Bergsteiger-Legende Reinhold Messner soll nach hitzigen Debatten wieder zurück ins Guinness-Buch der Rekorde - als erster Mensch, der alle 14 Achttausender der Welt bestiegen hat. Inzwischen will der 79-Jährige aber gar nicht mehr. Messner kündigte am Freitag an, dass er gegen den Guinness-Verlag vorgehen werde, sollte sein Name auf einer neuen Liste mit den Bezwingern aller Achttausender nun doch wieder erscheinen. "Wenn das ins Guinness-Buch kommt, werde ich das verbieten", sagte der Südtiroler der Nachrichtenagentur dpa. "Ich bin dagegen, dass mein Name auf einer solchen Liste steht."
Ganz oben - oder doch nicht?
Messner galt lange Zeit als erster Mensch, der auf allen 14 Achttausendern stand. Gelungen war ihm dies in den Jahren 1970 bis 1986 jeweils ohne Flaschensauerstoff. In der nächsten Ausgabe des Guinness-Buchs der Rekorde sollte der Titel nun jedoch dem US-Kletterer Ed Viesturs zugesprochen werden, weil Messner nach Berechnungen des deutschen Himalaya-Chronisten Eberhard Jurgalski den Gipfel des 8.091 Meter hohen Annapurna bei seiner Besteigung am 24. April 1985 angeblich um fünf Höhenmeter verpasst haben soll. Auf der Guinness-Webseite wird Viesturs seit einigen Wochen bereits als erster "Echt-Gipfelbesteiger" geführt.
Medienbericht: Guinness-Buch will Messner wieder auf Platz 1 setzen
Nach einem Bericht des Magazins "Der Spiegel" will Guinness die Entscheidung nun wieder rückgängig machen. Auf der Webseite 8000ers.com, die von Jurgalski geführt wird, steht Messner aktuell bereits wieder auf Platz 1. Die Berechnungen des deutschen Chronisten waren auch Grundlage für den Beschluss der Rekordezähler von Guinness. Offiziell gab es bei "Guinness" in London dazu am Freitag zunächst keine Stellungnahme.
Messner wehrt sich schon seit Jahren gegen Jurgalskis Darstellung, dass er bei der gemeinsamen Expedition mit Hans Kammerlander vor bald vier Jahrzehnten den Annapurna-Gipfel verpasst habe. Als die Geschichte im vergangenen Monat wieder hochkam, erklärte er, ihm sei egal, ob sein Name im Guinness-Buch stehe oder nicht.
Messner: Guinness war mir wurscht
Nun kündigte er jedoch an, sich künftig sogar gegen eine Nennung seines Namens im Guinness-Buch wehren zu wollen: "Mir war das wurscht. Ich hatte noch nie ein solches Buch in der Hand", sagte er der dpa. Das Bergsteigen habe aber grundsätzlich "mit Rekorden nichts zu tun". Es sei vielmehr "eine Auseinandersetzung Mensch gegen Natur". Jurgalski habe von Alpinismus keine Ahnung und wolle sich nur mit dem Namen Messner profilieren. Der Chronist war nach der Auswertung von Satellitenbildern und anderen Daten zu dem Schluss gekommen, dass Messner und Kammerlander den Gipfel verpasst hätten.
- Zum Artikel: Reinhold Messner im Interview
Die "Toleranzzone" soll es richten
Dem "Spiegel"-Bericht zufolge will Jurgalski nun aber einlenken. Dazu soll für frühere Besteigungen des Annapurna nun eine "Toleranzzone" von 190 Metern gelten. Messner soll nach Jurgalskis Berechnungen 65 Meter vor und fünf Meter unter dem eigentlichen Gipfel entfernt auf dem Gipfelgrat gestanden haben - also innerhalb der neuen "Toleranzzone". Auf seiner Homepage schreibt Jurgalski versöhnlich: "Abschließend möchte ich zu dem Schluss kommen, dass alles gut gemeint war und nicht die Absicht bestand, die Geschichte neu zu schreiben oder historische Aufstiege abzubrechen."
US-Kletterer Ed Viesturs: Reinhold Messner war erster
Als Nonplusultra der Himalaya-Gipfelchroniken gilt unter Experten ohnehin "The Himalayan Database". Dort steht Messners Name nach wie vor ganz oben. US-Kletterer Ed Viesturs hatte der dpa ebenfalls gesagt: "Ich bin der festen Überzeugung, dass Reinhold Messner der erste Mensch war, der alle 14 Achttausender bestiegen hat, und dass dies auch heute noch anerkannt werden sollte."
Video: Bergsteiger Reinhold Messner zu Gast im Studio
Mit Informationen von dpa.
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