Archiv: 04.09.2022, Berlin: Denys Schmyhal, Ministerpräsident der Ukraine, gibt ein TV-Statement im Regierungsviertel. Zuvor wurde Schmyhal vom Bundeskanzler empfangen.
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Der ukrainische Ministerpräsident Schmyhal warnt vor einer steigenden Zahl Flüchtender.

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Ukrainischer Ministerpräsident warnt vor Geflüchtetenkrise

Der ukrainische Ministerpräsident Denys Schmyhal bittet angesichts der russischen Angriffe auf die zivile Infrastruktur der Ukraine um mobile Ausrüstung zur Erzeugung von Strom und Wärme. Andernfalls drohe im Winter die Zahl Geflüchteter zu steigen.

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Der ukrainische Ministerpräsident Denys Schmyhal warnt angesichts der jüngsten russischen Luftangriffe auf sein Land vor einer steigenden Zahl Flüchtender. Schmyhal warf Russland vor, es wolle die Ukraine durch Angriffe auf ihre zivile Infrastruktur "in eine humanitäre Katastrophe stürzen". Der Ukraine solle ein kalter Winter beschert werden, in dem viele Menschen erfrieren könnten.

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Schmyhal bittet um Stärkung der zivilen Infrastruktur

Angesichts dessen bat er um "mobile Ausrüstung zur Erzeugung von Strom und Wärme" sowie um Anlagen zur Wasseraufbereitung. Treibstoff für die Generatoren sei "im Augenblick" noch genug da, "aber wenn großräumig Strom und Heizung ausfallen, brauchen wir mehr". Dann brauche sein Land auch "Stromimporte" aus dem Westen. Zudem bat der Ministerpräsident Deutschland um rasche weitere Militärhilfe.

Ukraine braucht Munition und Störsender

Die Ukraine warte "ungeduldig" auf neue Munition, die man "jetzt schon" brauche, sagte Schmyhal. "Es geht buchstäblich um Tage." Auch Störsender seien nötig, um die täglich "zwanzig bis dreißig iranischen Kamikaze-Drohnen" abzuwehren, die Russland gegen die Ukraine einsetze. Das Regime in Teheran bestreitet weiter, Drohnen an Russland zu liefern. Schmyhal lobte das neu gelieferte deutsche Flugabwehr-Raketensystem Iris-T. Es sei mittlerweile im Einsatz und habe "schon sehr, sehr viele Menschenleben gerettet".

Schmyhal: Eingefrorene russische Vermögenswerte nutzen

Für den Wiederaufbau möchte Schmyhal das im Ausland eingefrorene russische Vermögen verwenden. Er sagte, die Schäden durch Russlands Angriff betrügen im Augenblick "mehr als 750 Milliarden" Dollar. Zugleich gebe es eingefrorene russische Aktiva im Wert von 300 bis 500 Milliarden Dollar. "Wir sollten einen Mechanismus zur Beschlagnahme russischer Vermögenswerte entwickeln", sagte er.

Am Montag wird Schmyhal mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) ein deutsch-ukrainisches Wirtschaftsforum in Berlin eröffnen, an dem Spitzenvertretern beider Länder über den Wiederaufbau der Ukraine beraten wollen. Aus der Ukraine werden mehrere Minister nach Berlin reisen oder online zugeschaltet, wie die Veranstalter bekanntgaben.

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