Ein Installateur kontrolliert eine Heizung.
Bildrechte: MEV/Christian Albert

Der Neueinbau von Gas- und Ölheizungen könnte bald verboten werden. Kann das Handwerk die Umstellung stemmen?

Per Mail sharen
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

Verbot von Öl- und Gasheizungen: FDP will Habecks Pläne stoppen

Im Gebäudebereich hinkt Deutschland den Klimazielen weit hinterher. Das Wirtschafts- und Bauressort will neue Gas- und Ölheizungen ab 2024 verbieten. Von der FDP kommt scharfe Kritik, das Handwerk und der Deutsche Städte- und Gemeindebund warnen.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

Die Pläne der Ampel-Koalition für die Heizungsumstellung auf erneuerbare Energien nehmen Gestalt an. Am Dienstag wurde ein Entwurf für ein Verbot für den Einbau neuer Gas- und Ölheizungen ab 2024 öffentlich, der auch dem Bayerischen Rundfunk vorliegt.

FDP gegen "pauschale Verbote"

Die FDP will die Umsetzung der Pläne verhindern. "Der FDP-Fraktion liegt kein Entwurf zum Verbot von Öl- und Gasheizungen vor. Dazu wird es auch nicht kommen", sagte der FDP-Fraktionschef im Bundestag, Christian Dürr, dem "Tagesspiegel". Er befürchte, dass durch das Verbot die Bau- und Mietkosten weiter steigen. "Pauschale Verbote halte ich für falsch - stattdessen sollten wir technologieoffen bleiben und dafür sorgen, dass auch klassische Heizungen in Zukunft klimaneutral betrieben werden können", sagte Dürr. Entsprechende Eckpunkte um das Verbot jedoch waren seit Monaten bekannt.

Föst: Verbot wird viele Menschen finanziell überfordern

Ähnlich wie Dürr äußerte sich der bau- und wohnungspolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Daniel Föst. Der "Augsburger Allgemeinen" sagte er, "ein generelles Verbot von Gasheizungen wird viele Menschen hart treffen und finanziell überfordern". Zudem sei es unnötig, denn die Gasinfrastruktur könne künftig auch klimaneutral genutzt werden - etwa über Hybridheizungen und den Einsatz von Wasserstoff: "Diese Innovationen auszubremsen, wäre der falsche Weg."

Dem Entwurf für ein Öl- und Gasheizungs-Verbot ab 2024 zufolge wären nur noch Heizungen erlaubt, die mindestens zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Wirtschafts- und Bauministerium arbeiten an einem entsprechenden Gesetz. Details sind aber noch offen.

Im Koalitionsvertrag hatten SPD, Grüne und FDP vereinbart, dass ab 2025 jede neu eingebaute Heizung zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden soll. Im März 2022 kamen die Koalitionsspitzen dann überein, dass "möglichst" schon ab 1. Januar 2024 jede neue eingebaute Heizung so betrieben werden soll. Bestehende Öl- und Gasheizungen dürften weiter betrieben werden.

Grünen-Politiker verweisen auf Koalitionsvertrag

Angesichts der Kritik aus der FDP verwies die bau- und wohnungspolitische Sprecherin der Grünen, Christina-Johanne Schröder, auf die Einigung der Koalitionsspitzen und verteidigte die Pläne. "Jede ausgebaute Gas- oder Ölheizung, jede energetische Verbesserung macht uns freier und unsere Gebäude robuster", sagte sie dem "Tagesspiegel". "Wir gestalten die Wärmewende sozial", versprach Schröder.

Es handele sich um eine Vereinbarung aus dem Koalitionsvertrag, sagte auch Parteichef Omid Nouripour den Sendern RTL und ntv: "Die FDP soll vielleicht schauen, wo sie alles zugestimmt hat, was sie jetzt plötzlich nicht mehr wissen will." Es gehe darum, bei neuen Einbauten dafür zu sorgen, dass diese auch klimafreundlich seien, so Nouripour weiter. Das müsse dann auch gefördert werden: "Wenn wir eine Vorgabe machen, muss der Staat auch finanziell helfen, damit sich jeder das leisten kann."

