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Donald Trump

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Trump verleiht "Fake News Award"

Die Verleihung des vom US-Präsidenten erfundenen "Fake News Award" ist nach hinten losgegangen: Erst funktionierte der Link, den Trump auf Twitter postete, nicht. Und für seine Kritiker ist die Aktion ein gefundenes Fressen. Von Martina Buttler

Lange hatte Donald Trump angekündigt, einen Fake News Award zu vergeben. Erst wurde der Termin verschoben, dann war lange unklar was, wann, wie verliehen werden soll. Die Sprecherin des Weißen Hauses, Sarah Huckabee-Sanders, versuchte bei Nachfragen von Journalisten noch gestern zu scherzen:

"Ich weiß, Ihr seid alle gespannt, weil Ihr wissen wollt, ob Ihr die großen Gewinner seid." Sarah Huckabee-Sanders

Am Ende ist die groß angekündigte Preisverleihung ein Link, den der US-Präsident abends um 8 über Twitter veröffentlicht. Dass es dazu aber überhaupt kommt, kritisiert der republikanische Senator Jeff Flake schon am Nachmittag deutlich in einer Rede vor seinen Kollegen:

"Wir hören über Twitter, dass der Präsident heute den Preis für die korruptesten und unehrlichsten Medien verleihen will. Man kann kaum glauben, dass ein US-Präsident sich so ein Spektakel überhaupt gibt. Aber genau das passiert." Senator Jeff Flake

Zahme Liste mit zehn Beispielen für "Fake News"

Am Ende ist der sogenannte "Preis" eine Liste mit zehn Beispielen, die Trump besonders falscher und unehrlicher Berichterstattung beschuldigt. Viermal werden Berichte von CNN zitiert. Auch die New York Times, die Washington Post, Time, Newsweek und ABC sind Teil der Auflistung. Auf Platz 1 landet Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman, der in einem Artikel in der New York Times am Tag von Trumps Wahl erklärt habe, dass sich die US-Wirtschaft nie von diesem Präsidenten erholen werde. Dahinter der Satz: Der Dow Jones auf Rekordhoch. Auf Platz 2 folgt ein Reporter des Fernsehsenders ABC. Der Sender hat ihn wegen einer Falschmeldung in der Russland-Affäre für vier Wochen beurlaubt. Trumps Liste wirkt allerdings fast zahm an einem Tag, an dem der republikanische Senator Jeff Flake eine düstere Abrechnung aufmacht:

"2017 war ein Jahr, in dem die Wahrheit, objektive, empirische, durch Beweise gestützte Wahrheit übler zugerichtet wurde als je zuvor in der Geschichte unseres Landes. Und das vom Mächtigsten im Land. Ein Jahr, in dem das Weiße Haus die Worte 'alternative Fakten' ins amerikanische Lexikon gebracht hat." Senator Jeff Flake

Unter der von Trump veröffentlichten Liste steht eine weitere Liste mit zehn Punkten: Einmal mehr werden Trumps Erfolge bejubelt. Die Kritik von Jeff Flake an Trumps Umgang mit den Medien und der Wahrheit prallt am Weißen Haus ab:

"Er sucht Aufmerksamkeit. Im Weißen Haus begrüßen wir den Kontakt mit den Medien jeden Tag. Ich stehe hier Rede und Antwort, der Präsident auch immer wieder. Der Vorwurf, dass wir nicht offen für diesen Austausch seien, ist einfach nur lächerlich." Sarah Huckabee-Sanders

Republikaner-Kollegen drehen den Spieß um

Für Trump ungewöhnlich der Tweet nach der Veröffentlichung der Liste mit der Medienschelte. Darin schreibt der US-Präsident, dass es viele gute Reporter gebe, die er respektiere und dass es viele gute Nachrichten für die Amerikaner gebe, auf die sie stolz sein könnten. Pünktlich zum Tag der angekündigten Verleihung des Fake News Awards hat auch der republikanische Senator John McCain mit einem Kommentar in der Washington Post Trump aufgerufen, für die Pressefreiheit einzustehen – auch als Beispiel für andere Länder. Er appelliert an den US-Präsidenten, mit seinen Attacken auf Journalisten aufzuhören. Ihre Arbeit sei wichtig für die Demokratie. Und sein Kollege Jeff Flake warnt:

"Mr. President, ein amerikanischer Präsident, der keine Kritik annehmen kann, der ständig ablenkt, verdreht und jemand anderen sucht, den er beschuldigen kann, beschreitet einen gefährlichen Weg. Und ein Kongress, der nicht seine Aufgabe als Kontrolle des Präsidenten wahrnimmt, macht die Gefahr nur noch größer." Jeff Flake

Trump wollte es zu einem Tag der Abrechnung mit den Medien machen. In ihren deutlichen Worten haben zwei seiner Parteikollegen den Spieß aber umgedreht und es zu einem Tag der scharfen Abrechnung mit Trump und seinem Umgang mit Journalisten gemacht.