Seit einem Jahr verteidigen sich ukrainische Soldaten und die Zivilbevölkerung gegen russische Angriffe. Ein Jahr, nachdem Bundeskanzler Scholz eine "Zeitenwende" ausgerufen hat, sieht der ukrainische Botschafter in Deutschland, Oleksii Makejew, eine "Betrachtungswende" in Bezug auf Waffenlieferungen aus Deutschland. Im "Interview der Woche" mit BR24 sagte der Diplomat, Deutschland helfe seinem Land, den Krieg zu gewinnen.
- Zum Artikel Ein Jahr Ukraine-Krieg: Frieden ohne Waffenlieferungen?
Ukrainischer Botschafter im Gespräch mit deutschen Politikern
Makejew habe mit vielen Politikern in Deutschland gesprochen und gesehen, welchen Weg diese Politiker zurückgelegt hätten. Im BR24-Interview nahm Makejew Bezug auf die Rede von der "Zeitenwende" von Bundeskanzler Olaf Scholz vor einem Jahr. Wörtlich erklärte er: "Ich sehe auch die Betrachtungswende hier in Deutschland." An den Handlungen von Bundeskanzler und Bundesregierung sehe die Ukraine, dass ihr geholfen werde, diesen Krieg zu gewinnen, so Makejew.
Dabei betonte er auch, wie wichtig es sei, dass die Ukrainer ihre Geschichten erzählten: "Je mehr ich mit Politikern, auch hinter verschlossenen Türen, mit aller Ehrlichkeit die Situation schildere, desto mehr werden wir Ukrainer unterstützt."
Kampfjet-Frage sieht Makejew pragmatisch
Auch zur Diskussion über Kampfflugzeuge nahm der ukrainische Botschafter Stellung. Man müsse in dieser Phase des Krieges praktisch sein und inhaltlich denken: "Wenn unsere Luftwaffe mir sagt, dass gerade die deutschen Flugzeuge - sei es Tornado oder Eurofighter - das ist, was wir brauchen, dann gehen wir in die konkreten Gespräche." So habe man es auch bei anderen Waffensystemen gehalten, so Makejew. Sein Land habe keine andere Wahl, als zu kämpfen. Frieden falle nicht vom Himmel.
Makejew hofft auf baldiges Kriegsende
Der Diplomat zeigte sich zuversichtlich, dass der Krieg bald zu Ende gehen werde. Gleichzeitig betonte er jedoch, dass die Traumabewältigung der Ukraine noch Generationen andauern werde: "Je schneller wir unser Land befreien, je schneller unsere Leute von der Besatzung befreit werden, desto größer sind die Chancen, dass dieses Trauma schneller vorbei ist."
Das Gleiche gelte für eine Versöhnung mit Russland, sagte Makejew: "Wie viele Generationen werden vorbeigehen, dass Russland einen demokratisch gewählten Präsidenten hat und dieser Präsident nach Kiew kommt, zu einem Denkmal der ukrainischen gefallenen Soldaten, und dort, wie Willy Brandt, sich hinkniet? Ich befürchte viele, viele Jahrzehnte."
Zum Jahrestag der russischen Invasion in der Ukraine hat sich Ex-Boxweltmeister Wladimir Klitschko für die Unterstützung der Ukraine bedankt.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!