Anreiz auch für Menschen mit niedrigem Einkommen schaffen

Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) strebt eine so hohe Förderung beim Heizungstausch an, dass Menschen auch mit kleinerem Geldbeutel nicht davon abgehalten werden, ein Haus zu sanieren, eine Wärmepumpe einzubauen oder Gasbrenner rauszunehmen. Die SPD-Fraktion besteht darauf, Härtefälle zu berücksichtigen. Im Gebäudebereich hinkt Deutschland den Klimazielen weit hinterher.

Grünen-Chefin Ricarda Lang sagte dem Nachrichtenportal "t-online", "der Heizungsumstieg muss sozial flankiert werden". Damit das gelinge, sei eine großzügige Förderung nötig. Das gemeinsame Ziel der Ampel sei klar: "Wir wollen raus aus der Abhängigkeit von fossilen Energien und hin zu den Erneuerbaren, auch im Gebäudesektor", sagte Lang. "Natürlich sollen bestehende Heizungen weiter betrieben und auch repariert werden können." Wenn aber die alte Heizung den Geist aufgebe und ersetzt werden müsse, sei es nur folgerichtig, auf klimaschonende Technologien zu setzen.

Handwerk: Nicht auf bestimmte Technologien festlegen

FDP-Fraktionsvize Lukas Köhler kritisierte, der bisherige Entwurf falle weit hinter die Vereinbarungen aus dem Koalitionsvertrag zurück und bedürfe einer grundlegenden Überarbeitung. Die Koalitionspartner hätten sich auf das Ziel verständigt, dass jede neue Heizung künftig mit 65 Prozent Erneuerbaren betrieben werde, sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe. "Auf politische Technologieentscheidungen haben wir dabei jedoch ganz bewusst verzichtet", sagte er.

  • Zum Artikel: Aus für Öl- und Gasheizungen: So sehen es die Betriebe

Aus Sicht des Handwerks ist die Modernisierung der Gebäudetechnik ein zentraler Hebel, um Klimaziele zu erreichen. "Allerdings sollte dabei vor allem zählen, dass Zielwerte bei der CO2-Reduzierung auf Gebäude- und Quartiersmaßstab erreicht werden", sagte der Generalsekretär des Handwerksverbandes ZDH, Holger Schwannecke. "Sich auf bestimmte Technologien festzulegen, macht dagegen wenig Sinn." Auf mittlere Sicht werde es weiter Gebäude geben, die nicht für einen schnellen Umstieg von Verbrennerheizungen auf neue Technologien geeignet seien.

Deutscher Städte- und Gemeindebund: "Umsetzung ist unrealistisch"

Die Wärmepumpe ist laut dem ZDH aktuell eine der besten Technologien im Einzel-Gebäudesektor. Das Handwerk fahre hier seine Kapazitäten gerade hoch. Anreize für den Einbau von Wärmepumpen im Neubau und für einen schnellen Austausch von Bestandsheizungen zu setzen, sei sicherlich sinnvoll. "Ehe allerdings bestimmte Techniken im Bestand verboten werden, sollte besser zunächst die energetische Sanierung der Gebäudesubstanz weiter vorangetrieben und für jedes Haus individuelle Lösungen ermöglicht werden", forderte Schwannecke.

Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebunds, Gerd Landsberg, sagte "Bild" zu den Plänen: "Die Umsetzung ist unrealistisch." Er bemängelte, es gebe viel zu wenig Fachkräfte, um die Millionen Heizkessel innerhalb weniger Jahre auszubauen beziehungsweise die Anlagen wie Wärmepumpen zu installieren. Außerdem fehle die nötige Infrastruktur wie beispielsweise leistungsfähige Stromverteilernetze. Auch Ingbert Liebing, Hauptgeschäftsführer des Verbands kommunaler Unternehmen (VKU), hält Habecks Pläne demnach für "nicht machbar". Die geplanten Regeln gingen völlig an der Realität vorbei.

Mit Informationen von dpa

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht's zur Anmeldung!