBexi, der eigentlich Alexander Böhm heißt, haargenau wie Ischtar Isik: "Ich bin schon ein bisschen aufgeregt, muss ich sagen."
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Das ist verständlich. Ein Interview mit der Kanzlerin ist Neuland für die Internet-Stars, vor allem Ischtar Isik ist eher branchenfremd. Normalerweise spricht sie nicht über Merkel, sondern über Givenchy, L'Oreal oder H&M. Isik ist Beauty-Expertin, in ihrem Youtube-Kanal bewirbt sie Lippenstifte und knallrote Handtaschen und sagt Dinge wie: "Ich fange immer mit einer Wimperntusche an, die eine Gummibürste hat."
Damit erreicht die 21-Jährige auf Twitter, Facebook, Instagram eine gewaltige Fan-Gemeinde, allein auf Youtube hat sie mehr als eine Million Abonnenten. Wie viele von ihnen sich heute für Merkel interessieren, ist ungewiss. Darum wirbt Ischtar – genau wie ihre drei Kollegen – in ihrem Kanal für das Interview: "Ich würde mich mega freuen, wenn Ihr dabei seid! Ich hoffe, es schalten so viele wie möglich von Euch ein!"
Showtime für den Wahlkampf
Darauf hofft auch das Team der Kanzlerin. Mit ihrem Auftritt auf Youtube (13 Uhr, #DeineWahl) erreicht Merkel potenziell ein Publikum, das sie sonst nicht erreicht im Wahlkampf, weder auf Marktplätzen noch im Fernsehen, nämlich die Jugend.
"Youtube ist ein Kanal für junge Leute, und wir werben um die Stimmen der jungen Leute", CDU-Generalsekretär Peter Tauber.
Tatsächlich nutzen laut Mutterunternehmen Google mehr als 70 Prozent der 14- bis 29-Jährigen Youtube täglich. Allein die vier Youtube-Stars, die Merkel heute befragen, kommen zusammen auf fast drei Millionen Abonnenten. Daran zeigt sich ein tiefer Einschnitt für die Kampagnenplaner: Spätestens seit dem Bundestagswahlkampf 1976, also mehr als 30 Jahre, war das Fernsehen das wichtigste Medium im Wahlkampf. Bei der Jugend ist es bereits jetzt das Internet.
Die morgige Youtube-Show ist deshalb eine Chance für die Kanzlerin. Dass neue mediale Formate sie nicht schrecken, bewies sie schon im Wahlkampf 2013. Damals war Merkel zu Gast beim Youtuber LeFloid, das Gespräch verlief anders als erwartet, nämlich weniger nach seinen Regeln als nach ihren. Später verteidigte sich LeFloid, er habe die Fragen seiner Fans doch wie geplant untergebracht.
Von Nutella und Cannabis
Mit demselben Ziel geht AlexiBexi morgen die Sache an. Er habe sich natürlich seine Gedanken gemacht. "Aber ich will auch Euren Senf dazu in den Kommentaren sehen!" Ebenso bittet Kollege MrWissen2go (eigentlich Mirko Drotschmann) seine Follower um Fragen für die Kanzlerin.
Mit Erfolg, schon jetzt ist die Auswahl an Vorschlägen riesig. Warum Cannabis nicht legalisiert werde? Warum es an den Schulen kein Zentralabitur gebe? Warum die Tabaksteuer so hoch sei? Ob Merkel Nutella-Brot mit oder ohne Butter esse? Und "Atomflunder" will angeblich gern wissen, "warum dürfen Kleinkinder nackt draußen spielen, aber bei mir wird dann immer die Polizei gerufen?"
Die Youtuber werden also gut auswählen müssen. Jeder von ihnen hat zehn Minuten mit der Kanzlerin, live. Nicht viel Zeit für ein gutes Gespräch. Aber genug Zeit, um peinlich zu werden.