Aushang: WG-Zimmer gesucht oder Einzimmerwohnung bis 850 Euro
Bildrechte: picture alliance/dpa | Sebastian Gollnow

Studierende müssen für ein WG-Zimmer oder eine eigene Wohnung inzwischen oft astronomische Summen zahlen.

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Wohnkosten für Studierende steigen immer weiter

Das Sommersemester an den Universitäten beginnt. Viele Studierende brauchen spätestens jetzt eine Unterkunft. Die Mieten für ein WG-Zimmer oder eine eigene Wohnung sind aber oft so hoch, dass viele diese kaum bezahlen können.

Über dieses Thema berichtet: Campus Magazin am .

Wohnen bleibt für Studierende teuer: Im Durchschnitt müssen sie dafür 479 Euro pro Monat ausgeben, ergab eine aktuelle Studie des Moses Mendelssohn Instituts. In Großstädten wie Berlin, Hamburg, Köln und München sind die Mieten jedoch oft deutlich höher. Besonders für BAföG-Empfänger ist das ein großes Problem, denn die Wohnkostenpauschale beträgt nur 360 Euro.

In München ist das nicht mal die Hälfte der durchschnittlichen Miete, meint Ingo Wachendorfer vom Studierendenwerk München: "Mit 360 Euro kann man in München kein Zimmer finanzieren, außer bei uns im Studierendenwerk. An anderen Hochschulstandorten bekommt man für 360 Euro sehr wahrscheinlich auch kein Zimmer auf dem freien Wohnungsmarkt."

760 Euro für ein WG-Zimmer in München

Günstige Wohnheimplätze gibt es nicht einmal für ein Zehntel der Studierenden. Die meisten müssen sich auf dem freien Wohnungsmarkt umsehen, und der ist in Bayerns Großstädten leergefegt. Wer mit Glück doch etwas findet, muss in der bayerischen Landeshauptstadt mit 760 Euro Miete rechnen – für ein WG-Zimmer. Das sind 40 Euro mehr als vor einem Jahr. Ein Spitzenwert für ganz Deutschland. Auch im Umland sieht es nicht viel besser aus, sagt Studienleiter Stefan Brauckmann vom Moses Mendelssohn Institut: "Im Landkreis zahlen sie durchschnittlich immer noch 685 Euro. Das heißt, Sie müssen schon nach Freising oder Ingolstadt gehen, um ein Preisniveau um die 500 Euro zu erleben."

Das sei eine Form der sozialen Auslese, kritisiert der Bildungsökonom. Viele würden bei den Wohnkosten darüber nachdenken, ob sie überhaupt studieren. Wer sich die hohe Miete nicht leisten kann, muss bei den Eltern wohnen bleiben und unter Umständen weite Strecken pendeln. Oder den Studienort an die finanziellen Möglichkeiten anpassen: "Viele strömen weiterhin in die großen bekannten Hochschulstädte. Da kann man sagen, das ist ein Luxusproblem, aber das hat auch etwas mit der Zukunft, den Anschlussmöglichkeiten nach dem Studium zu tun und damit, dass es die spezialisierten Studiengänge vor allem in den Metropolen gibt."

Wer sich Großstädte wie München, Berlin oder Frankfurt nicht leisten kann, kann sich überlegen, in Ostdeutschland zu studieren. Auch im niederbayerischen Passau sind die WG-Preise mit 370 Euro vergleichsweise günstig.

Mehrere Minijobs für die Miete

Um die hohen Wohnkosten in den Großstädten zu stemmen, müssen viele Studierende neben ihrem Studium arbeiten. Zum Beispiel die Philosophiestudentin Sophie Ulher, die mit mehreren Minijobs ihr WG-Zimmer finanziert: "Ich habe mich, seit ich studiere, mit verschiedenen Nebenjobs so durchgehangelt. Es ist natürlich so, dass man nicht so befreit studieren kann, und es war schon im Bachelor und Master klar, das wird nicht in der Regelstudienzeit funktionieren."

In München arbeiten um die 65 Prozent der Studierenden. Das erschwert die Ausbildung und verlängert die Studienzeiten. Es müsste sich also etwas ändern, sagt Ingo Wachendorfer vom Studierendenwerk München: "Die BAföG-Sätze sollten regelmäßig erhöht werden, und man könnte die Wohnpauschale auch anpassen, sodass sie an unterschiedlichen Hochschulstandorten unterschiedlich hoch ist."

Bau von Wohnheimen notwendig

Das allein wird die Misere nicht lösen, meint der Bildungsökonom Stefan Brauckmann. Er fordert auch eine schnelle Umsetzung von staatlichen Bauprogrammen: "Da gibt es das Förderprogramm 'Junges Wohnen' der Bundesregierung, in dem die Länder angehalten sind, massiv in den Ausbau von Wohnheimen und Sanierung zu investieren, sodass sich der Markt hier von zwei Seiten nähern muss."

Handeln tut Not, damit das Studium nicht noch mehr zu einem Privileg für Wohlhabende wird. Zum Wintersemester werden noch mehr Studierende beginnen als jetzt im Sommersemester. Das könnte die Wohnkosten nochmal steigen lassen.

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